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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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Paralipomena - Glienicker Antiquitäten aus dem Kunsthandel<br />

Von Harry Nehls<br />

1985 konnten auf einer Auktion zwei KPM-Vasen, sogenannte Weimar-Vasen, mit Darstellungen<br />

<strong>des</strong> Glienicker Schlosses, Stibadiums, Klosterhofes und Casinos (Abb. 1, 2, 5, 6)<br />

ersteigert werden. 1<br />

„Die Bezeichnung ,Weimar'-Vase geht auf eine Bestellung der Herzogin von Weimar zurück,<br />

deren Gemahl, der Regierende Herzog Karl August von Sachsen-Weimar, am 17. Januar 1786<br />

<strong>die</strong> (Berliner = Anm. <strong>des</strong> Verf.) Manufaktur besuchte." 2 In der zweiten Hälfte <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts<br />

erfuhr <strong>die</strong>ser Vasentypus mit dem <strong>für</strong> ihn so charakteristischen eiförmigen Vasenkörper<br />

auf rundem Fuß eine Neuauflage. Daß <strong>die</strong>se Vasenmodelle antike Vorbilder zur Grundlage<br />

haben, hob jüngst Winfried Baer 3 hervor. In <strong>die</strong> Zeit der Neuauflage gehören auch unsere aus<br />

dem Kunsthandel stammenden Vasen.<br />

Mit großer Sicherheit kann man davon ausgehen, daß sie gleichzeitig sind, genauer gesagt, daß<br />

sie zu einem bestimmten Anlaß bei der KPM in Auftrag gegeben wurden. Einen „terminus post<br />

quem" liefert uns sowohl <strong>die</strong> Karyatide vom Stibadium (Abb. 2, 3), eine 1850 gefertigte<br />

Nachbildung von Rauchs „Ceres" bzw. „Felicitas publica" <strong>für</strong> das Münchener Max-Joseph-<br />

Denkmal 4 (Abb. 4), als auch das Porzellanbildnis <strong>des</strong> „Venetianischen Klosterhofes" (Abb. 5).<br />

den Prinz Friedrich Carl Alexander von Preußen (1801-1883) „zur Erinnerung an seinen oft<br />

wiederholten Aufenthalt in Venedig und zur Aufstellung einer ausgesuchten Sammlung mittelalterlicher<br />

Kunstschätze im Charakter eines Byzantinischen Chiostro" 5 im Jahre 1850 durch<br />

den Architekten Ferdinand von Arnim (1814-1866) errichten ließ. Der Blick <strong>des</strong> Betrachters<br />

unseres Vasenbil<strong>des</strong> wird geschickt vom Kreuzgang hinweg über den Innenhof mit dem<br />

venezianischen Brunnen zur Ostwand gelenkt. In der großen Apsis erkennt man bei genauerem<br />

Hinsehen mehrere eingemauerte Spolien, darunter auch das Grabmal <strong>des</strong> Pietro d'Abano 6 .<br />

Eine ganz ähnliche stimmungsvoll-romantische Innenansicht <strong>des</strong> Klosterhofes zeigt <strong>die</strong> - in<br />

Berliner Privatbesitz befindliche - Ra<strong>die</strong>rung von Bernhard Mannfeld, <strong>die</strong> erst kürzlich in der<br />

Ausstellung „Prinz Karl von Preußen und der Goslarer Kaiserstuhl" der Berliner Staatsbibliothek<br />

zu besichtigen war. Zucholds Datierung der Mannfeldschen Ra<strong>die</strong>rung in <strong>die</strong> „Mitte <strong>des</strong><br />

vorigen Jahrhunderts" 7 bedarf der Korrektur. Karl Julius Bernhard Mannfeld, ein Schüler von<br />

Friedrich Otto Georgi (1819-1874), wurde am 6. März 1848 (!) in Dresden geboren und starb<br />

am 29. März 1925 in Frankfurt am Main. 8 Er kann demnach im Kin<strong>des</strong>alter den Glienicker<br />

Klosterhof kaum gezeichnet haben. Die Ra<strong>die</strong>rung muß daher später datiert werden, etwa in<br />

<strong>die</strong> Zeit 1870 bis 1875.<br />

Vasenbild und Ra<strong>die</strong>rung sind meines Wissens <strong>die</strong> einzigen bisher bekannten zeitgenössischen<br />

Darstellungen vom Interieur <strong>des</strong> Klosterhofes, der dem Prinzen sehr am Herzen lag. Testamentarisch<br />

verpflichtete er <strong>des</strong>halb seinen Sohn Friedrich Karl (1828-1885) dazu, „den Klosterhof<br />

zu Glienicke mit allen eingemauerten Fragmenten" 9 unter Aufwendung eines alljährlichen<br />

Betrages in Höhe von 30000 Mark zu erhalten.<br />

Zurück zu unseren Vasen: Für eine genauere Datierung nach 1850 sind <strong>die</strong> jeweils dreizehn<br />

„Stifternamen" von Bedeutung, <strong>die</strong> im goldra<strong>die</strong>rten Blattrand der Vasen stehen und leider<br />

nicht im Foto, sondern nur am Objekt selber zu erkennen sind. Die Weimar-Vase mit der<br />

Ansicht <strong>des</strong> Klosterhofes und Casinos (Abb. 5, 6) trägt folgende Namen:<br />

1. von Alvensleben 10<br />

2. von Roon"<br />

3. Casper 12<br />

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