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Essener Geschichte 1945 – 1956 11<br />
Essener Geschichte<br />
1945 - 1956<br />
1945<br />
31. März: Als erster Stadtteil wird Karnap von<br />
den Amerikanern besetzt.<br />
5.-10. April: In der Nacht vom 5. zum 6.<br />
überschreiten die Amerikaner den Kanal und<br />
rücken in Katernberg, Altenessen, Vogelheim<br />
und Dellwig ein. In den folgenden Tagen werden<br />
Stoppenberg, Kray und Steele besetzt, und am<br />
10. April ziehen die ersten Soldaten in die<br />
Innenstadt ein.<br />
11. April: Die Stadt Essen geht offiziell in die<br />
Hände der Amerikaner über.<br />
16. November: Die Militärregierung übernimmt<br />
die Kontrolle über die Firma Fried. Krupp und<br />
das Eigentum der Familie. Oberst Douglas<br />
Fowles, der eingesetzte Verwalter, teilt den<br />
Prokuristen und Abteilungsleitern mit: „Da draußen,<br />
meine Herren, wird nie wieder ein Schornstein<br />
rauchen. Wo einmal das Gußstahlwerk<br />
stand, werden Gras und Kraut wachsen. Die britische<br />
Militärregierung hat beschlossen, mit<br />
Krupp für alle Zeit Schluss zu machen.“<br />
1946<br />
5.-8. April: Bei der Abstimmung über die<br />
Einrichtung von öffentlichen konfessionellen<br />
Schulen stimmen 29 889 Stimmberechtigte (=<br />
72,9 %) für die konfessionellen Volksschulen.<br />
1. Mai: Eine Schulerhebung erbringt folgenden<br />
Ergebnisse:<br />
Volksschulen:<br />
Hilfs- und<br />
Sonderschulen:<br />
Mittelschulen:<br />
Höhere<br />
Schulen:<br />
Schulen Klassen Schüler Lehrer<br />
118 1.054 55.350 823<br />
21 54 1.406 48<br />
5 88 3.039 114<br />
15 228 7.966 306<br />
Oktober: Eine Umfrage der Essener Nothilfe<br />
ergibt, dass von den befragten 50 000 Schulkindern<br />
24,2 Prozent kein einziges Paar Schuhe,<br />
18,1 Prozent keinen Wintermantel und 21,4 Pro-<br />
zent keine Winterkleidung besaßen. Über die<br />
Hälfte der Kinder besitzt kein eigenes Bett.<br />
1947<br />
Mai: Die Versorgungslage erreicht ihren absoluten<br />
Tiefstand. Zugeteilt werden lediglich 893<br />
Tageskalorien.<br />
18. Juli: Im Handelshof wird die Lesehalle „Die<br />
Brücke“ eröffnet. Sie bleibt bestehen bis 1959.<br />
Oktober: Der schwarze Markt hatte seine eigene<br />
Preisbehörde. Bei Brotknappheit stieg der<br />
Preis eines Brotes von 25 auf 40 RM, bei ausreichendem<br />
Aufruf fiel er auf 15 RM zurück. Butter<br />
war schon einmal auf 150 RM abgesunken.<br />
Als im August 1947 die große Fettknappheit begann,<br />
kletterten die Butterpreise auf 240 RM.<br />
Einigermaßen stabil waren die Zigarettenpreise.<br />
Sie betrugen 3 bis 4 RM für deutsche Zigaretten,<br />
6 bis 7 RM für amerikanische, sogenannte<br />
Amis. Diese Stabilität machte die Zigarette zu<br />
einer Art von festem Währungsersatz. Ein Röllchen<br />
Nähgarn kostete 40 RM, ein Feuerstein 4,<br />
Zigarettenpapier 5, ein Stück Seife 15, Süßstoff<br />
20, eine Flasche Bergmannsschnaps 180,<br />
eine Flasche Wein 60, 1 Pfund Bohnenkaffee<br />
450, ein Paar Straßenschuhe 600, ein Herrenanzug<br />
2500, 1 Tonne Kohlen 500, 1 Tonne Koks<br />
800 RM. Alle diese Dinge konnten wirklich im<br />
schwarzen Handel, auf der Straße, an den bekannten<br />
Stellen oder durch mannigfache unauffällige<br />
Vermittlung erstanden werden.<br />
1948<br />
20. Juni: Am Tage der Währungsreform erhält<br />
jeder Westdeutsche 40 Deutsche Mark (DM).<br />
Das Altgeld ist bis zum 26. Juni abzuliefern und<br />
verfällt einer Abwertung von 10 : 1. In Essen<br />
werden an 844 Zahlstellen 21.850.000 DM ausgegeben.