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Einführung in die Linguistik

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160 KAPITEL 7. PRAGMATIK<br />

Beispiele für illokutive Akte mit zugehörigem perlokutivem Akt: jemanden<br />

um etwas bitten (illokutiver Akt) und es dadurch von ihm erhalten (perlokutiver<br />

Akt). Jemandem raten, etwas zu tun (illokutiver Akt) und ihn dadurch<br />

dazu br<strong>in</strong>gen, dass er es tut (perlokutiver Akt). Searles Term<strong>in</strong>ologie bezüglich<br />

der Aspekte von Sprechakten weicht etwas von der Term<strong>in</strong>ologie Aust<strong>in</strong>s ab.<br />

Abbildung 7.6 gibt e<strong>in</strong>en Überblick über Aust<strong>in</strong>s und Searles Term<strong>in</strong>ologien.<br />

7.4 Theorie der Kontextabhängigkeit von Bedeutungen<br />

7.4.1 Deixis<br />

Deixis ist sicherlich <strong>die</strong> offensichtlichste und am stärksten konventionalisierte<br />

Form der Kontextabhängigkeit von Bedeutungen.<br />

Def<strong>in</strong>ition 410 deiktischer Ausdruck. <strong>in</strong>dexikalischer Ausdruck.<br />

Ausdruck, dessen Extension von den Umständen se<strong>in</strong>er Äußerung (= von se<strong>in</strong>em<br />

Kontext) abhängt. Unter Deixis versteht man <strong>die</strong> Eigenschaft, deiktisch zu se<strong>in</strong>.<br />

Beispiele für deiktische Ausdrücke: ich, du, ... (alle Personalpronom<strong>in</strong>a), me<strong>in</strong>,<br />

de<strong>in</strong>, ... (alle Possessivpronom<strong>in</strong>a), hier, da drüben, ..., jetzt, heute, nächstes<br />

Jahr, ....<br />

Beispiel 100 deiktischer Ausdruck. Dass Sätze, <strong>die</strong> deiktische Ausdrücke<br />

enthalten, nicht ohne Kenntnis der Umstände ihrer Äußerung <strong>in</strong>terpretiert<br />

werden können, zeigt sehr schön folgendes Beispiel von Lev<strong>in</strong>son: Nehmen<br />

wir an, wir würden folgenden Text <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Flasche im Meer f<strong>in</strong>den: “Meet me<br />

here a week from now with a stick about this big” ([33, 55].<br />

7.4.2 Folgerungsbeziehungen, <strong>die</strong> nicht alle<strong>in</strong> mit wahrheitsfunktionaler<br />

Semantik beschreibbar s<strong>in</strong>d<br />

Def<strong>in</strong>ition 411 Implikation. logische Folgerung. Man sagt, dass e<strong>in</strong><br />

Satz S 1 e<strong>in</strong>en Satz S 2 impliziert bzw. dass S2 logisch aus S 1 folgt gdw. es nicht<br />

se<strong>in</strong> kann, dass S 1 wahr, S2 aber falsch ist (d.h. gdw. immer dann, wenn S 1<br />

wahr ist, auch S2 wahr ist); logisches Symbol: → (vgl. auch Def<strong>in</strong>ition 383.).<br />

Die Implikation ist <strong>die</strong> semantische e Folgerungsbeziehung. In den nächsten<br />

Abschnitten werden wir Folgerungsbeziehungen betrachten, <strong>die</strong> — zum<strong>in</strong>dest<br />

nach Me<strong>in</strong>ung vieler L<strong>in</strong>guisten — nicht alle<strong>in</strong> mit wahrheitsfunktionaler Semantik,<br />

d.h. mit Semantik im engeren S<strong>in</strong>n beschreibbar s<strong>in</strong>d. Pragmatische<br />

Folgerungsbeziehungen werden teils als Relation zwischen Äußerungen und Propositionen,<br />

teils als Relation zwischen Sätzen und anderen Sätzen bzw. Propositionen<br />

aufgefasst. Wir fassen Sätze als (Repräsentationen von) Äußerungstypen<br />

auf und betrachten pragmatische Folgerungsbeziehungen als Relationen zwischen<br />

Sätzen. Wo es nötig ist, geben wir zusätzlich Äußerungsumstände an.<br />

D.h. wir werden Behauptungen folgender Art machen: Satz S 1 impliziert pragmatisch<br />

Satz S 2 .’ bzw. Wenn Satz S 1 unter den und den Umständen geäußert<br />

wird, impliziert er pragmatisch Satz S 2 . Abbildung 7.7 gibt e<strong>in</strong>en Überblick über<br />

pragmatische Folgerungsbeziehungen.

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