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George Orwell - 1984.pdf

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vergrößert so den Unterschied zwischen einer Gruppe<br />

und einer anderen. An dem Lebensstandard zu Anfang<br />

des zwanzigsten Jahrhunderts gemessen, führt selbst ein<br />

Mitglied der Inneren Partei ein hartes, arbeitsreiches Leben.<br />

Dennoch sieht seine Welt durch die paar Vorzüge, deren er<br />

sich erfreut – seine große, gut eingerichtete Wohnung, den<br />

besseren Stoff seiner Anzüge, die bessere Qualität seines<br />

Essens, Trinkens und Tabaks, seine zwei oder drei Dienstboten,<br />

sein Privatauto oder Helikopter –, anders aus als<br />

die eines Mitglieds der Äußeren Partei, und die Mitglieder<br />

der Äußeren Partei genießen einen ähnlichen Vorteil im<br />

Vergleich mit den von uns als »die Proles« bezeichneten,<br />

unterdrückten Massen. Die soziale Atmosphäre gleicht<br />

der einer belagerten Stadt, in der der Besitz eines Stückes<br />

Pferdefleisch den Unterschied zwischen Reichtum und<br />

Armut bedeutet. Gleichzeitig läßt das Bewußtsein, im<br />

Kriegszustand und deshalb in Gefahr zu sein, es als die<br />

natürliche, unvermeidliche Bedingung für ein Weiterleben<br />

erscheinen, die gesamte Macht in die Hände einer kleinen<br />

Kaste zu legen.<br />

Der Krieg erfüllt nicht nur, wie man sehen wird, das<br />

notwendige Zerstörungswerk, sondern erfüllt es auch in<br />

einer psychologisch annehmbaren Weise. Im Prinzip wäre<br />

es ganz einfach, die überschüssige Arbeit der Welt dadurch<br />

verpuffen zu lassen, daß man Tempel und Pyramiden<br />

baut, Löcher gräbt und sie wieder zuschüttet, oder sogar<br />

große Mengen von Gütern erzeugt und sie dann verbrennt.<br />

Aber damit wäre nur die wirtschaftliche, nicht aber die<br />

gefühlsmäßige Basis für eine hierarchische Gesellschafts-<br />

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