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George Orwell - 1984.pdf

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Die Wohnung der Parsons war größer als die von<br />

Winston und auf eine andere Art schäbig. Alles sah hier<br />

abgestoßen und niedergetrampelt aus, so als seien die<br />

Räume eben von einem großen wilden Tier heimgesucht<br />

worden. Sportgeräte – Hockeyschläger, Boxhandschuhe,<br />

ein aus den Nähten geplatzter Fußball, eine verschwitzte,<br />

umgekrempelte Turnhose – lagen sämtlich über den Fußboden<br />

verstreut, und auf dem Tisch war ein Durcheinander<br />

von schmutzigem Geschirr und eselsohrigen Schulbüchern.<br />

An den Wänden hingen knallrote Wimpel der Jugendliga<br />

und der sogenannten Späher, nebst einem Plakat vom<br />

Großen Bruder in Großformat. Auch hier schwebte der<br />

übliche Kohlgeruch, der dem ganzen Haus anhaftete, in<br />

der Luft, aber er war von einem schärferen Schweißdunst<br />

geschwängert, nach dem Schweiß eines – wie man vom<br />

ersten Schnuppern an wußte, wenn man auch schwer<br />

den Grund dafür hätte sagen können – im Augenblick<br />

abwesenden Menschen. In einem ändern Zimmer versuchte<br />

jemand im Takt der Militärmusik, die noch immer aus<br />

dem Televisor dröhnte, auf einem Kamm mit darüber<br />

gespanntem Toilettenpapier zu blasen.<br />

»Es sind die Kinder«, sagte Frau Parsons mit einem<br />

halb furchtsamen Blick auf die Tür. »Sie sind heute nicht<br />

aus dem Haus gekommen. Und natürlich –«<br />

Sie hatte eine Angewohnheit, ihre Sätze mittendrin<br />

abzubrechen. Der Küchenausguß war fast bis zum Rand<br />

voll mit schmutzig-grünlichem Wasser, das schlimmer<br />

als alles andere nach Kohl stank. Winston kniete nieder<br />

und untersuchte das gebogene Verbindungsstück des<br />

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