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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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müßte sogleich ein Bauplatz bestimmt werden" läßt erkennen, daß schon <strong>die</strong> bestimmte<br />

Vorstellung von Frohnau bzw. <strong>die</strong> Donnersmarcksche Schenkung allem zugrunde liegt.<br />

Auch der Name der Militärkuranstalt wird bereits proponiert: „Haus Kaiser Wilhelm II." In<br />

ähnlicher Form wird er auch im weiteren Schriftwechsel verwendet.<br />

Das Projekt wird dem Reichskanzler dringend gemacht. Aber noch ist auch der Kaiser<br />

vorsichtig. In seiner Randbemerkung - übrigens eine klare und beherrschte Handschrift -<br />

bekundet er seine Zustimmung, ordnet aber an, <strong>die</strong> Einwilligung <strong>des</strong> Herrn Kriegsministers<br />

einzuholen, und setzt den Baubeginn auf <strong>die</strong> Zeit nach Beendigung <strong>des</strong> Krieges fest.<br />

Damit ist der Konfliktstoff bereits gegeben: <strong>die</strong> Kompetenzabgrenzung zwischen militärischer<br />

Anstalt, <strong>die</strong> ja Reichsangelegenheit ist, und privater Finanzierung und den kommunalpolitischen<br />

Folgen. Um ihre Klärung wird es in den nächsten Monaten gehen.<br />

Dann schreitet das Projekt recht plötzlich fort. Telegraphisch erbittet der Komman<strong>die</strong>rende<br />

General im Kriegsministerium/Medizinalabteilung den Reichskanzler als Chef <strong>des</strong> Reichsschatzamtes<br />

um Auskunft, wieweit „<strong>die</strong> Verfügung über Frohnau" ge<strong>die</strong>hen sei - der Plan hat<br />

also weitere konkrete Gestalt angenommen -; er selbst wolle mit dem Kriegsminister „alsbald<br />

dorthin fahren". Die Sache wird mit dem Vermerk „Sogleich" eilig gemacht und sogar um<br />

telegraphische Rückantwort gebeten. Das ist im Mai 1916.<br />

Schon zwei Tage später erfolgt <strong>die</strong> Antwort <strong>des</strong> Reichskanzlers. Aus ihr geht hervor, daß im<br />

Großen Hauptquartier eine entscheidende Besprechung schon im April stattgefunden habe,<br />

wovon er mit Schreiben vom 24. April in Kenntnis gesetzt worden ist. Doch nun hat er<br />

daraufhin in einem ersten handschriftlichen Entwurf seine Bedenken skizziert - sie werden<br />

später in maschinenschriftlicher Form sorgfältiger ausgeführt. Er zögert, weil er im Reichstag<br />

Etatschwierigkeiten zu erwarten hat. Es sei kaum denkbar, <strong>für</strong> 1916 noch einen Ergänzungsetat<br />

über 5 Millionen unterzubringen. Auch kann der Kaiser über <strong>die</strong> zugedachte Vermögenszuwendung<br />

nicht nach persönlichem Ermessen verfügen, sondern er muß sich hohenzollernschem<br />

Hausgesetz zufolge an <strong>die</strong> Richtlinien <strong>des</strong> Ministers <strong>des</strong> Königlichen Hauses halten. Da<br />

es sich ferner um einen zukünftigen Besitz <strong>des</strong> Militärfiskus handeln wird, also Reichsangelegenheit<br />

sein wird, muß der Umfang der „Belastung mit einer beschränkten Dienstbarkeit" -<br />

wahrscheinlich Haftung der Öffentlichkeit gegenüber - geklärt werden. Als Eigentumsform<br />

schlägt er Erbbaubesitz auf 99 Jahre vor. So soll <strong>des</strong>halb der Wettbewerb <strong>für</strong> einen Vorentwurf<br />

<strong>des</strong> Hauses noch aufgeschoben werden. „Das Vorhaben ist noch nicht etatsreif', urteilt er.<br />

Hier beginnt <strong>die</strong> verhängnisvolle Verzögerung. In dem eben erwähnten späteren Schreiben<br />

erörtert Bethmann-Hollweg <strong>die</strong> Kosten von nun 5 '/2 Millionen; man hat aus dem Offizierskurhaus<br />

in Wildbad Vergleichszahlen herangezogen, und <strong>die</strong> hier veranschlagten Kosten gehen<br />

weit darüber hinaus.<br />

Doch nun wird es interessant: Das Militär entfaltet <strong>die</strong> vorantreibende Kraft. Seit es einmal von<br />

der weitschauenden Idee überzeugt ist, spannt es den Rahmen noch großzügiger. - Der<br />

Generaladjutant <strong>des</strong> Kaisers, von Loewenfeld, weist auf <strong>die</strong> Möglichkeit hin, eine „weitherzige"<br />

- das Wort unterstrichen - Durchführung möglich zu machen. Ihm liegt <strong>die</strong> Transportfrage mit<br />

"der Eisenbahn am Herzen, <strong>die</strong> sichern soll, daß Schwerverwundete sofort und leicht ins<br />

Lazarett kommen sollen.<br />

Er hat <strong>die</strong> bisher geübte und weltweit geachtete Fortschrittlichkeit <strong>des</strong> Berliner Medizinalwesens<br />

im Auge und möchte sie hier fortgesetzt sehen. Umsichtig schlägt er vor, sich das<br />

Vorkaufsrecht <strong>für</strong> weitere Grundstücke in Frohnau zu sichern, auf denen <strong>die</strong> wissenschaftlichen<br />

Forschungsinstitute stehen sollen; als Denkmodell stehen offenbar <strong>die</strong> Kaiser-Wilhelm-<br />

Institute und <strong>die</strong> Kaiserin-Friedrich-Stiftung.<br />

„... es wird darauf Bedacht zu nehmen sein, daß <strong>die</strong> Zukunft in Sachen Gesundheitspflege<br />

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