Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
166 Günter Spieß<br />
häufig sogenannte „Begabtenbeihilfe“ erhielt,<br />
musste ich die Briefe meines Vaters an unseren<br />
Klassenleiter StR Walke ertragen, in denen er<br />
mitteilte, dass er mir das Geld für Theaterbesuche,<br />
Bücher, Klassenfahrten nicht geben<br />
könne. Und sehr belastend für mich waren evtl.<br />
Sammlungen in der Klasse.<br />
An manche Erlebnisse bei Klassenfahrten erinnere<br />
ich mich noch, so an die Fahrt durch Süddeutschland,<br />
wo ich in Urphar zum Glöckner<br />
wurde, an die Spanienreise usw. In diesem Zusammenhang<br />
ist die große Duldsamkeit unseres<br />
Klassenleiters zu nennen. Doch auch andere<br />
haben sich eingeprägt:<br />
OStDir Kindgen, der mir in seiner Güte 200<br />
Mark für den zerschlagenen Klassenschrank<br />
erließ, die Autorität von StR Möbius und StR<br />
Bloß, deren Schritte im Flur schon den Lärm in<br />
der Klasse verstummen ließen und nicht zuletzt<br />
StR Dr. Klencke, der mich 1949 aus der Sexta in<br />
die Quarta Z wechseln ließ.<br />
Eigentlich wollte ich nach dem Abitur ja Holzfäller<br />
in Kanada werden, aber Ali Gerstenkorn,<br />
mit dem ich solche Unternehmungen unmittelbar<br />
nach unserem Abitur besprach, wollte nicht mitkommen,<br />
er sah– mit einem Werkzeugkasten<br />
ausgerüstet – bessere Möglichkeiten im Orient.<br />
Also begann ich erst einmal ein Studium an der<br />
TH Stuttgart: Bauingenieurwesen, mauern<br />
konnte ich ja schon! Ich wohnte bei einer Tante<br />
in Metzingen/Württemberg und weil ich mehr in<br />
einer Maschinenfabrik arbeitete, als ich Zeit<br />
zum Lernen fand, mein neu entdecktes Liebesleben<br />
viel Ärger verursachte (meine Tante hatte<br />
einen Damen- und Herrenfriseursalon) und ich<br />
endlich einmal über Geld verfügen wollte, entschloss<br />
ich mich, Soldat zu werden, nachdem ich<br />
gerade volljährig geworden war.<br />
Armee und Familiengründung 1957 - 1983<br />
Nach der Grundausbildung folgte die Ausbildung<br />
zum Offizier, der Einsatz in der Truppe, die<br />
Prüfung und die Ausbildung zum Stabsoffizier,<br />
Stabsakademie, Verwendung an Schulen des<br />
Heeres, erneuter Truppendienst mit insgesamt<br />
acht Standortwechseln, seit 1962 mit Familie.<br />
In diesem Jahr hatte ich in Lüneburg Ina Cartellieri<br />
geheiratet, die mir drei Söhne schenkte.<br />
Das Soldatenleben hat mir sehr gelegen: der<br />
Umgang mit jungen Männern, viel Bewegung im<br />
Freien, viele Unternehmungen mit großem Risiko,<br />
sehr viel Sport. Bis zu meiner Pensionierung war<br />
ich überall Sportoffizier in Nebenfunktion.<br />
Als Fachsportleiter Leichtathletik, Judo, Volleyball,<br />
Ski-nordisch, beim Fallschirmspringen und<br />
als Delegationschef der Bundeswehr bei den Internationalen<br />
Vier-Tage-Märschen in Nijmegen<br />
(3 Jahre) konnte ich mich körperlich gut „fit“<br />
halten.<br />
In drei Jahren war ich für die Endkämpfe des<br />
Heeres im Soldatensportwettkampf nominiert.<br />
Ausbildertätigkeiten 1983 - 1993<br />
Als Dezernent für Mörserwesen („Mörserpapst“)<br />
beim Heeresamt in Köln war ich verantwortlich<br />
für die Ausbildung der Mörsersoldaten<br />
bis zum Kompaniechef, für Vorschriften, für die<br />
Weiterentwicklung von Waffen, Munition, Gerät,<br />
Feuerleitsystemen und taktischen Konzepten.<br />
Der Kampf um die Gelder im Verteidigungshaushalt<br />
im Konkurrenz zur Artillerie, die Mitarbeit<br />
an Studien, in Arbeitsgruppen der Rüstungsindustrie,<br />
Vorträge in USA, vor Japanern, Koreanern<br />
in Bonn, ausländischen Ingenieuren bei<br />
Lehrgängen der Carl-Cranz-Gesellschaft (Gesellschaft<br />
für technisch-wissenschaftliche<br />
Weiterbildung) und jährliche Vorträge vor den<br />
Bataillonskommandeuren des Heeres sowie wochenlanger<br />
Einsatz als Sachverständiger vor<br />
Gericht trugen wesentlich dazu bei, dass ich<br />
meinen Schreibtisch in Köln nicht allzu sehr<br />
strapazierte. Das waren sehr abwechslungsreiche<br />
bewegte Jahre, leider zum Preis einer Wochenendehe,<br />
da meine Familie seit 1978 in Bad<br />
Kissingen lebte. 1992, ein Jahr vor meiner Pensionierung,<br />
starb meine Frau.<br />
Der Ruhestand 1993 - 2006<br />
Nun begann ich mein „Rentner“-Dasein. Meine<br />
Söhne hatten ihren Beruf und ich noch Zeit, wie<br />
ich glaubte. 1991 wurde ich Mitglied im Alpen