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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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ger haben sich bisher damit zu helfen gewußt, daß sie eine in der Nähe befindliche Holzbude<br />

demoliert und mit... Balken und Brettern sich ein Floß bauten; mittlerweile ist auch <strong>die</strong>ses von<br />

dem Wasser fortgetrieben worden ..."<br />

Auf dem südlich anschließenden Teil <strong>des</strong> Magistratsweges wurden andere Schäden festgestellt.<br />

Ebenfalls im Jahre 1898 wird berichtet, daß <strong>die</strong> Brücke über den Bullengraben derart morsch<br />

war, daß zu wiederholten Malen Pferde und Wagen durch den Bohlenbelag eingebrochen<br />

waren. Zuständig <strong>für</strong> <strong>die</strong> Reparatur der Brücke fühlten sich weder Staaken noch Spandau. In<br />

einem Verwaltungsstreitverfahren, das Staaken gegen Spandau einleitete, siegte 1901 <strong>die</strong> Landgemeinde:<br />

Spandau mußte <strong>die</strong> Kosten übernehmen. Die Unterhaltung <strong>für</strong> Brücke und Weg<br />

wurde u.a. abgeleitet aus Verpflichtungen, <strong>die</strong> Spandau als der einstigen Gutsherrschaft<br />

Staakens oblagen. Dieser unerwünschten Wegebaulast in einem fremden Gemeindegebiet<br />

suchten sich <strong>die</strong> Spandauer Körperschaften zu entledigen, seit 1906 verhandelte der Magistrat<br />

mit Staaken über <strong>die</strong> Ablösung der Verpflichtungen, und 1910 endlich wurde Spandau gegen<br />

Zahlung einer Ablösungssumme von 13000 Mark an Staaken von der Unterhaltung <strong>des</strong><br />

Magistratsweges befreit.<br />

Zögernd ging auch <strong>die</strong> Gemeinde Staaken daran, Straßen zu befestigen, so wurde im Jahre 1905<br />

der westliche Abschnitt der Spandauer Straße in etwa 300 m Länge mit einem 7 m breiten<br />

Fahrdamm gepflastert. Aber nicht nur zu dem Ausbau bestehender Straßen mußte sich <strong>die</strong><br />

Gemeindevertretung entschließen, sie sah sich auch genötigt, sich mit noch gar nicht vorhandenen,<br />

in Zukunft aber notwendigen und herzustellenden Straßen zu befassen, d. h. Bebauungspläne<br />

zu entwerfen, Stadtplanung zu betreiben. Anlaß zu solcher Beschäftigung gab einmal <strong>die</strong><br />

rege Bautätigkeit, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Frage der Festsetzung von Baufluchtlinien entstehen ließ, in einem<br />

erheblichen Ausmaß aber nötigte auch <strong>die</strong> Terrainspekulation, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Gemarkung von Staaken<br />

und Neu-Staaken erfaßt hatte, dazu, sich Gedanken zu einer künftigen baulichen Gestaltung<br />

<strong>des</strong> Gemeindegebietes zu machen.<br />

Den Anfang der vielen weiträumigen Grundstückskäufe und -bewegungen machte <strong>die</strong> „Berliner<br />

Maschinenbau A.G., vormals L. Schwartzkopff" im Jahre 1896. Sie erwarb ein 140 Morgen<br />

großes Gelände nördlich von dem Dorf zwischen der Lehrter und Hamburger Eisenbahn, in<br />

der Absicht, einen Teil ihrer Fertigung dorthin zu verlegen, doch nutzte sie das Terrain nicht<br />

und übersiedelte 1900 mit ihrer Lokomotivfabrik nach Wildau bei Königs Wusterhausen. Die<br />

Staakener Liegenschaften veräußerte „Schwartzkopff" 1913 an den Reichsfiskus, der dort 1914<br />

bis 1917 <strong>die</strong> Gartenstadt Staaken erbaute.<br />

Um 1900 war <strong>die</strong> Berliner Terrainspekulation bis in <strong>die</strong> westlichen, noch landwirtschaftlich<br />

genutzten Teile <strong>des</strong> Spandauer Weichbil<strong>des</strong> vorgedrungen und griff nun auch auf das anstoßende<br />

Neu-Staaken und Staaken über. Die Landwirte veräußerten ihr Ackerland bzw. ihre<br />

Wirtschaften oder stellten sie den Terrainkäufern zum Kaufan. Bevorzugt wurde Gelände in<br />

der Nähe der beiden Eisenbahnlinien. Die Spandau-Staakener Terrain-Gesellschaft hatte<br />

schon vor 1904 Grundstückskomplexe in der Nähe <strong>des</strong> Bahnhofs Staaken und nördlich von<br />

Neu-Staaken erworben, <strong>die</strong> sie <strong>für</strong> Wohn- und Fabrikbauten verwerten wollte. Eine Ansiedlung<br />

von Industrieunternehmen an der Eisenbahn schien ein erstrebenswertes Ziel, das erreichbar<br />

erschien, wenn <strong>die</strong> Staatsbahn in Staaken einen Güterbahnhof anlegen bzw. Gleisanschlüsse<br />

genehmigen würde. In jener autolosen Zeit spielte der Güterbahnanschluß zur Anund<br />

Abfuhr bei den meisten größeren Firmen bei der Standortwahl eine ausschlaggebende<br />

Rolle. Aber auch am Magistratsweg befanden sich 1906 schon große Flächen in den Händen<br />

von Spekulanten oder waren <strong>die</strong>sen zum Kauf angestellt.<br />

Diese Grundstücksbewegungen hatten einen Strukturwandel <strong>des</strong> Dorfes zur Folge. Der „Anzeiger<br />

<strong>für</strong> das Havelland" stellte am 9. April 1907 fest: „In Staaken fängt man, gleichwie es seit<br />

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