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Einführung in die Linguistik

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3.6. SUPRASEGMENTALE PHONOLOGIE 39<br />

Def<strong>in</strong>ition 124 emphatischer vs. grammatischer Akzent. Der grammatische<br />

(Wort- oder Satz-) Akzent <strong>die</strong>nt der Transparentmachung grammatischer<br />

oder semantischer Strukturen, etwa der Anzeige von Wortgrenzen. Im<br />

Gegensatz zum grammatischen Akzent kann sich der Sprecher beim emphatischen<br />

Akzent heraussuchen, wie er ihn e<strong>in</strong>setzt. Beispiel: Studentínnen, nicht<br />

Studentén.<br />

Def<strong>in</strong>ition 125 Initialakzent. Man sagt, dass e<strong>in</strong>e Sprache Initialakzent<br />

hat, wenn ihre Wörter immer auf der ersten Silbe betont werden (Term<strong>in</strong>us nach<br />

[58]). Beispiele: Althochdeutsch, Tschechisch.<br />

Def<strong>in</strong>ition 126 Ultimaakzent. Man sagt, dass e<strong>in</strong>e Sprache Ultimaakzent<br />

hat, wenn ihre Wörter immer auf der letzten Silbe betont werden (Term<strong>in</strong>us<br />

nach [58]). Beispiel: Französisch.<br />

Def<strong>in</strong>ition 127 Pänultimaakzent. Man sagt, dass e<strong>in</strong>e Sprache Antepänultimaakzent<br />

hat, wenn ihre Wörter immer auf der vorletzten Silbe betont werden<br />

(Term<strong>in</strong>us nach [58]). Beispiel: Polnisch.<br />

Def<strong>in</strong>ition 128 F<strong>in</strong>alakzent. Man sagt, dass e<strong>in</strong>e Sprache F<strong>in</strong>alakzent hat,<br />

wenn sich ihr Wortakzent von h<strong>in</strong>ten her berechnet (Term<strong>in</strong>us nach [58]). Beispiele:<br />

Late<strong>in</strong>, Deutsch. Vgl. zum Verständnis <strong>die</strong> Pänultimaregel <strong>in</strong> Anmerkung<br />

21).<br />

Def<strong>in</strong>ition 129 Quantitätssprache. Sprache mit Quantitätsopposition, d.h.<br />

bei der der Gegensatz zwischen kurzen und langen Lauten bedeutungsrelevant<br />

ist.<br />

Sprachen lassen sich u.a. danach klassifizieren, ob sie e<strong>in</strong>e Quantitätsopposition<br />

aufweisen, d.h., ob <strong>die</strong> Unterscheidung zwischen langen und kurzen Lauten<br />

bedeutungsrelevant ist. F<strong>in</strong>nisch ist e<strong>in</strong>e klassische Quantitätssprache (= e<strong>in</strong>e<br />

Sprache mit Quantitätsopposition): Es kennt lange Vokale und lange Konsonanten.<br />

Außerdem ist im F<strong>in</strong>nischen der Akzent unabhängig von der Quantität.<br />

(Sowohl lange als auch kurze Vokale bzw. Silben s<strong>in</strong>d akzentfähig.) Spanisch<br />

ist e<strong>in</strong>e Sprache ohne Quantitätsopposition. Rhythmologisch zwischen Spanisch<br />

und F<strong>in</strong>nisch s<strong>in</strong>d Deutsch und Italienisch anzusiedeln: Hier ist der Akzent (weitgehend)<br />

abhängig von den Quantitäten (oder von dem, was <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Sprachen<br />

dem Phänomen der Quantität entspricht). Im Gegensatz zum Deutschen gibt es<br />

im Italienischen nicht e<strong>in</strong>e Opposition zwischen langen und kurzen Vokalen, sondern<br />

zwischen langen und kurzen Konsonanten. Es herrscht noch ke<strong>in</strong> Konsens<br />

darüber, wie man <strong>die</strong> Quantitätsopposition des Deutschen genau beschreiben<br />

und benennen soll. (Vgl. dazu [5].)<br />

Anmerkung 21 Akzentgesetz. freier Akzent. Für manche Sprachen<br />

mit freiem Akzent lassen sich Akzentgesetze formulieren, wenn man ihre rhythmischen<br />

und syllabologischen Regularitäten kennt. Beispiel: Die Pänultimaregel<br />

für das klassische Late<strong>in</strong> ([58]): “Der Akzent geht nicht über e<strong>in</strong>e schwere Pänultima<br />

zurück.” [58] (E<strong>in</strong>e Silbe heißt schwer im Late<strong>in</strong>ischen, wenn sie geschlossen<br />

ist, oder e<strong>in</strong>en langen Vokal im Nukleus hat.)

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