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George Orwell - 1984.pdf

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hochzuziehen. Von drunten erscholl der vertraute Gesang<br />

und das Scharren von Schuhen auf den Steinplatten. Die<br />

muskulöse Frau mit den roten Armen, die Winston bei<br />

seinem ersten Besuch dort gesehen hatte, war fast ein<br />

Inventarstück des Hofes. Es schien keine Tagesstunde zu<br />

geben, zu der sie nicht zwischen Waschzuber und Wäscheleine<br />

hin und her ging, wobei sie sich abwechselnd mit<br />

Wäscheklammern den Mund vollstopfte und schmalzige<br />

Lieder anstimmte. Julia hatte sich auf die Seite gekuschelt<br />

und schien bereits im Begriff einzuschlafen. Er griff nach<br />

dem Buch, das auf dem Fußboden lag, und setzte sich,<br />

gegen das Kopfteil des Bettes gelehnt, auf.<br />

»Wir müssen es lesen«, sagte er. »Du auch. Alle Mitglieder<br />

der Brüderschaft müssen es lesen.«<br />

»Lies du es«, sagte sie mit geschlossenen Augen. »Lies<br />

es laut vor. Das ist die beste Methode. Dann kannst du<br />

es mir gleich dabei erklären.«<br />

Die Uhrzeiger deuteten auf sechs, was soviel hieß wie<br />

achtzehn Uhr. Sie hatten noch drei oder vier Stunden vor<br />

sich. Er stützte das Buch gegen seine Knie und begann<br />

zu lesen:<br />

1. Kapitel<br />

Unwissenheit ist Stärke<br />

Seit Beginn der geschichtlichen Überlieferung, und<br />

vermutlich seit dem Ende des Steinzeitalters, gab es auf der<br />

Welt drei Menschengattungen: die Ober-, die Mittel- und<br />

die Unterschicht. Sie waren mehrfach unterteilt, führten<br />

zahllose verschiedene Namensbezeichnungen, und sowohl<br />

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