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George Orwell - 1984.pdf

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verstand, was der Große Bruder sagte. Es waren nur ein<br />

paar Worte der Ermutigung, Worte, wie sie im Kampflärm<br />

einer Schlacht ausgestoßen werden, nicht im einzelnen<br />

unterscheidbar, die aber einfach dadurch, daß sie ausgesprochen<br />

werden, die Zuversicht wiederherstellen. Dann<br />

zerrann das Gesicht des Großen Bruders wieder, und statt<br />

seiner erschienen in klaren großen Buchstaben die drei<br />

Parteiwahlsprüche:<br />

KRIEG BEDEUTET FRIEDEN<br />

FREIHEIT IST SKLAVEREI<br />

UNWISSENHEIT IST STÄRKE<br />

Aber das Gesicht des Großen Bruders schien sich noch<br />

einige Sekunden auf dem Sehschirm zu behaupten, so als<br />

sei der Eindruck, den es auf der Netzhaut aller Zuschauer<br />

hervorgebracht hatte, zu lebhaft, um sogleich zu verlöschen.<br />

Die kleine Frau hatte sich über die Lehne des vor<br />

ihr stehenden Stuhles nach vorne geworfen. Mit einem<br />

bebenden Flüstern, das wie »Mein Retter!« klang, breitete<br />

sie die Arme dem Sehschirm entgegen. Dann barg sie<br />

ihr Gesicht in den Händen. Offensichtlich sprach sie ein<br />

Gebet.<br />

Jetzt stimmten alle Versammelten einen kraftvollen,<br />

langsamen und rhythmischen Sprechchor an: »G–B! …<br />

G–B! … G–B!« – wieder und immer wieder, sehr langsam,<br />

mit einer langen Pause zwischen dem ersten G und dem<br />

zweiten B – in einem feierlichen, murmelnden, seltsam<br />

ungestüm wirkenden Ton, so daß man als Begleitung das<br />

Stampfen nackter Füße und das dumpfe Dröhnen von<br />

Tamtams zu hören glaubte. Vielleicht dreißig Sekunden<br />

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