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Einführung in die Linguistik

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166 KAPITEL 7. PRAGMATIK<br />

d) Die Maxime der Relevanz Mache nur relevante Äußerungen.<br />

e) Die Maxime der Modalität Drücke dich klar aus, <strong>in</strong>sbesondere:<br />

1. Vermeide Dunkelheit.<br />

2. Vermeide Mehrdeutigkeiten.<br />

3. Fasse dich kurz.<br />

4. Sage alles <strong>in</strong> der richtigen Reihenfolge.<br />

Was, fragst du dich jetzt vielleicht (oder zum<strong>in</strong>dest hoffe ich das), haben<br />

Maximen <strong>die</strong>ser Art <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> L<strong>in</strong>guistik zu suchen? Wie s<strong>in</strong>d<br />

sie geme<strong>in</strong>t? Als Behauptungen, das heißt als deskriptive Theorie des Sprecherverhaltens<br />

können sie nicht geme<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>: Erstens stehen sie im Imperativ und<br />

zweitens verhalten sich Sprecher tatsächlich oft nicht so, wie Grices Maximen es<br />

fordern. Also müssen <strong>die</strong> Maximen präskriptiv geme<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>. Doch welche Art<br />

von Präskriptivität liegt hier vor? S<strong>in</strong>d Grices Maximen e<strong>in</strong>e ethische Theorie?<br />

Soll damit geme<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>, dass es z.B. unmoralisch ist, zu lügen oder sich<br />

unklar auszudrücken? Wenn das so wäre, dann wären sie hier fehl am Platz.<br />

Die genaue Bestimmung des Status der Griceschen Maximen ist e<strong>in</strong> schwieriges<br />

philosophisches Problem. Wir begnügen uns mit folgender Antwort:<br />

Die Konversationsmaximen s<strong>in</strong>d Rationalitätspr<strong>in</strong>zipien: Für e<strong>in</strong>e Menge von<br />

Sprechern S ist es rational, d.h. es ist im Interesse von S, <strong>die</strong> Konversationsmaximen<br />

möglichst zu befolgen. (Das heißt nicht, dass es deswegen für jeden Sprecher<br />

s ∈ S <strong>in</strong> jeder Situation rational wäre, <strong>die</strong> Maximen zu befolgen.) Denn <strong>die</strong> Befolgung<br />

der Konversationsmaximen optimiert <strong>die</strong> sprachliche Kommunikation.<br />

Dies gilt aus zwei Gründen: Erstens optimiert <strong>die</strong> Befolgung der Konversationsmaximen<br />

<strong>die</strong> Kommunikation direkt: Wenn ich e<strong>in</strong>em Hörer h etwas mitteilen<br />

will, heißt das, dass ich e<strong>in</strong> Interesse daran habe, dass er mich versteht. (Und<br />

als Hörer, als Gesprächsteilnehmer hat auch h e<strong>in</strong> Interesse daran, mich zu verstehen;<br />

wenn auch vielleicht nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Situation, wo er von mir um e<strong>in</strong>en<br />

Gefallen gebeten wird.) Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass h mich versteht, kann ich<br />

u.a. dadurch maximieren, dass ich Maxime e) befolge. Die zweite Weise, auf <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong> Befolgung der Konversationsmaximen <strong>die</strong> Kommunikation optimiert, besteht<br />

dar<strong>in</strong>, dass, wenn der Großteil der Sprecher <strong>die</strong> Maximen meistens weitgehend<br />

befolgt (was der Fall ist), man als Sprecher bzw. Hörer anderen im Gespräch unterstellen<br />

kann, dass sie <strong>die</strong> Maximen befolgen. Deswegen versteht man e<strong>in</strong>ander<br />

auch dann, wenn man <strong>die</strong> Konversationsmaximen sche<strong>in</strong>bar verletzt. Betrachten<br />

wir zu <strong>die</strong>sem Phänomen e<strong>in</strong> Beispiel (nach [33, 102]):<br />

Beispiel 104 Konversationsmaximen. Kooperationspr<strong>in</strong>zip.<br />

a) A: “Wo ist Müller?’<br />

B: “Vor dem Haus von Meier steht e<strong>in</strong> grüner Audi.”<br />

Ist es denkbar, dass A mit B’s Antwort zufrieden ist? Ich glaube schon. B<br />

verletzt sche<strong>in</strong>bar <strong>die</strong> Hauptmaxime. Se<strong>in</strong> Verhalten sche<strong>in</strong>t nicht kooperativ<br />

zu se<strong>in</strong>. Denn er antwortet nicht direkt auf A’s Frage. Wenn A B allerd<strong>in</strong>gs<br />

unterstellt, dass B sich trotz sche<strong>in</strong>barer Unkooperativität an <strong>die</strong> Maxime a)<br />

gehalten hat, dann kann er sich <strong>die</strong> gewünschte Information erschließen: A’s<br />

Kalkül könnte man sich wie folgt vorstellen.

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