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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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Man erinnert sich seiner Tätigkeit als Berater der „alten" Volksbühne im Norden <strong>Berlins</strong> und<br />

als Herausgeber ihrer „Dramaturgischen Blätter".<br />

Von seinen 70 Lebensjahren hat Bab 50 in Berlin verbracht. 1880 war er in der Alten<br />

Jakobstraße als Sohn eines Holzkaufmanns zur Welt gekommen. Er wuchs unter Arbeitern<br />

und Kleinbürgern auf, <strong>für</strong> deren Bildung er später segensreich tätig werden sollte. In Berlin ging<br />

er zur Schule; hier (und in Zürich) stu<strong>die</strong>rte er Literaturwissenschaften, <strong>Geschichte</strong> und<br />

Philosophie. Eigentlich hatte er Schauspieler werden wollen. Er versuchte sich auch als<br />

Dramatiker, aber schon als junger Mensch empfand er, daß seine Stärke in der pädagogischen<br />

Praxis am Theater und in der Theaterkritik liege. Bis 1933 schrieb er vor allem <strong>für</strong> <strong>die</strong> „Berliner<br />

Volkszeitung" (im Verlag Rudolf Mosse) und <strong>für</strong> <strong>die</strong> „Welt am Montag", aber auch <strong>für</strong><br />

namhafte Blätter in der „Provinz". Julius Bab dozierte an der Humboldt-Hochschule in Berlin,<br />

er war ein begehrter, weil fun<strong>die</strong>rter Vortragsredner vielerorts im deutschen Sprachgebiet, nicht<br />

zuletzt auch in Veranstaltungen jüdischer Organisationen.<br />

Als seine Mitarbeiter und Freunde 1938 von ihm Abschied nahmen, es war im Haus <strong>des</strong> von<br />

ihm 1933 mitgegründeten „Jüdischen Kulturbun<strong>des</strong> Berlin", fragte man sich, wie er, der an <strong>die</strong><br />

deutsche Sprache gebundene und mit dem deutschen Kulturkreis verbundene Schriftsteller,<br />

sein Wissen und seine Fähigkeiten in der Emigration förderlich und nutzbringend werde<br />

verwenden können. Dennoch: In den USA gehörte er später auch zu den Mitarbeitern der New<br />

Yorker „Staats-Zeitung", doch bereits ab 1952 schrieb er wieder <strong>für</strong> eine deutsche Zeitung,<br />

nämlich <strong>für</strong> <strong>die</strong> „Zeit".<br />

Hans Goslar<br />

Vor etwa zwanzig Jahren erinnerte eine Bio-/Bibliographie über den „preußischen Pressechef<br />

1919-1932" an Hans Goslar, den 1889 in Hannover geborenen und Anfang 1945 im Konzentrationslager<br />

Bergen-Belsen elend zugrunde gegangenen Journalisten. Enger Mitarbeiter <strong>des</strong><br />

preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun, von den Nationalsozialisten bestgehaßt, war er<br />

1933 nach Holland geflüchtet.<br />

Schon früh stand er unter dem Einfluß eines der aktivsten Zionisten, Professor Heinrich Loewe<br />

(1951 in Haifa gest.). Nach dem Ersten Weltkrieg, den er an der Ostfront erlebte, schloß er sich<br />

der Misrachi-Bewegung an und vertrat <strong>die</strong>se von 1928 bis 1933 in der Repräsentantenversammlung<br />

der Berliner jüdischen Gemeinde. Jene Bio-/Bibliographie charakterisiert auch <strong>die</strong> in<br />

Buch- und Aufsatzform erschienenen Veröffentlichungen, beginnend mit seiner Schrift „Jüdische<br />

Weltherrschaft! Phantasiegebilde oder Wirklichkeit?" (1919) und abschließend mit dem<br />

1933 erschienenen politischen Essay „Ausweg oder Irrweg" (Wie Deutschland in Zukunft<br />

regiert werden soll)". Seine ersten Artikel findet man in den Fachorganen der Journalisten und<br />

Verleger. Gemeinsam mit seinem Kollegen im preußischen Innenministerium, Dr. Hans<br />

Hirschfeld (1894-1971), verfaßte er eine Art republikanischer Staatsbürgerkunde unter dem<br />

Titel „Politik und Parlament".<br />

Begonnen hatte Goslar als Wirtschaftsjournalist. Schon früh kam er in <strong>die</strong> Pressestelle <strong>des</strong><br />

preußischen Staatsministeriums, <strong>die</strong> er aufbauen half. 1926 wurde er Ministerialrat. Gleichzeitig<br />

mit Otto Braun trat er im Juni 1932 einen „Urlaub" an - beide hatten dem Staatsstreich von<br />

Papen weichen müssen. Zweifellos der Sozialdemokratie zuzurechnen, war Goslar insofern<br />

eine Ausnahmeerscheinung, als er nicht wie <strong>die</strong> meisten sozialdemokratischen Politiker jüdischer<br />

Herkunft <strong>die</strong> Übernahme jüdischer Funktionen ablehnte. Auch als führender Repräsen-<br />

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