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136 Horst Kühn<br />
Horst Kühn<br />
Horst ist in Urlaub, wenn wir unser Jubiläum<br />
feiern. Er hat zunächst überlegt, ob er etwas<br />
schreiben solle, dann aber gemeint, dass sich in<br />
den letzten 25 Jahren nicht allzu viel für ihn<br />
geändert habe. Darum noch einmal Auszüge aus<br />
Horsts Bericht von 1981<br />
Lieber Axel,<br />
... weil zum Zeitpunkt der Zustellung Deines<br />
letzten Schreibebriefes immer noch nicht feststand,<br />
ob das besagte Wochenende im Mai 1981<br />
zu meiner eigenen Verfügung stehen würde. Und<br />
nun steht es leider nicht zu derselbigen.<br />
Eine Bauernhochzeit in Schleswig-Holstein hält<br />
mich ab, ein guter Freund tritt zwar spät, aber<br />
dennoch in den heiligen Stand, in dem viele von<br />
uns sich schon befinden. Ihr werdet es mannhaft<br />
ertragen, das Fest in seiner Gänze ohne<br />
mich feiern zu müssen. Schön aber, zu wissen,<br />
daß es Euch alle noch gibt und Ihr auch derer<br />
gedenkt, die nicht als „Vollreife“, sondern eher<br />
als „Notreife“ drei Jahre vorher abgegangen<br />
sind.<br />
Mein Buschkrieg mit der (un-)geliebten Penne<br />
nahm somit vor nun nahezu 28 Jahren schon sein<br />
unrühmliches Ende. Begraben wurde damals auch<br />
mein Traum von einem Studium der Land- oder<br />
Forstwirtschaft, das mir meine nicht sehr weit<br />
vorausschauenden Eltern weder erlauben noch<br />
finanzieren wollten, mich stattdessen nach heftigen<br />
Kämpfen von der Schule nahmen und mir<br />
das Erlernen eines „ordentlichen“ Berufes vorschrieben.<br />
Und so wurde ich denn ein gelernter Industriekaufmann.<br />
Für mich kein Beruf, geschweige denn<br />
eine Berufung.<br />
In meinen ersten Berufsjahren war ich ein aufmüpfiger<br />
Mitarbeiter mit einer konstanten L...<br />
m... a... A... -Einstellung, den Kopf voller Berufsänderungsvorstellungen,<br />
die ich aber niemals<br />
realisierte. Sei es nun aus Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit<br />
oder schlichter Faulheit. Nach dem<br />
Scheitern meiner eigenen Pläne war mir eigentlich<br />
alles Wurscht.<br />
Im Laufe der Zeit schliff man mir die Ecken ab,<br />
im Jahre 1961 heiratete ich und 1966 ward mir<br />
eine Tochter geboren. Von da ab mußte ich nun<br />
was bringen.<br />
Ich gab meinen stillen Kampf auf, heulte mit den<br />
mich umgebenden Wölfen, begrub den kleinen<br />
Michael Kohlhaas und bin heute als Leiter einer<br />
Arbeitsgruppe in der Abteilung Personalwesen<br />
der Bergbau AG Lippe in Herne tätig.<br />
Im kommenden Herbst geht es weiter aufwärts<br />
und wenn mir der ganze Ruhrbergbau mal gehört,<br />
kaufe ich mir einen Hof mit viel Wald- und<br />
Wildbestand und lade Euch Bäckerburschen zum<br />
50-jährigen Jubiläum ein. Dann hat sich der<br />
Kreis wieder geschlossen.<br />
Zunächst aber muß ich mich noch bescheiden<br />
und meine große Liebe zur Natur in meinen kleinen<br />
Garten einfließen lassen. Mein Refugium ist<br />
stolze 319,5 m 2 klein, mit Garten und Gerätehaus<br />
versehen und verhilft meinen beiden Frauen<br />
und mir zu manch schöner Stunde. Noch bürgerlicher<br />
geht's wohl nimmer.<br />
Was wollt Ihr sonst noch alles wissen?<br />
Meine Schuhgröße ist 43, mein Gewicht 84 kg,<br />
meine Größe 190 cm, von wesentlichen Krankheiten<br />
bin ich bis heute verschont geblieben, meine<br />
Partei ist trotzdem die CDU, Hüte trage ich<br />
nicht, dafür gelegentlich bei längeren Autofahrten<br />
und beim TV eine Brille. ...