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Einführung in die Linguistik

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106 KAPITEL 6. SEMANTIK<br />

verschieden präzisiert. Manche sehen e<strong>in</strong>e semantische Brücke zwischen zwei<br />

Wörtern W 1 und W 2 schon dann, wenn W 1 und W 2 früher e<strong>in</strong>mal ähnliche<br />

Bedeutungen hatten. Beispiel für e<strong>in</strong>e “semantische Brücke” <strong>die</strong>ser Art: Hamburger<br />

1 (“Bewohner Hamburgs”), Hamburger 2 (“Semmel mit Hackfleischklumpen”).<br />

Im Komponentenanalyseansatz könnte man sagen: Zwischen zwei Wörtern W 1<br />

und W 2 besteht e<strong>in</strong>e semantische Brücke gdw. sie m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> nichttriviales<br />

semantisches Merkmal geme<strong>in</strong>sam haben (Def<strong>in</strong>ition frei nach Mel’čuk). Beispiel<br />

für e<strong>in</strong> triviales semantisches Merkmal: Alle Substantive haben das semantische<br />

Merkmal “Entität”.<br />

Def<strong>in</strong>ition 333 Synonymie. Äquivalenz. Man nennt n (n > 1) Ausdrücke<br />

synonym, wenn sie <strong>die</strong>selbe Bedeutung haben. Zwei Sätze, <strong>die</strong> <strong>die</strong>selbe<br />

Bedeutung haben, nennt man äquivalent. Lexikalische Funktion: Syn. Beispiele:<br />

Aufzug, Fahrstuhl, Lift: Syn(Aufzug) = Fahrstuhl, Lift.<br />

Anmerkung 52 Synonymie.<br />

a) (unbefriedigendes) Kriterium für (völlige) Synonymie: Zwei Zeichen Z 1<br />

und Z 2 s<strong>in</strong>d synonym, wenn sie <strong>in</strong> allen nichtepistemischen Kontexten<br />

(siehe Def<strong>in</strong>ition 335) salva veritate durche<strong>in</strong>ander ersetzt werden können.<br />

Beispiel: Der Satz Ich fuhr mit dem Lift <strong>in</strong> den dritten Stock ist genau dann<br />

wahr, wenn Ich fuhr mit dem Aufzug <strong>in</strong> den dritten Stock wahr ist. Beispiel<br />

für Nichtersetzbarkeit synonymer Ausdrücke <strong>in</strong> epistemischen Kontexten:<br />

Die Sätze 1 und 2 müssen nicht denselben Wahrheitswert haben:<br />

1. Hans glaubt, dass Fritz mit dem Aufzug gekommen ist.<br />

2. Hans glaubt, dass Fritz mit dem Fahrstuhl gekommen ist.<br />

b) Völlige Synonymie ist <strong>in</strong> natürlichen Sprachen sehr selten.<br />

Def<strong>in</strong>ition 334 epistemisches Prädikat. Prädikat, mit dem man auf E<strong>in</strong>stellungen<br />

von Personen zu Sachverhalten (Propositionen) referieren kann. Beispiele<br />

für epistemische Prädikate: glauben, dass ..., wollen, dass ..., hoffen, dass<br />

..., usw.<br />

Def<strong>in</strong>ition 335 epistemischer Kontext. E<strong>in</strong> Wort steht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em epistemischen<br />

Kontext, wenn es im Geltungsbereich e<strong>in</strong>es epistemischen Prädikats steht.<br />

Beispiele: Alle kursiv gedruckten Wörter von a) bis c) stehen <strong>in</strong> epistemischen<br />

Kontexten:<br />

a) Fritz glaubt, dass Maria Lehrer<strong>in</strong> ist.<br />

b) Fritz möchte, dass Maria s<strong>in</strong>gt.<br />

c) Fritz hofft, dass Gore Präsident wird.<br />

Def<strong>in</strong>ition 336 salva veritate.<br />

Ohne Änderung des Wahrheitswerts.<br />

Def<strong>in</strong>ition 337 Hyponymie vs. Hyperonymie. Zeichen Z 1 ist e<strong>in</strong><br />

Hyponym von Zeichen Z 2 (Zeichen Z 2 ist e<strong>in</strong> Hyperonym von Zeichen Z 1 ) gdw.<br />

m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er der folgenden Sätze analytisch wahr ist:

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