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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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Ein Mann war sehr ärgerlich, daß Maitey nicht mehr ohne Unterbrechung auf der Insel lebte:<br />

der Maschinenmeister Friedrich. Zehn Jahre nach Maiteys Umzug machte er eine Eingabe und<br />

verlangte den Umzug <strong>des</strong> „Neuseeländers" (!) Maitey in eine leerstehende Wohnung auf der<br />

Pfaueninsel. Maitey wurde nach <strong>die</strong>sen offenen und verhüllten Beschwerden Friedrichs, der<br />

eine Oberaufsicht über ihn beanspruchen wollte, offiziell dem Garteninspektor Fintelmann<br />

unterstellt. 71<br />

Es gab einen Grund <strong>für</strong> Friedrichs Verhalten. In Potsdam werden einige sehr schöne Elfenbeinmodelle<br />

aus dem Pfaueninselschloß verwahrt 72 , <strong>die</strong> nach den Akten Friedrich angefertigt hat.<br />

Für <strong>die</strong>se Sammlerstücke, <strong>die</strong> vom König Friedrich Wilhelm III. und der Zarenfamilie sehr<br />

geschätzt wurden, erntete Friedrich Lob und finanzielle Anerkennung. Eigenartigerweise<br />

begann Friedrich mit der Herstellung <strong>die</strong>ser schönen Dinge nach Maiteys Ankunft und hörte<br />

schlagartig nach seinem Umzug damit auf. Pro Modell waren etwa 12 000 Stücke aus Elfenbein<br />

bzw. Perlmutter zu schneiden. 73 Kinder in Hawaii schnitzten dort aus Muscheln und Knochen<br />

Speerspitzen und Angelhaken. Seeleute schnitten auf den langen Segeltouren während ihrer<br />

Frei wachen aus Walroß zahnen. 74 Die Vossische Zeitung berichtet zur Ausstellung, auf der sie<br />

Maitey ihrer Leserschaft vorstellte, über chinesische Kunstgegenstände, <strong>die</strong> von dem Schiff<br />

„Mentor" mit nach Berlin gebracht worden waren: „Man erstaunt über <strong>die</strong> Geschicklichkeit,<br />

mit welcher Chinesen in Perlmutter, Elfenbein und Schildpatte zu arbeiten verstehen, sie<br />

schneiden <strong>die</strong> Figürchen auf Tabaksdosen, zu Schachspielen u.s.w. so sauber aus, wie es <strong>die</strong><br />

Nürnberger Künstler in ihrer besten Zeit nicht verstanden..." Maitey besaß also durchaus eine<br />

entsprechende Vorbildung und Vorwissen zur Durchführung solcher Arbeiten.<br />

Im Pfaueninselschloß gibt es einen gelben Raumteiler, von dem bei den Führungen erzählt<br />

wird, er sei von den Kindern der Königin Louise mit ausgeschnittenen Figuren beklebt worden.<br />

Aus den Akten ging jedoch hervor, daß Friedrich der Künstler war. Auch hier läßt sich gut<br />

denken, daß <strong>die</strong> Feinarbeit von Maitey geleistet wurde. 75<br />

In den Tagen der Revolution von 1848 hielt es der König Friedrich Wilhelm IV. <strong>für</strong> angeraten,<br />

seinen Bruder und Thronfolger Wilhelm nach England ins Exil zu schicken. Er verbarg sich bei<br />

seiner Reise nach Hamburg auf der Pfaueninsel. 76 In der Hansestadt half ihm ein Kaufmann zur<br />

Weiterreise nach England, der sich inzwischen William O'Swald nannte. Es war jener Supercargo<br />

Wilhelm Oswald, der dem jungen Hawaiianer Henry 1823 auf der „Mentor" bei der<br />

ersten deutschen Weltumseglung Asyl gewährt hatte. 77<br />

Auch Maiteys ersten deutschen Beschützer in Berlin traf das Jahr 1848. Die Seehandlung, <strong>die</strong><br />

bisher an den preußischen König unter Rother Gewinne abgeführt hatte, geriet in den Sog der<br />

Wirtschaftskrise und mußte aus Staatsmitteln einen Vorschuß von 1 Mio. Taler aufnehmen.<br />

Nach Rothers Ablösung als Finanzminister und Präsident <strong>des</strong> Unternehmens geriet <strong>die</strong> staatliche<br />

Seehandlung unter einen politisch bedingten Privatisierungsdruck, von dem sie sich nie<br />

wieder erholt hat. 78<br />

Prinz Wilhelm kehrte aus London nach Deutschland zurück und wohnte wieder Maitey<br />

gegenüber im Schloß Babelsberg. In Sichtweite seines Wohnhauses war dort 1843-45 ein<br />

Maschinenhaus entstanden, das ihn an seine ersten Jahre auf der Pfaueninsel erinnerte. Der<br />

Prinz wurde Regent und als Wilhelm I. König von Preußen und deutscher Kaiser. Bei seinen<br />

Wegen zur Insel sah Maitey manchmal eine Miniaturfregatte aus dem <strong>für</strong> sie gebauten<br />

Bootsschuppen segeln. Die „Royal Louise" war ein Geschenk <strong>des</strong> britischen Königs. 79 Dieses<br />

englische Schiffsgeschenk mochte Maitey daran erinnern, daß George IV. seinem König 1822<br />

einen kleinen Schoner, <strong>die</strong> „Prince Regent", als Geschenk hatte überreichen lassen. Sein König<br />

war darüber so begeistert gewesen, daß er sich auf den Weg nach England gemacht hatte. 80 Ein<br />

paar Tage später hatte Maiteys Reise nach Preußen begonnen.<br />

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