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George Orwell - 1984.pdf

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nur besitzen konnte. Sie wohnten in großen prächtigen<br />

Häusern mit dreißig Dienstboten, fuhren in Automobilen<br />

und vierspännigen Wagen umher, tranken Champagner,<br />

trugen Zylinderhüte –«<br />

Der alte Mann wurde auf einmal lebendig. »Zylinder!«<br />

rief er aus. »Komisch, daß Sie das erwähnen. Dasselbe fiel<br />

mir erst gestern ein, ich weiß nicht, warum. Ich dachte nur<br />

eben, daß ich seit Jahren keinen Zylinder mehr gesehen<br />

hab’. Einfach von der Bildfläche verschwunden sind sie.<br />

Das letzte Mal, daß ich einen auf hatte, war beim Begräbnis<br />

meiner Schwägerin. Und das war – nun, ich könnte Ihnen<br />

das Datum nicht nennen, aber es muß fünfzig Jahre her<br />

sein. Natürlich war er nur für die Gelegenheit ausgeliehen,<br />

Sie verstehen.«<br />

»Das mit den Zylindern ist nicht sehr wichtig«, sagte<br />

Winston geduldig. »Der springende Punkt ist, daß diese<br />

Kapitalisten – zusammen mit ein paar Juristen, Pfarrern<br />

und so weiter, die von ihnen lebten – die Herren dieser<br />

Erde waren. Alles war für sie da. Die anderen – das einfache<br />

Volk der Arbeiter – waren ihre Sklaven. Sie konnten<br />

mit ihnen machen, was sie wollten. Sie konnten sie nach<br />

Kanada verschiffen wie das liebe Vieh. Sie konnten mit<br />

ihren Töchtern schlafen, wenn es ihnen paßte. Sie konnten<br />

die Leute mit einem Ding, das die neunschwänzige<br />

Katze hieß, auspeitschen lassen. Man mußte vor ihnen<br />

die Mütze ziehen. Jeder Kapitalist ging mit einem Trupp<br />

Lakaien umher, die –«<br />

Der alte Mann wurde wiederum lebhafter. »Lakaien!«<br />

sagte er. »Das ist auch ein Wort, das ich ewig nicht<br />

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