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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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Buchbesprechungen<br />

Das Goldene Buch von Berlin. Aus aller Welt in Berlin zu Gast. Einhundert Seiten, ausgewählt aus fünf<br />

Bänden <strong>des</strong> Goldenen Buches von Berlin aus den Jahren 1953-1987. Faksimile-Druck. Herausgegeben<br />

von Wolfgang Miethke und Bernd Thiel. Wedding-Druck Tißler + Lange, Berlin 1987, 59 DM.<br />

Ein Goldenes Buch (in Berlin hat auch <strong>die</strong> östliche Stadthälfte ein derartiges „Gästebuch") leitet seinen<br />

Namen vom Goldenen Buch der Republik Venedig her, in dem <strong>die</strong> 600 Familien verzeichnet waren, <strong>die</strong><br />

dem Großen Rat der Serenissima angehören durften. Das Goldene Buch der Venezianer wurde 1797 unter<br />

dem Freiheitsbaum auf dem Markusplatz verbrannt, das Goldene Buch von Berlin seit der Kaiserzeit ist<br />

1945 bei den Kämpfen verlorengegangen, einige lose Blätter werden im Rathaus Schöneberg aufbewahrt.<br />

Seit 1948 konnten fünf Bände <strong>des</strong> neuen Goldenen Buches mit Unterschriften gefüllt werden. Was <strong>die</strong><br />

hundert Namen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen Nachdruck seit den 50er Jahren ausgewählt wurden, auszeichnet (zumeist<br />

Politiker, ausnahmsweise auch Künstler oder Wissenschaftler), sind nicht nur <strong>die</strong> charakteristischen<br />

Schriftzüge und teilweise auch Anmerkungen bei der Eintragung, sondern auch <strong>die</strong> kalligraphische<br />

Gestaltung der Seiten, <strong>die</strong> seit 34 Jahren von Wolfgang Miethke vorgenommen wird. Vom Preis <strong>des</strong><br />

Buches werden 5 DM <strong>für</strong> <strong>die</strong> Deutsche Krebsgesellschaft, Lan<strong>des</strong>verband Berlin e.V., als Spende abgeführt.<br />

Staatssekretär Leopold Bill von Bredow, Protokollchef <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Berlin, hat dem Buch ein<br />

Geleitwort vorangestellt, in dem er gerade im Jahr <strong>des</strong> 750jährigen Jubiläums <strong>Berlins</strong> auf <strong>die</strong> Eignung<br />

<strong>die</strong>ses schönen Buches zu Geschenkzwecken hinweist.<br />

Mit einer gewissen Rührung oder gar mit Scheu liest man <strong>die</strong> Autographen der Persönlichkeiten, <strong>die</strong> ihre<br />

Berufung zum Politiker mit dem Tod besiegelten: Indira Gandhi (In<strong>die</strong>n) und Sylvanus Olympio (Togo)<br />

ebenso wie <strong>die</strong> Amerikaner John F. Kennedy und Martin Luther King.<br />

Sich selbst oder anderen kann man mit <strong>die</strong>sem Faksimile-Band wahrlich eine Freude bereiten.<br />

H. G. Schultze-Bemdt<br />

Dr. Walter Schneider: Der städtische Berliner öffentliche Nahverkehr. Verlag: Berliner Verkehrsbetriebe<br />

(BVG), Eigenbetrieb von Berlin. 12 Bände, 3500 Seiten, Typoscript, gebunden, 300 DM.<br />

Durch freundliches Entgegenkommen der BVG ist <strong>die</strong> Bibliothek <strong>des</strong> <strong>Vereins</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>Berlins</strong><br />

kürzlich in den Besitz <strong>des</strong> Jahrhundertwerks der Berliner Nahverkehrsgeschichte gekommen, <strong>die</strong> Dr.<br />

Walter Schneider, erster Direktor der Berliner Verkehrsbetriebe, nach langen Jahrzehnten seines Berufslebens<br />

bei der BVG als Dokumentation zusammengestellt hat. Das Werk umfaßt mit seinen zwölf Bänden<br />

auf 3500 Seiten (!) den gesamten Ablauf der Entwicklung <strong>des</strong> Berliner Nahverkehrs von Beginn an bis in<br />

unsere Tage. Autor Schneider war daran gelegen, nicht nur technische und statistische Fakten aneinanderzureihen,<br />

sondern auch <strong>die</strong> Sphäre zu schildern, in der sich <strong>die</strong> wechselvolle Entwicklung im Laufe von<br />

120 Jahren im Berliner Raum vollzogen hat. Er bezeichnet seine Reportage als „Roman <strong>des</strong> Berliner<br />

Nahverkehrs". Schon in der Einleitung erläutert er den Wandel von der „Gehstadt" zur „Fahrstadt" zu<br />

einer Zeit, als es noch keinen Berufsverkehr gab, <strong>die</strong> Geburtsstunde eines allgemeinen Verkehrsbedürfnisses<br />

jedoch schon nahte.<br />

Die erste Kapitelfolge befaßt sich mit den Vorläufern <strong>des</strong> Stadtverkehrs, der Einführung von Sänften zur<br />

Zeit <strong>des</strong> Großen Kur<strong>für</strong>sten, dem Auftauchen der ersten Fiaker und Pferdedroschken, der Torwagen und<br />

dem Entstehen und Vergehen der ersten Pferdeomnibusbetriebe. Es ist ein offensichtliches Ver<strong>die</strong>nst <strong>des</strong><br />

Autors, es in seinem Mammutwerk nicht - wie in ähnlichen Veröffentlichungen üblich - bei einigen<br />

oberflächlichen Kommentaren belassen zu haben, sondern bis ins kleinste Detail zu gehen und so auch<br />

dem ernsthaft interessierten Leser <strong>die</strong> Möglichkeit zu eingehender Erforschung <strong>des</strong> gesamten Berliner<br />

Verkehrsbereiches in allen seinen Sparten zu bieten. So begegnet der Leser immer wieder detaillierten<br />

Angaben über Linienführung, Fahrpläne und Fahrpreisgestaltung der einzelnen Unternehmen, womöglich<br />

mit Angabe von Tagesdaten. Genaue Angaben über Polizeiverordnungen und Dienstvorschriften <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Unternehmer ergänzen das zeitgenössische Bild der einzelnen Entwicklungsphasen. Bedauerlicherweise<br />

verzichtet Schneider aber auf jegliche Quellenangaben, so daß der Leser nicht erfährt, aus welchem<br />

Grund er <strong>die</strong> Eröffnung der ersten Pferdeomnibusbetriebe der „Concessionierten Berliner Omnibuscompagnie"<br />

auf den Monat Dezember 1846 vorverlegt (Bd. 1, S. 104), zu er es jedoch laut eindeutiger<br />

Angabe der „Königlich privilegierten Berlinischen Zeitung" Nr. 305 vom 30. Dezember 1846 erst am<br />

1. Januar 1847 mit der Eröffnung der ersten Linie „Alexander Platz - Odeum, Tiergarten" gekommen ist.<br />

Unvermeidlich sind wohl auch gelegentliche Irrtümer, <strong>die</strong> den Autoren von Werken <strong>die</strong>ser außergewöhnlichen<br />

Dimension unterlaufen. So halte ich <strong>die</strong> Angabe <strong>für</strong> unrichtig, <strong>die</strong> Zeltenlinie der Berlin-Charlottenburger<br />

Pferdeeisenbahn habe zwischen 1872 und 1875 bestanden (Bd. 2, S. 230). Sie wurde laut Zeitschrift<br />

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