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Einführung in die Linguistik

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70 KAPITEL 5. SYNTAX<br />

Silben: PLV, PV, VLP. E<strong>in</strong>ige nichtwohlgeformte deutsche Silben: LPV,<br />

LPL, VPL.<br />

c) G = colourless, green, ideas, sleep, furiously, ...<br />

S = englische Satzgestalten. E<strong>in</strong> wohlgeformter Satz <strong>in</strong> S: colourless green<br />

ideas sleep furiously. E<strong>in</strong> nichtwohlgeformter Satz <strong>in</strong> S: green sleep ideas<br />

coulourless furiously<br />

Wenn man auch Semantik <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ähnlich abstrakten S<strong>in</strong>n gebraucht wie<br />

wir gerade Syntax gebraucht haben, dann können wir sagen, dass jede Theorie<br />

e<strong>in</strong>er Sprache S genau aus drei Komponenten besteht: e<strong>in</strong>em Lexikon (e<strong>in</strong>er<br />

Aufzählung aller atomaren Terme von S), e<strong>in</strong>er Syntax (e<strong>in</strong>er Menge von Regeln<br />

darüber, welche Komb<strong>in</strong>ationen von Termen möglich s<strong>in</strong>d) und e<strong>in</strong>er Semantik<br />

(e<strong>in</strong>er Menge von Regeln zur Interpretation der Bedeutung der Ausdrücke von<br />

S).<br />

Ziel jeder syntaktischen Theorie e<strong>in</strong>er Sprache S ist <strong>die</strong> vollständige und<br />

korrekte Aufzählung aller Ausdrücke, <strong>die</strong> <strong>in</strong> S wohlgeformt s<strong>in</strong>d. Da es <strong>in</strong> den<br />

meisten Sprachen (natürlichen und künstlichen) unendlich viele wohlgeformte<br />

Ausdrücke gibt, kann man sie nur rekursiv aufzählen.<br />

5.3 Exkurs II: Rekursive Aufzählung der wohlgeformten<br />

Ausdrücke e<strong>in</strong>er Sprache<br />

Beispiele 46 rekursive/<strong>in</strong>duktive Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>er Sprache.<br />

Die hiermit def<strong>in</strong>ierte Sprache LA:<br />

a) Aufzählung der atomaren Terme: A, B, C, ..., Z s<strong>in</strong>d Terme von LA.<br />

b) Rekursionsschritt: Wenn φ e<strong>in</strong> Term von LA ist, dann ist auch (∗φ) e<strong>in</strong><br />

Term von LA. Wenn φ und ψ Terme von LA s<strong>in</strong>d, dann s<strong>in</strong>d auch (φ$ψ),<br />

(φ/ψ) und (φ%ψ) Terme von LA.<br />

c) Abschlussklausel: Sonst ist nichts e<strong>in</strong> Term von LA.<br />

Beispiele für wohlgeformte Sätze <strong>in</strong> LA: (∗((A$B)%(Z/Y ))), ((∗(U%H)))%X.<br />

Beispiele für nichtwohlgeformte Sätze <strong>in</strong> LA: ∗(UF/R), ∗$I.<br />

Mit den Klauseln a) bis c) haben wir e<strong>in</strong>e vollständige syntaktische Theorie<br />

von LA. Das ist deswegen ke<strong>in</strong>e Kunst, weil bei LA Syntax M und Syntax O<br />

zusammenfallen: Wir legen bei der Def<strong>in</strong>ition von LA fest, was wohlgeformt<br />

se<strong>in</strong> soll. Wenn wir dagegen e<strong>in</strong>e Syntax M des Deutschen h<strong>in</strong>schreiben möchten,<br />

f<strong>in</strong>den wir gewisse wohlgeformte O Ausdrücke, das heißt, e<strong>in</strong>e Syntax O vor und<br />

müssen unsere Syntax M so e<strong>in</strong>richten, dass sie genau (d.h. alle und nur) <strong>die</strong><br />

Ausdrücke erzeugt bzw. als wohlgeformt auszeichnet, <strong>die</strong> tatsächlich (<strong>in</strong> der<br />

Syntax O ) wohlgeformt s<strong>in</strong>d.<br />

5.4 Konstituenz<br />

Def<strong>in</strong>ition 248 Konstituenz.

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