Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Karl-Dieter Kemper 123<br />
So fing alles an<br />
Wie der Vater, so der Sohn. Es mußte also<br />
Humboldt sein. Nur, 1947 hatte sich die Schule<br />
an das schönere Ende der Steeler Straße absentiert.<br />
Das hieß für einen Sextaner, am<br />
Viehofer Platz auf die Straßenbahn Richtung<br />
Steele zu warten, bergauf und bergab zu Fuß zu<br />
gehen (nur so schaffte die Bahn die Steigung).<br />
Das hieß, Schichtbetrieb in einer Baracke mit<br />
direktem Wetterkontakt und täglicher Schwedenspeisung.<br />
Im Laufe eines Schülerlebens verbesserten<br />
sich jedoch kontinuierlich die äußeren<br />
Bedingungen bis auf das dauerhafte Provisorium<br />
Schichtbetrieb, das erst zu Beginn der<br />
Oberprima endete. Die Humboldt-Schule kehrte<br />
in die Innenstadt zurück.<br />
Mit Dieter Wiegel im Gebrandenhof (2004)<br />
Besondere Kontakte<br />
Von den Menschen, die mir während der Schulzeit<br />
begegneten, möchte ich drei hervorheben.<br />
Da war in der Unterstufe der Lehrer Rüsing,<br />
der mir während meiner nachkriegsbedingten<br />
langen Krankheitsphasen Mut machte und nachhalf,<br />
die entstandenen Wissenslücken zu schließen.<br />
Da war in der Mittelstufe „Ali“ Gerstenkorn,<br />
dessen Mutter so herrlich russisch kochte,<br />
und der zu Beginn des Ungarnaufstandes<br />
plötzlich verschwand. Und da war in der Oberstufe<br />
nach dem Wechsel von A nach B „Willi“<br />
Wiegel, mit dem ich während unserer Erstsemester<br />
in Münster eine Bude teilte und der<br />
meine erste und bisher einzige Ehe bezeugte.<br />
Was dann kam<br />
Es waren 36 kurze Berufsjahre, hiervon 30 als<br />
Finanzmanager bzw. Finanzbereichsleiter, in<br />
nur einem Unternehmen (aber in drei Konzernen)<br />
der Automobilzulieferindustrie. Diese<br />
Branche ist berüchtigt wegen ihrer extremen<br />
Qualitätsanforderungen, ihrer hohen Kundenbezogenheit<br />
und wegen ihres knallharten Wettbewerbes.<br />
Ich durfte hautnah miterleben und auch mitgestalten,<br />
zunächst die Europäisierung der Märkte,<br />
dann die Vernetzung USA/Japan/Europa,<br />
gefolgt von der Integration der Schwellenländer<br />
und schließlich die Öffnung der osteuropäischen<br />
Märkte. Es war schon ein spannender<br />
Job.<br />
14. Januar 1999 – letzter Arbeitstag<br />
Meine berufliche Entwicklung verdanke ich in<br />
hohem Maße meiner Frau Christel, die alle häuslichen<br />
Probleme von mir fernhielt, zwei Kinder<br />
großzog, zwei Häuser baute, berufsbedingte<br />
Umzüge organisierte und dafür sorgte, daß ich<br />
auf meinen Reisen immer das richtige Gepäck<br />
mitnahm. Und schließlich half sie mir, meine<br />
Pensionisten-Pubertät (papa ante portas)<br />
schnellstmöglich zu überwinden.<br />
Und heute<br />
Heute leben wir beide zusammen mit einer 8jährigen<br />
Bullmastiff-Hündin in einem Holzhaus<br />
auf dem Lande. Unser Dorf Rollesbroich liegt<br />
zwischen dem neuen Naturpark Eifel, den Rurtälern<br />
mit ihren Stauseen und dem wallonischen<br />
Hohen Venn in einer Buchenhecken-Landschaft.<br />
(früher Preußisch-Sibirien).