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Einführung in die Linguistik

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2.3. ARTIKULATORISCHE PHONETIK 17<br />

Abbildung 2.2: Klassifikation von Lauten nach dem Luftstromprozess<br />

Luftstrom Richtung Art des Verschlusslauts<br />

pulmonisch egressiv Plosiv<br />

glottalisch egressiv Ejektiv<br />

glottalisch <strong>in</strong>gressiv Implosiv<br />

velarisch <strong>in</strong>gressiv Schnalzlaut<br />

2.3.3 Arten von Lauten<br />

Um e<strong>in</strong>en Laut vollständig zu beschreiben, muss man ihn h<strong>in</strong>sichtlich aller vier<br />

oben aufgezählter Prozesstypen klassifizieren.<br />

Klassifikation nach dem Luftstromprozess (nach [61])<br />

Laute, <strong>die</strong> mit nach außen strömender Luft produziert werden, heißen egressiv,<br />

solche, <strong>die</strong> mit nach <strong>in</strong>nen strömender Luft produziert werden, <strong>in</strong>gressiv.<br />

Laute, <strong>die</strong> mit Lungenluftstrom (d.h. beim Ausatmen) gebildet werden, heißen<br />

pulmonisch (engl. pulmonic) oder pulmonal. Im Deutschen gibt es nur pulmonische<br />

Egressive. Pulmonische Ingressive können Menschen zwar bilden, sie<br />

kommen aber <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er (bekannten) Sprache vor. Laute, <strong>die</strong> mit glottalem Luftstrom<br />

gebildet werden, heißen glottalisch (engl. glottalic), solche, <strong>die</strong> mit velarem<br />

Luftstrom gebildet werden, velarisch (engl. velaric). Glottaler Luftstrom<br />

entsteht durch Auf- bzw. Abwärtsbewegung des Kehlkopfes. Velarer Luftstrom<br />

entsteht wie folgt: Das Ansatzrohr ist durch das heruntergeklappte Velum und<br />

durch e<strong>in</strong> weiteres Artikulationsorgan (Zungenspitze, Zungenrücken oder Lippen)<br />

verschlossen. Beim gleichzeitigen Lösen <strong>die</strong>ser Verschlüsse wird Luft <strong>in</strong> den<br />

Mundraum gesaugt. Glottalisch egressive Laute heißen Ejektive (engl. ejectives),<br />

glottalisch <strong>in</strong>gressive Laute Implosive (engl. implosives) und velarisch <strong>in</strong>gressive<br />

Laute heißen Schnalzlaute (engl. clicks).<br />

Beispiele 6 Laute, nach dem Luftstromprozess klassifiziert. [36]):<br />

a) Ejektiv: velarer Ejektiv [k’] wie <strong>in</strong> Hausa [bak’i] “Ausländer” vs. [baki],<br />

“Monat”<br />

b) Implosiv: dentaler Implosiv [â] wie <strong>in</strong> Hausa [âaka] “Haus<strong>in</strong>neres”vs. [âaka],<br />

“Stampfen”<br />

c) Schnalzlaut: postalveolarer Click [!] wie <strong>in</strong> Hottentottisch [!omi], “Eis”<br />

Abbildung 2.2 fasst das oben Gesagte zusammen.<br />

Klassifikation nach dem Phonationsprozess<br />

Unter Phonation versteht man den Beitrag der Stimmbänder und der Stimmritze<br />

zur Lautbildung. Phonationstypen (engl. phonation types, voice qualities)<br />

unterscheidet man deswegen hauptsächlich nach Stellung und Vibration bzw.<br />

Nichtvibration der Stimmbänder. Der wichtigste Phonationsgegensatz ist der<br />

zwischen Stimmhaftigkeit und Stimmlosigkeit: E<strong>in</strong> Laut, der mit vibrierenden

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