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Einführung in die Linguistik

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6.1. GRUNDBEGRIFFE UND -PROBLEME DER SEMANTIK 99<br />

Beispiel: Die Extension von L<strong>in</strong>guist ist <strong>die</strong> Menge aller L<strong>in</strong>guisten. Die Extension<br />

e<strong>in</strong>es (Behauptungs-) Satzes ist se<strong>in</strong> Wahrheitswert. Beispiel: Der Satz<br />

Helmut Kohl war im Jahr 2000 Bundeskanzler von Deutschland hat <strong>die</strong> Extension<br />

“f” bzw. “0”. Er bedeutet “das Falsche”, wie Frege sich auszudrücken<br />

pflegte.<br />

Anmerkung 45 Extension. Wer von Bedeutung im S<strong>in</strong>ne von Extension<br />

spricht, wird üblicherweise mit Def<strong>in</strong>ition 317 Def<strong>in</strong>ition ungefähr e<strong>in</strong>verstanden<br />

se<strong>in</strong>. Sie geht im wesentlichen auf Frege zurück. Er sprach allerd<strong>in</strong>gs, wenn er<br />

das me<strong>in</strong>te, was man heutzutage Extension nennt, von Bedeutung und nannte<br />

das, was heutzutage viele Intension nennen, S<strong>in</strong>n. Alle folgenden Def<strong>in</strong>itionen<br />

s<strong>in</strong>d Def<strong>in</strong>itionen von S<strong>in</strong>n — im Fregeschen S<strong>in</strong>n.<br />

Def<strong>in</strong>ition 318 S<strong>in</strong>n F rege .<br />

Extension) vgl. [20]<br />

Die Art des Gegebense<strong>in</strong>s der Bedeutung (= der<br />

Def<strong>in</strong>ition 319 Bedeutung W ittgenste<strong>in</strong> I von Sätzen. Menge von Wahrheitsbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Zitat: “E<strong>in</strong>en Satz verstehen heißt, wissen was der Fall ist,<br />

wenn er wahr ist. (Man kann ihn also verstehen, ohne zu wissen, ob er wahr<br />

ist.)” (Tractatus Logico-Philosophicus 4.024, vgl. [63])<br />

Def<strong>in</strong>ition 320 Bedeutung W ittgenste<strong>in</strong> II e<strong>in</strong>es Zeichens Z. Der Gebrauch,<br />

den <strong>die</strong> Sprecher von Z machen (vgl. dazu [64, 1]).<br />

Def<strong>in</strong>ition 321 Intension Mögliche−W elten−Semantik/Situationssemantik e<strong>in</strong>es Zeichens<br />

Z. Funktion, <strong>die</strong> Z für mögliche Welten (bzw. Situationen) e<strong>in</strong>e<br />

Extension zuordnet.<br />

Def<strong>in</strong>ition 322 Intension Moschovakis .<br />

Extension.<br />

Algorithmus zur Berechnung der<br />

E<strong>in</strong>e oder <strong>die</strong> andere der folgenden Def<strong>in</strong>itionen von “Bedeutung” im S<strong>in</strong>ne<br />

von Intension setzen lexikalische Semantiker gern stillschweigend oder explizit<br />

voraus:<br />

Def<strong>in</strong>ition 323 Intension lexikalische Semantik 1 e<strong>in</strong>es Zeichens Z. Die<br />

Menge der semantischen Merkmale von Z.<br />

Def<strong>in</strong>ition 324 Intension lexikalische Semantik 2 e<strong>in</strong>es Zeichens Z. Die<br />

Menge der semantischen Relationen von Z zu (allen anderen) Zeichen Z ′ .<br />

6.1.3 E<strong>in</strong>e Semantikversion des Münchhausen-Trilemmas<br />

Def<strong>in</strong>ition 325 Münchhausen-Trilemma. (Nach dem Philosophen<br />

Hans Albert (vgl. [30, 229]) Sei p 1 e<strong>in</strong>e Behauptung von Wissenschaftler W .<br />

Wissenschaftler V zweifelt, dass p 1 der Fall ist. Er fordert e<strong>in</strong>e Begründung. W<br />

begründet p 1 durch p 2 . V zweifelt aber auch, dass p 2 der Fall ist, er möchte e<strong>in</strong>e<br />

Begründung. W begründet p 2 durch p 3 ... Mit e<strong>in</strong>em Wort, V möchte wenigstens<br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Behauptung (p 1 ) so begründet haben, dass jeder Zweifel unmöglich<br />

ist. Er sucht nach e<strong>in</strong>er letzten Begründung für p 1 . Nach Albert gibt es folgende<br />

grundsätzlich mögliche (und — mit Ausnahme von a) — auch tatsächlich <strong>in</strong> der<br />

Wissenschaft vorkommende) Szenarien:

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