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Josef Ostermann 149<br />
Aufzucht verschafften wir uns, indem wir 1975<br />
eine Doppelhaushälfte in Haarzopf kauften und<br />
nach unseren Vorstellungen umbauten. Heute<br />
noch ist es unsere Adresse, und wir fühlen uns<br />
wohl darin.<br />
Nun wird in dem Anschreiben gefragt- "Wie hat<br />
der Humboldtgeist dein Leben geprägt" Wenn<br />
auch die Prägezeit nur 4 Jahre währte, so war<br />
sie für mich doch von besonderem Wert.<br />
Zunächst der Klassenverband der "Z". Der<br />
Zusammenhalt der Klasse.<br />
Wenn wir unsere Kapriolen spielten, z.B. im<br />
Nebel nach der Pause auf dem Schulhof zu<br />
bleiben, bzw. auf das Dach des<br />
Toilettenhäuschens zu klettern, um dann, mit<br />
einer Ohrfeige bestraft, wieder den<br />
Klassenraum betreten zu dürfen, oder nach<br />
Größe geordnet um den "Direktor in spe" Dr.<br />
Loos aus Protest zu kreisen, der uns das<br />
Fußballspielen mit der Blechdose auf dem<br />
Schulhof verboten hatte, was hernach zur<br />
Absetzung unseres Klassensprechers Horst<br />
Kramer führte und Dieter Klamann diesen<br />
Posten erhielt, den er wohl bis zum Schluß<br />
behalten hat.<br />
Bemerkenswert ist: keiner schloß sich bei<br />
solchen Aktionen aus. Ich habe oft erzählt, daß<br />
wir aufgrund der Klassenstärke von 22 Schülern<br />
exakt 2 Mannschaften von 11 Spielern aufstellen<br />
konnten, die manchmal bei Sturm und Regen<br />
oder auch im Schnee in der Sportstunde bei<br />
Utzat begeistert gegeneinander spielten, und<br />
keiner ausfiel. Von den Streichen im<br />
Klassenraum ganz zu schweigen, die aber nicht<br />
bei allen Lehrern auf Verständnis trafen. Ich<br />
erinnere mich, daß St.Rat Bloss deswegen den<br />
Unterricht am Schluß des Tages ohne<br />
Kommentar verlängerte, und keiner von uns zu<br />
protestieren wagte.<br />
Ich habe den überwiegenden Teil der Lehrer in<br />
positiver Erinnerung. Wichtig für sie war ja,<br />
eine Balance zu finden zwischen Respekt,<br />
Menschenfreundlichkeit und Lernerfolg.<br />
Eine persönliche Zuwendung erfuhr ich durch<br />
St.Rat Bittscheid in Musik und St.Rat Utzat in<br />
Leibesübungen, leider nur zwei Nebenfächer.<br />
Beide Lehrer waren streng aber mit Herz, ihr<br />
Einfluß auf mich war nachhaltig. Ich erinnere<br />
mich, welche Mühe Herr Utzat aufbringen<br />
mußte, um mir den Kastensprung beizubringen,<br />
besser um mir die Angst vor der Kastenkante zu<br />
nehmen, denn er wollte mich unbedingt mit zu<br />
den Bannerwettkämpfen nehmen. Christian<br />
Pukowski hatte es früher geschafft, was mich<br />
besonders ehrgeizig machte.<br />
Ich denke an Theo Walke, der häufig montags<br />
den Unterricht damit begann, sich zu<br />
erkundigen, wer denn am Sonntag im Stadion bei<br />
Rotweiß Essen war, um dann einige Bemerkungen<br />
zum Spiel zu machen. Dann allerdings hieß es:<br />
"So Herrschaften, jetzt müssen wir arbeiten"!<br />
Oder an den Zeichenlehrer Mellmann, der die<br />
Malstunde oft zur kurzweiligen Vorlesestunde<br />
machte. Nur einmal habe ich ihn vom Lesen<br />
abgehalten, als ich ihn mit einer unfertigen<br />
Zeichnung reizte, mein "Werk" mit Farbe zu<br />
vervollständigen. Heute hängt es, von ihm<br />
signiert, eingerahmt in meinem Zimmer.<br />
Von St.Rat Möbius habe ich noch bei unserer<br />
Abschlußfeier (in der Uhu Bar) gelernt, daß man<br />
ein Weinglas am Stiel faßt und nicht wie ein<br />
Bierglas. Er war in vielen Dingen uns jungen<br />
Menschen ein guter Ratgeber und Vorbild in<br />
seiner Standhaftigkeit.<br />
Als Zeichen des guten Einvernehmens mit<br />
unseren Lehrern kann ihre rege Teilnahme an<br />
unserer Feier in der Uhu-Bar nach der<br />
Untersekunda gewertet werden.<br />
Nun sollen diese Zeilen nicht den Eindruck<br />
vermitteln, es habe nur Sonnenstunden gegeben,<br />
an vielen Tagen hatte sich auch die Sonne<br />
verfinstert, aber auch das prägt.<br />
Glücklicherweise liegt es in der Natur des<br />
Menschen, die schlechten Dinge zu vergessen,<br />
die guten im Gedächtnis zu behalten. So bleiben<br />
auch mir die Jahre an der Humboldtschule in<br />
bester Erinnerung.