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108 Axel Gropp<br />
Lebens seine Paten und Großeltern im Feuerinferno<br />
verloren oder wer erfährt Monate nach<br />
Kriegsende, daß sein Vater nie wieder aus diesem<br />
Kriege zurückkommen wird? Und wer bekommt<br />
andererseits als Flüchtlingskind die<br />
Chance für einen völligen Neubeginn im fröhlichen<br />
Rheinland? Wer erlebt liebevollste Hilfsbereitschaft<br />
in unvorstellbarem Ausmaß von zunächst<br />
fremden Menschen oder wer darf bzw.<br />
muß sich als gerade Konfirmierter in die neue<br />
Rolle eines Pastorensohnes hineinfinden, nach<br />
der zweiten Heirat der verwitweten Mutter?<br />
Auch, wenn meine Essener Lern- und Lebensphase<br />
nur gut fünf Jahre dauerte, so hat sie mich<br />
doch ganz entscheidend geprägt und sicherlich<br />
haben die rückschauend mir noch viel verklärter<br />
und glücklicher erscheinenden Jahre an der<br />
Humboldtschule ganz wesentlich dazu beigetragen,<br />
daß Essen und der Kohlenpott immer meine<br />
Heimat sein werden, auch wenn ich in Berlin<br />
oder am Niederrhein, in Düren oder an vielen<br />
Stellen im Ausland - angefangen in Libyen oder<br />
den USA - insgesamt länger gelebt habe.<br />
Einige berufliche Etappen<br />
Nach ersten beruflichen Gehversuchen in einer<br />
Krefelder Unternehmensberatung führte mich<br />
der Weg zunächst kurzfristig in die Essener<br />
Heimat zur damals noch existierenden Gelsenkirchener<br />
Bergwerks AG zurück, aber bald saß<br />
ich im alkoholabstinenten Tripolis für ein Aral-<br />
Mobil-Oil-Konsortium als einer der jüngsten<br />
Erdölmanager.<br />
Schulische Freundschaft in der nächsten Generation:<br />
2 x Magoley (die großen Mädchen) und 3 x Gropp (die kleinen<br />
Jungen)<br />
Für den externen Betrachter ein fürwahr ungewöhnlicher<br />
Karrieresprung eines außerordentlich<br />
tüchtigen, mutigen und begabten Mannes, für interne<br />
Kenner der Materie... - trotz ganz unge-<br />
wöhnlicher finanzieller und sonstiger Anreize<br />
war sonst niemand in dem großen Konzern zu finden,<br />
der sich auf ein Wagnis Libyen - und das<br />
noch mit der Familie -, einlassen wollte, nachdem<br />
Gaddafi die „Libysch-Arabische-Republik“ ausgerufen<br />
hatte. Die baldige, nicht unerwartete<br />
Verstaatlichung zunächst der britischen, in weiteren<br />
Schritten aller ausländischen Erdölförderungen<br />
machte diesem Abenteuer auch ein<br />
schnelleres Ende als erwartet und geplant.<br />
Axel mit (von links) Johannes, Tobias und Carsten<br />
In Kürze werde ich mich - der Einladung meiner<br />
Kinder folgend - vom Wandel in den vergangenen<br />
drei Jahrzehnten in diesem Teil der arabischen<br />
Welt, der bewußt fernab von allen sonst üblichen<br />
touristischen Verunstaltungen geblieben<br />
sein soll und sich standhaft wehrt gegen zuviel<br />
westlichen Einfluß, selbst überzeugen können.<br />
Aus Tripolis 1974 endgültig nach Deutschland<br />
zurückgekehrt, nach gut drei Jahren Saharasand,<br />
zählte der vormals vermeintliche „König<br />
von Afrika“ nicht mehr viel in der Essener Zentrale<br />
und konnte und wollte sich mit dieser völlig<br />
ungewohnten Rolle einer bedeutungslosen, wenn<br />
auch sehr anständig bezahlten Nummer im großen<br />
Gewusel all der vermeintlich wichtigen Stelleninhaber<br />
des neu entstandenen Ruhrkohlekonzern<br />
nicht abfinden.<br />
Also galt es, sich mit dem Stellenmarkt der FAZ<br />
näher zu befassen. Als ich mich - nach gut zwei<br />
gefüllten Ordnern mit den charmantesten Absagen<br />
auf alle möglichen und wohl auch unmöglichen<br />
Positionen - einmal um einen hochkarätigen<br />
Vorstandsposten beworben hatte und immerhin<br />
die ersten Ausscheidungsrunden ebenso glimpflich<br />
wie ungeschoren glücklich überstanden hatte,<br />
wollte der Aufsichtsratsvorsitzende schließlich<br />
all meine Schulzeugnisse ab Sexta sehen,<br />
die ich vorgab, nicht mehr zu haben. Da er mir<br />
nun wiederum soviel Unordnung nicht zutraute,