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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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hatte G. A. Fintelmann inzwischen <strong>die</strong> Hofgärtnerstelle auf der Pfaueninsel seines nach Charlottenburg<br />

versetzten Onkels Ferdinand Fintelmann eingenommen. Er hatte bei ihm bereits<br />

1819 bis 1822 auf der Pfaueninsel gelernt und war während <strong>des</strong> Baues und der Einrichtung <strong>des</strong><br />

großen Palmenhauses 1829 bis 1831 dort ebenfalls tätig.<br />

In seinem Nachruf auf G. A. Fintelmann bescheinigt der Botaniker Professor Karl Koch<br />

(Wochenschrift <strong>für</strong> Gärtnerei und Pflanzenkunde, 1871, S. 188), daß <strong>die</strong>se Abhandlung auf <strong>die</strong><br />

ganze damalige Zeit großen Einfluß ausgeübt hat. Dieser Text gibt so vorzüglich und charakteristisch<br />

allgemeine und gärtnerische Vorstellungen wieder, daß jeder Versuch, ihn zu referieren,<br />

eine Minderung seines Aussagewertes bedeuten würde. Er wird <strong>des</strong>halb im Original wiedergegeben,<br />

lediglich um <strong>die</strong> drei letzten, gärtnerische Kulturanweisungen enthaltenden Seiten<br />

gekürzt. Die häufigen Entstellungen der botanischen Pflanzennamen darin wurden berichtigt.<br />

Merkwürdigerweise sind <strong>die</strong>se Entstellungen in den Verhandlungen <strong>die</strong> Regel und wurden<br />

damals nicht berichtigt. Ich habe <strong>die</strong> damalige Benennung der Pflanzen belassen, schon um<br />

Vergleiche mit anderen zeitgenössischen Werken zu ermöglichen, und durch eine angehängte<br />

Zahl <strong>die</strong> Verbindung zu dem 160 Nummern umfassenden Anhang hergestellt. Für <strong>die</strong>sen<br />

Anhang habe ich mich der nicht geringen Mühe unterzogen, <strong>die</strong> Identität der genannten<br />

Pflanzen mit den nach den heute gültigen Regeln benannten zu bestimmen und, wo es möglich<br />

war, den deutschen Namen zu geben. Dazu wurden mehrere zeitgenössische Werke, wie Peter<br />

Friedrich Bouche, Die Blumenzucht in ihrem ganzen Umfange, Berlin 1837/38, und moderne<br />

gärtnerische und botanische Werke benutzt. Da der Anhang einen angemessenen Umfang<br />

erhalten sollte, mußte der Versuchung widerstanden werden, auf <strong>die</strong> Persönlichkeiten, nach<br />

denen <strong>die</strong> Pflanzen benannt wurden, und <strong>die</strong>, <strong>die</strong> sie benannten, und <strong>die</strong> Einführungsgeschichte<br />

der Pflanzen selbst einzugehen. Dies ist nur gelegentlich geschehen.<br />

Die Aufgabe der Pfaueninsel-Gärtnerei wird es sein, einen Teil der von Fintelmann genannten<br />

Pflanzen zu kultivieren und zu Schmuckgruppen an den historischen Plätzen zusammenzustellen.<br />

Heikle „Tropenkinder" gehören dazu ebenso wie gärtnerisch verachtete Pflanzen der<br />

Ruderalgesellschaften: Eselsdisteln, Kletten, deren Schönheit und Nutzen <strong>die</strong> ökologische<br />

Bewegung erst wieder zum zweiten Male entdeckt hat. Rizinus soll von Mauran<strong>die</strong>n durchschlungen<br />

werden, „Lianen" müssen in <strong>die</strong> Sträucher und Bäume geworfen werden. Hier liegt<br />

ein weites Feld wiederzugewinnender praktischer und ästhetischer Erfahrung. Doch hören wir<br />

nun Fintelmann:<br />

„Sprechen Schönheit und Mannigfaltigkeit der Blumen zu uns von dem unerschöpflichen<br />

Reichthum der Natur, so erinnert <strong>die</strong> Üppigkeit und Größe der Blätter an ihre Kraft und Fülle;<br />

sie mahnen uns an <strong>die</strong> fernen Tropen, wohin uns unsere Wünsche so oft tragen, dort wo <strong>die</strong><br />

Vegetation in ihrer ganzen Macht herrscht.<br />

Wenn wir unsere Gärten mit solchen Formen zieren, müssen sie uns nicht noch weither werden<br />

als sie uns waren? Wird der geläuterte Geschmack sie je verwerfen können?<br />

Erinnern wir an den Genuß, den der Anblick einer blumenreichen Landschaft gewährt, und<br />

stellen wir daneben <strong>die</strong> Freude, welche eine bunt geschmückte Wiese hervorruft, so sehen wir<br />

auch hier uns mehr von der Form, als von dem reichen Gewirr der Farbe angezogen. Das<br />

spielende Kind pflückt sich Blumen auf der Wiese, und jagt dem Schmetterlinge nach; der<br />

Mann betrachtet <strong>die</strong> schönen Gruppen, bei denen nur Form, ungestört durch bunte Farben,<br />

ergötzt.<br />

Wir wollen nicht weiter <strong>die</strong> Vorzüge eines Landschaftsgartens vor dem Blumengarten verfolgen,<br />

sondern nur sehen, wie wir beide noch schöner ausschmücken können. Oder sollten sich<br />

etwa nicht <strong>für</strong> beide <strong>die</strong> Blattzierpflanzen eignen?<br />

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