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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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schied <strong>die</strong> Gemeindevertretung im folgenden Jahr. Außer den bereits in dem Plan vorgesehenen<br />

projektierten Straßen wollte man noch weitere 16 Straßen in ihm aufnehmen, von denen ein<br />

Teil in Neu-Staaken vom Brunsbütteler Damm aus über <strong>die</strong> Spandauer Straße bis an <strong>die</strong><br />

Lehrter Eisenbahn geführt werden sollte. Gerade <strong>die</strong>ser Teil Neu-Staakens, der ja bereits<br />

stellenweise von einer Bebauung eingefaßt war, wurde 1908 wieder zum Gegenstand städtebaulicher<br />

Erwägung gemacht. Der Bebauungsplanentwurf von 1903 scheint wenigstens z. T., wie<br />

damals häufiger üblich, in schematischen Formen verfaßt worden zu sein. Zur Erschließung<br />

eines Baugelän<strong>des</strong> zwischen Brunsbütteler Damm und Spandauer Straße, vielleicht in der<br />

Gegend <strong>des</strong> heutigen Stieglattenweges, war eine 19 m breite Straße vorgesehen, <strong>die</strong> durch einen<br />

Pfuhl hätte gelegt werden müssen. Der Kreisbaumeister Schütte stellte einen neuen Entwurf<br />

auf. Da das Gelände dem Wohnungsbau <strong>die</strong>nen sollte, hielt er <strong>die</strong> Erschließung durch 12 m<br />

breite Wohnstraßen <strong>für</strong> angemessen, <strong>die</strong> er einerseits nach dem Vorbild Camillo Sittes,<br />

andererseits um den Zugwind von den Straßen fernzuhalten in mäßigen Kurven anlegen wollte.<br />

In der Mitte <strong>des</strong> Blockes sollte ein kleiner Schmuckplatz entstehen. Der Vorschlag wurde nicht<br />

ausgeführt, doch deutet er in Ansätzen Vorstellungen an, wie sie später bei Ausführung der<br />

Gartenstadt Staaken verwirklicht wurden.<br />

Der Plan von 1903 war bald überholt, einmal durch <strong>die</strong> Umgestaltung der Bahnanlagen in<br />

Staaken, zum anderen durch den Bau der Heerstraße im Gemeindegebiet. Außerdem äußerten<br />

<strong>die</strong> Eigentümer größerer Liegenschaften den Wunsch nach Änderung der projektierten Straßen,<br />

da deren Anordnung einer vorteilhaften, d.h. restlosen Aufteilung <strong>des</strong> Gelän<strong>des</strong> in<br />

Baustellen entgegenstand. Die Gemeinde beschloß daher 1908 <strong>die</strong> Aufstellung eines neuen<br />

Bebauungsplanes. Dieser von den Architekten Schulte und Heide entwickelte Plan, dem der<br />

Regierungspräsident in Potsdam 1912 zustimmte, soll sich durch eine gewisse Großzügigkeit bei<br />

der Ausweisung von Plätzen <strong>für</strong> Erholungsanlagen ausgezeichnet haben. Derartige Freiflächen<br />

nahm man in den Plan auf, weil man davon ausging, daß Staaken seinen ländlichen Charakter<br />

einbüßen und sich auch zum Industrieort entwickeln werde. Auf Kritik stieß <strong>die</strong> Idee einer 60 m<br />

breiten Ringstraße, <strong>die</strong> <strong>für</strong> zu aufwendig gehalten wurde. Der Magistratsweg, der Neu-Staaken<br />

durchzog und ein bei nasser Witterung kaum zu passierender Feldweg war, an dem 1913 neun<br />

Häuser anlagen, wurde als 38 m breite Durchgangsstraße vorgesehen. Übrigens machte auch<br />

<strong>die</strong> Einbeziehung Staakens in <strong>die</strong> Vorortbauordnung mit z. T. dreigeschossiger Bebauung <strong>die</strong><br />

Planung ausreichender Erschließungsanlagen erforderlich. Doch blieb der neue Plan oder sein<br />

Entwurf ohne Auswirkungen. Der Architekt Salvisberg hat 1919 nochmals einen Bebauungsplanentwurf<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Gemeinde Staaken aufgestellt.<br />

In den Jahren von 1890 bis etwa 1905 waren in Neu-Staaken <strong>die</strong> meisten Bauten entstanden,<br />

danach stagnierte <strong>die</strong> Bautätigkeit. Unser Ortsteil wies 1913 etwa 60 bebaute Grundstücke auf,<br />

<strong>die</strong> wie erwähnt an einigen Stellen in Gruppen beieinanderlagen. Anstelle der - wenigstens in<br />

<strong>die</strong>sem Teil Staakens - zurückgegangenen Baulust war <strong>die</strong> Terrainspekulation, das Grundstücksgeschäft,<br />

getreten, zur Regelung der bevorstehenden Parzellierungen und Verwertungen<br />

wurden <strong>die</strong> Bebauungspläne entworfen. Aber <strong>die</strong> Bewegung zahlreicher Liegenschaften blieb<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> bauliche Entwicklung irrelevant, und <strong>die</strong> Stadtplanung blieb abstrakt. Schließlich<br />

siedelte sich 1911 doch eine größere Industriefirma in Staaken in Bahnnähe an, den Schwerpunkt<br />

baulichen Geschehens bildete aber seit 1913 <strong>die</strong> Gartenstadt Staaken.<br />

Der Erste Weltkrieg unterbrach das Bauen, <strong>die</strong> Grundstückspekulation und das Planen, und<br />

nach 1920, als Staaken nach Berlin eingemeindet und Ortsteil <strong>des</strong> Bezirks Spandau wurde,<br />

änderte sich auch nichts. Über das halb noch ländliche, halb vorstädtische Staaken mit seiner<br />

überwiegenden Arbeiterbevölkerung wurden weitreichende städtebauliche Entscheidungen<br />

nicht getroffen. Allenfalls durch seinen Flugplatz, auf dem bis zur Eröffnung <strong>des</strong> neuen in<br />

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