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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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Neu-Staaken<br />

Von Arne Hengsbach<br />

Mit „Neu-Staaken" bezeichnete man seit den dreißiger Jahren <strong>des</strong> vorigen Jahrhunderts bis<br />

etwa zur Eingemeindung in Berlin im Jahre 1920 Teilflächen <strong>des</strong> Staakener Gemeindegebietes.<br />

Dabei handelte es sich um das an das Spandauer Weichbild angrenzende Gelände der Staakener<br />

Gemarkung, das sich zu beiden Seiten <strong>des</strong> Magistratsweges, am Brunsbütteler Damm und<br />

an der Spandauer Straße entlang zog. Das Gebiet <strong>des</strong> früheren „Neu-Staaken" gehört heute zu<br />

West-Berlin.<br />

Bei der 1823 abgeschlossenen Ablösung der von dem Kämmereidorf Staaken an <strong>die</strong> Stadt<br />

Spandau zu leistenden Abgaben und Naturallieferungen erhielt der Magistrat von Spandau <strong>für</strong><br />

aufgegebene Berechtigungen umfangreiche Ländereien, den dritten Teil der Staakener Gemarkung,<br />

zugewiesen. Die Spandau zugeteilten Flächen parzellierte der Magistrat und vergab <strong>die</strong><br />

einzelnen Grundstücke in Erbpacht. Zur Erschließung <strong>die</strong>ses „Magistrats"gelän<strong>des</strong> wurde ein<br />

Weg angelegt, der nach seiner Lage und Funktion „Magistratsweg" genannt wurde. Die<br />

Erwerber nutzten <strong>die</strong> Erbpachtgrundstücke, <strong>die</strong> nach 1850 in ihr Eigentum übergingen, landwirtschaftlich.<br />

Ein kleiner Teil von ihnen siedelte sich auf dem neuen Besitz an. Im südlichen<br />

Teil <strong>des</strong> Magistratslan<strong>des</strong> wurde ein großes landwirtschaftliches Anwesen angelegt, das seit<br />

1836 nach seinem Eigentümer einige Zeit „Kitzingers Vorwerk" hieß. Das auch als „Gut"<br />

bezeichnete Grundstück erhielt 1860 den Namen „Amalienhof'. Das weitab vom Dorf Staaken<br />

gelegene Amalienhof nahm kaum an <strong>des</strong>sen Entwicklung teil, führte vielmehr eine Art Eigenleben,<br />

geriet aber dann mehr und mehr in den Einzugsbereich <strong>des</strong> benachbarten Spandau.<br />

Auf den nördlich gelegenen Magistratsländereien ist es nicht zur Bildung so großer Liegenschaften<br />

gekommen. Hier wurden spätestens in den dreißiger Jahren <strong>des</strong> vorigen Jahrhunderts<br />

einige verstreut liegende kleinere Gehöfte erbaut. Die Statistik <strong>für</strong> 1861 führt auf: „Neu-Staaken,<br />

Colonie aus fünf einzelnen Gehöften bestehend." Neben den fünf Wohngebäuden, in<br />

denen 31 Personen lebten, waren noch neun Wirtschaftsgebäude, also Scheunen und dergleichen<br />

vorhanden. Zehn Jahre später, bei der Volkszählung von 1871, bestand der „Abbau<br />

Neu-Staaken" aus sieben Wohnhäusern mit 60 Bewohnern. Nach zeitgenössischen Karten<br />

lagen zu beiden Seiten <strong>des</strong> Magistratsweges vier, später fünf Gehöfte, davon zwei bzw. drei an<br />

der Südseite <strong>des</strong> Brunsbütteler Dammes; zwei unmittelbar südlich <strong>des</strong> Bullengrabens, und zwei<br />

weitere dürften an der Spandauer Straße gestanden haben.<br />

Der um 1823 angelegte Magistratsweg blieb zwar unbefestigt, erhielt aber <strong>die</strong> damals übliche<br />

Bepflanzung mit Straßenbäumen; während aber <strong>die</strong> Landstraßen und -wege in der Umgebung<br />

Spandaus hauptsächlich mit Pappeln und Birken bepflanzt wurden, hatte man den Magistratsweg<br />

ausnahmsweise mit Kirschbäumen besetzt. Einige Jahre jünger als der Magistratsweg<br />

war <strong>die</strong> Chaussee nach Hamburg, der heutige Brunsbütteler Damm. Sie wurde 1828/30<br />

angelegt und nach Fertigstellung von den Personenposten von Berlin nach Hamburg befahren.<br />

Auch <strong>die</strong> Hamburger Chaussee war übrigens bis um 1900 ebenfalls mit Obstbäumen, Apfelund<br />

Birnbäumen, bestanden. Der älteste Weg Neu-Staakens war <strong>die</strong> Spandauer Straße. Sie<br />

bildet mit der Staakener Straße in Spandau den Teil eines alten Weges, der über Staaken nach<br />

Nauen und weiter nach Hamburg führte. An der Staakener Straße in Spandau, in der Gegend<br />

<strong>des</strong> Schlachthofes, stand einst ein Meilenstein: „Er zeigte den von Hamburg kommenden<br />

Fuhrleuten und auch den Reisenden an, welche Strecke sie noch bis Berlin zurückzulegen<br />

hatten" (Anzeiger <strong>für</strong> das Havelland vom 25. Mai 1907). Der Sandsteinsockel, auf dem der<br />

Stein gestanden hatte, wurde 1907, da er den Verkehr störte, vergraben. Beim Bau der<br />

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