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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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nen fotografischen Aufnahmen ist um eine Reihe weiterer Reproduktionen und Planskizzen aus dem<br />

Bahnbereich vermehrt worden. Nicht ganz gelungen ist ein Hinweis auf <strong>die</strong> Einrichtung der späteren<br />

Ringlinie der Großen Berliner Pferdeeisenbahn im Zusammenhang mit dem auf Seite 29 abgebildeten<br />

Wagen No. 1 der seit 1865 nach Charlottenburg verkehrenden Pferdebahn. Inhalt, Aufmachung und<br />

Ausstattung der Piersonschen Neuauflage tragen dazu bei, <strong>die</strong> Berliner Nahverkehrsliteratur um ein<br />

besonders attraktives, lesens- und besitzenswertes Werk zu bereichem. Hans Schiller<br />

Martin Hüriimann: Berlin. Königsresidenz - Reichshauptstadt - Neubeginn. Atlantis Verlag Zürich und<br />

Freiburg i. Br., Leinen, 328 Seiten, 68 DM.<br />

„Wer <strong>die</strong> Reichshauptstadt gekannt hat, vermag beim Wiedersehen nach der Zweiteilung über all den<br />

Kongressen und festlichen Veranstaltungen nicht zu vergessen, daß hier ein einzigartiges, in Jahrhunderten<br />

gewachsenes kommunales Gebilde zugrunde ging." Der <strong>die</strong>s in seinem Epilog „Die zweigeteilte Stadt"<br />

zu <strong>die</strong>sem hervorragenden Berlinband schreibt, ist ein Ausländer <strong>des</strong> Jahrgangs 1897, genauer gesagt ein<br />

Historiker, Verleger, Fotograf und Redaktor, der als Student in <strong>die</strong> Reichshauptstadt gekommen war, sich<br />

dann als Filmproduzent betätigte und schließlich als Herausgeber der Zeitschrift „Atlantis" ein kosmopolitisches<br />

Element auch noch in schweren Jahren und in schwieriger Zeit war. Elf Jahre lang wirkte<br />

Dr. phil. Martin Hürlimann-Kiepenheuer in Berlin, gab schon 1934 ein Buch „Berlin. Bilder und Berichte"<br />

heraus, zu dem der vorliegende Band, den er eigentlich „Die Reichshauptstadt" nennen wollte, das späte<br />

Gegenstück ist: Nur wer sich vergegenwärtigt, was Berlin war, kann ermessen, was der Führer und<br />

Reichskanzler im Namen <strong>des</strong> deutschen Volkes verspielt hat, schreibt der Autor in seinem Vorwort. Am<br />

4. März 1984 ist er in seiner Schweizer Heimat verstorben.<br />

Chronologisch geht er von der Residenzstadt der Hohenzollern bis in unsere Tage vor, wobei er<br />

verständlicherweise den Franzosen und Schweizern in Berlin ein besonderes Kapitel widmet und in einem<br />

Exkurs auch <strong>Berlins</strong> Juden herausstellt. Das durch hervorragende Sachkenntnis ausgezeichnete Buch ist<br />

ein zuverlässiger Führer und will nicht mit neuen Theorien aufwarten. Man freut sich an der treffsicheren<br />

Auswahl der Abbildungen und den nicht weniger glücklich ausgesuchten Zitaten. Berlin wird auch in<br />

seiner Rolle <strong>für</strong> <strong>die</strong> preußische <strong>Geschichte</strong> dargestellt, vor allem während der Märzrevolution 1848. Das<br />

Kapitel „Zwölf Jahre Hitler", aus dem sich „<strong>für</strong> rückblickende Fernsehreportagen freilich nicht alles<br />

(eignet)", kann Martin Hüriimann als Zeitgenosse schreiben, wobei er vor allem auf <strong>die</strong> Vorgänge in der<br />

Preußischen Akademie der Künste eingeht. Hürlimanns Schilderung <strong>die</strong>ses Jahrzwölfts unterscheidet sich<br />

wohltuend von vergleichbaren Darstellungen, <strong>die</strong> nur voreingenommene Urteile zementieren wollen. Das<br />

Ende <strong>Berlins</strong> ist bekannt: Am 23. April 1945 stellen U-Bahn und Stadtbahn den Betrieb ein, am 25. April ist<br />

der Ring um Berlin geschlossen (und am Sonnabend, 28. April, 15 Uhr findet bei Landre, Neue Friedrichstraße<br />

83, der letzte Vortrag <strong>des</strong> <strong>Vereins</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>Berlins</strong> statt: Dr. Paul Rehfeld „Der erste<br />

Verkehr von Massengütern auf der Berliner Eisenbahn", wie man hier ergänzen darf).<br />

Im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um <strong>die</strong> Leitung <strong>des</strong> Kupferstichkabinetts interessiert<br />

<strong>die</strong> Aussage <strong>des</strong> Verfassers, daß <strong>die</strong>ses allein schon durch seine Zeichnungen von Dürer und Rembrandt<br />

eine der bedeutendsten graphischen Sammlungen der Welt ist. Einige Irrtümer (oder Druckfehler) lassen<br />

sich bei einer Neuauflage sicher berücksichtigen. So muß es statt Niederbarmen Niederbarnim heißen<br />

(S. 148), Philipp Scheidemann rief auch nicht von einem Fenster der Reichskanzlei, sondern von der<br />

Freitreppe <strong>des</strong> Reichstags <strong>die</strong> Republik aus (S. 204), und Hegel schließlich ist 1831 nicht ein Opfer der Pest<br />

geworden, <strong>die</strong> schon um 1720 in Europa erloschen ist, sondern er starb an Cholera. Nur an einer Stelle<br />

möchte man wirklich mit dem so sympathischen Martin Hüriimann hadern, wo er schreibt: „Im August<br />

(1961) sichert <strong>die</strong> DDR ihre Grenze durch <strong>die</strong> Berliner Mauer." Hier darf man den Schweizerbürger fragen:<br />

Vor was oder gegen wen? Er meinte wohl „sichert"!<br />

Die uneingeschränkte Empfehlung <strong>für</strong> <strong>die</strong>ses kenntnisreiche, gut geschriebene und glänzend ausgestattete<br />

Buch kann durch eine solche Meinungsverschiedenheit in<strong>des</strong> nicht angetastet werden.<br />

H. G. Schultze-Bemdt<br />

Gerd Koischwitz: Sechs Dörfer in Sumpf und Sand. <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> Bezirkes Reinickendorf von Berlin.<br />

Wilhelm Möller OHG o. J. (<strong>1983</strong>), 250 Seiten, mit zahlreichen alten Fotos und Faksimiles, 39,80 DM.<br />

Das Buch füllt eine Lücke, nämlich das in den letzten Jahren fast in Vergessenheit geratene volks- und<br />

heimatkundliche Wissen wieder in <strong>die</strong> Gegenwart einzubeziehen, was früher <strong>die</strong> Lehrer mit erstaunlichem<br />

Rüstzeug an Wissen betrieben. Es will ein Heimatbuch <strong>für</strong> Jüngere und Ältere werden. So macht es<br />

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