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130 Frieder Kluckhohn<br />

dergesetzt, geschweige denn technische<br />

Regeln dafür aufgestellt und auch die Bauforschung<br />

hatte bis dahin geschlafen.<br />

Um es kurz zu machen, meine Mitarbeiter<br />

und ich waren erfolgreich, durften Forschungsgelder<br />

ausgeben, mit wissenschaftlichen<br />

Institutionen zusammenarbeiten, die<br />

erforderlichen Planungs- und Ausführungshinweise<br />

und fachliche Weisungen erarbeiten<br />

und erlassen. Andere Bundesländer fingen<br />

an, bei uns abzuschreiben. Ich durfte in<br />

Normenausschüssen, und vielen, vielen anderen<br />

Fachgremien mitarbeiten. Ganz langsam<br />

stieg ich auch ein wenig die Leiter nach<br />

oben.<br />

Das Sahnehäubchen war dann der Ruf an die<br />

Uni-Harburg - ein Lehrauftrag, der mir<br />

sehr viel bedeutete. Ich wurde Pflichtfach<br />

mit schriftlicher und mündlicher Prüfung<br />

und konnte nach „Herzenslust Studentinnen<br />

und Studenten die Zukunft versauen“.<br />

Wirklich 2x durchgefallen sind in all den<br />

Jahren nur acht, aber die waren wirklich<br />

nicht zu retten.<br />

Noch einen Satz dazu: wenn ich einigermaßen<br />

erfolgreich war, hatte ich das nicht<br />

zuletzt meinen Mitarbeitern zu verdanken.<br />

Hochqualifizierte, engagierte und fleißige<br />

Diplomingenieure, die zu Teil selber an<br />

Fachhochschulen unterrichteten und mit<br />

denen ich ein unzertrennliches Team bildete.<br />

Was beweist, dass es auch im öffentlichen<br />

Dienst Menschen gibt, die ihre beruflichen<br />

Pflichten in hohem Maße erfüllten.<br />

Was fehlt noch in meiner Rückschau? Ach<br />

ja die Zeit von 1956 bis 1974 - fast 20<br />

Jahre.<br />

Im Wintersemester 56 fing ich in Braunschweig<br />

an, Architektur zu studieren, im<br />

Februar 1964 machte ich mein Diplom an<br />

der TH Karlsruhe. 15 Semester hat das<br />

Ganze gedauert.<br />

Zu lange? Nein, in der Nachschau hätte ich<br />

mich gerne noch einige Zeit weiter als Student<br />

herumgetrieben.<br />

Ab 1964 musste ich richtig arbeiten, 60<br />

Stunden waren die Regel. Ich tingelte als<br />

Wettbewerbsarchitekt durch verschiedene<br />

Büros. Wettbewerbe mussten pünktlich abgegeben<br />

werden, am festgelegten Datum bis<br />

24 Uhr. Es war nicht selten, dass das Paket<br />

mit den Unterlagen am Nachtschalter erst<br />

geschnürt wurde und der Postbeamte mit<br />

dem 24-Uhr-Stempel in der Hand daneben<br />

stand und mit ihm erst gegen 1 Uhr kräftig<br />

auf das Paket drückte - sehr verständnisvoll.<br />

Als Student dagegen genoss ich meine Freiheit<br />

in vollen Zügen. Es gab schließlich viel<br />

interessantere Dinge, als sich eine langweilige<br />

Vorlesung in Baustoffkunde anzuhören.<br />

Ich widmete mich lieber anderen, altersgemäßen<br />

Hobbys. Leider kosteten sie auch<br />

Geld - weil junge Damen zum Beispiel (auch)<br />

ausgeführt werden wollten, was aber in der<br />

Regel die Höhe meines Wechsels überstieg.<br />

Ich musste also nebenbei arbeiten. Alles<br />

mögliche: Holzlager aufräumen, bei der<br />

Ernte helfen, Dosen stapeln, Zeitungen austragen,<br />

Meinungsforscher spielen, d.h. Menschen<br />

befragen für die Verbraucher-Industrie<br />

(auch das gab es damals schon) und<br />

vieles andere mehr.<br />

Und das Reisen kam auch nicht zu kurz,<br />

kreuz und quer durch Europa, auch während<br />

der Vorlesungszeit. So kam ein Semester<br />

zum anderen.<br />

Danach führte ich ein stinknormales, arbeitsreiches<br />

Leben: Gründung einer Bürogemeinschaft,<br />

wieder in Braunschweig, mit<br />

zwei Konsemestern, davor einige Monate im<br />

Planungsamt der Stadt Gelsenkirchen (nix<br />

für mich), zum ersten Mal geheiratet, 1967<br />

wurde Maike geboren, 1968 ging ich nach<br />

Hamburg als freier Mitarbeiter wieder<br />

Wettbewerbe „schrubben“. 1971 folgte ein<br />

weiterer Versuch als freischaffender Architekt.<br />

Meine erste Ehe ging langsam in die Brüche,<br />

Ende 73 die Scheidung, und ab Mitte 74 der

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