29.01.2013 Aufrufe

Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

das erste Bauwerk <strong>die</strong>ser Epoche und einige daraufhin entstandene Anlagen aus der Zeit kurz<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg im Berliner und deutschsprachigen Raum vorzustellen.<br />

Das Deutsche Stadion<br />

Die Vorbereitungen <strong>für</strong> den Bau <strong>des</strong> Deutschen Stadions gehen zurück auf den 1904 gegründeten<br />

„Deutschen Reichsausschuß <strong>für</strong> Olympische Spiele" (DRA). Dieser Ausschuß beschloß<br />

1906, angeregt durch einen Besuch im Panathenäischen Stadion in Athen (erste Olympiade<br />

1896), auf der von Otto March projektierten Pferderennbahn Berlin-Grunewald 2 <strong>des</strong> Berliner<br />

Reitervereins Union Club, ein Olympiastadion <strong>für</strong> <strong>die</strong> ursprünglich <strong>für</strong> das Jahr 1912 in Berlin<br />

vorgesehenen Spiele zu errichten. 3<br />

Ziel der Planung war es, möglichst viele Wettkampfeinrichtungen in einer Arena zu integrieren<br />

(im Gegensatz zu heute) und das Bauwerk unter Einbeziehung der natürlichen Landschaft als<br />

Stätte nationaler Bildhauerkunst zu repräsentieren. Der Name „Das Deutsche Stadion" entstand<br />

in Verbindung mit dem Vorhaben, eine Anlage <strong>für</strong> nationale Kampfspiele und nationale<br />

Kunst 4 zu schaffen und möglichst allen Bevölkerungsschichten ganzjährig <strong>die</strong> Möglichkeit zum<br />

Ausgleichs- und Leistungssport zu bieten. Finanzielle Schwierigkeiten der Stadt Berlin erlaubten<br />

jedoch nicht <strong>die</strong> Fertigstellung <strong>die</strong>ser Bauanlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Olympiade im Jahr 1912. Die Spiele<br />

wurden <strong>des</strong>halb erst <strong>für</strong> das Jahr 1916 an Berlin vergeben, als feststand, daß <strong>die</strong> Finanzierung<br />

von 2,5 Millionen Reichsmark <strong>für</strong> das Bauwerk von dem Union Club getragen werden konnte.<br />

Hierbei stellte der Union Club jedoch <strong>die</strong> Bedingung, <strong>die</strong> Stadionanlage so zu konzipieren, daß<br />

<strong>die</strong>se weder sichtbar sei noch den Rennbahnbetrieb störe. Die von March angefertigten<br />

Entwürfe sahen <strong>des</strong>halb <strong>die</strong> Bauanlage in einer Sandmulde vor, was durchaus auf Zustimmung<br />

<strong>des</strong> Clubs stieß. Daraufhin wurde im November 1912 mit den Bauarbeiten begonnen, <strong>die</strong> kurz<br />

vor dem 13. Juni 1913, dem Tag der Einweihung, abgeschlossen waren. 5 Genutzt wurde <strong>die</strong><br />

Sportanlage jedoch nicht, wie ursprünglich geplant, zum sportlichen Selbstzweck, sondern bis<br />

Kriegsausbruch <strong>für</strong> Armeemeisterschaften (olympische Vorspiele, <strong>die</strong> vergleichbar waren mit<br />

den deutschen Kampfspielen von 1922). 6 Nach dem Krieg <strong>die</strong>nte das Stadion anfangs <strong>für</strong><br />

Filmarbeiten sowie Unterhaltungsabende, von 1922 an wieder <strong>für</strong> militärische und sportliche<br />

Zwecke. 1920 wurde <strong>die</strong> Stadionanlage der im gleichen Jahr gegründeten Hochschule <strong>für</strong><br />

Leibesübungen zur Verfügung gestellt. Der Raummangel machte 1926 den Bau von zusätzlichen<br />

Quergebäuden am West- und Ostende <strong>des</strong> Schwimmbeckens notwendig. Weitere Umbauten<br />

betrafen vorhandene Räume. Die wachsende Zahl von Sportstudenten erforderte in<br />

unmittelbarer Nähe 1926 einen neuen Hochschulbau. Es entstand das „Deutsche Sportforum"<br />

(Architekt: Werner March, 1894-1976, Sohn Otto Marchs) 7 , heute Hauptquartier der britischen<br />

Schutzmacht. 1933 entschied sich Hitler <strong>für</strong> <strong>die</strong> Neugestaltung <strong>des</strong> Baugelän<strong>des</strong>. Das<br />

Deutsche Stadion wurde 1933 abgerissen und an der gleichen Stelle von 1934 bis 1936 das<br />

heutige Olympiastadion (Architekt: Werner March) <strong>für</strong> <strong>die</strong> bevorstehende Olympiade 1936<br />

errichtet. 8<br />

Die Abbildungen 1 und 2 zeigen das Deutsche Stadion. Es wurde in dreijähriger Bauzeit nach<br />

den Entwürfen Otto Marchs 1913 fertiggestellt. Es handelte sich um ein Erdstadion (Stahlbetonkonstruktion).<br />

Bildwerke deutscher Kunst schmückten es aus. 9 Namhafte Künstler, wie<br />

Ludwig Cauer, Hermann Fuchs, Ludwig Vordermayer, Georg Kolbe u.a., bekamen hier<strong>für</strong><br />

Aufträge. In der Mitte der Königsloge schwebte eine Siegesgöttin auf einer Säule. Auch auf den<br />

Postamenten am Haupteingang <strong>des</strong> Stadions, wo der Tunnel in <strong>die</strong> Arena mündete, wurden<br />

Figuren aufgestellt. 10 Infolge der Einsenkung in das Erdreich, war das Stadion von weitem nicht<br />

erkennbar.<br />

212

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!