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George Orwell - 1984.pdf

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nem Gesicht flößte unwiderstehlich diesen Gedanken<br />

ein. Und doch stand in diesem Gesicht eigentlich weniger<br />

mangelnde Strenggläubigkeit als einfach Intelligenz<br />

geschrieben. Jedenfalls sah er wie ein Mensch aus, mit<br />

dem man reden konnte, wenn man es fertig brachte, dem<br />

Televisor ein Schnippchen zu schlagen, und ihn allein zu<br />

fassen bekam. Winston hatte nie den geringsten Versuch<br />

gemacht, seine Vermutung auf ihre Richtigkeit hin zu<br />

prüfen: praktisch gab es auch keine Möglichkeit dazu.<br />

O’Brien warf in diesem Augenblick einen Blick auf seine<br />

Armbanduhr, sah, daß es fast elf Uhr war, und beschloß<br />

offenbar, in der Abteilung Registratur zu bleiben, bis die<br />

Zwei-Minuten-Haß-Sendung zu Ende war. Er setzte sich<br />

auf einen Stuhl in derselben Reihe wie Winston, zwei Plätze<br />

von ihm entfernt. Eine kleine aschblonde Frau, die in der<br />

Abteilung neben Winston beschäftigt war, saß zwischen<br />

ihnen … Das Mädchen mit dem schwarzen Haar saß<br />

unmittelbar dahinter.<br />

Im nächsten Augenblick brach ein scheußlicher, knirschender<br />

Kreischlaut, als ob eine riesige Maschine völlig<br />

ungeölt liefe, aus dem großen Televisor am Ende des<br />

Raumes hervor. Es war ein Lärm, bei dem einen eine<br />

Gänsehaut überlief und sich die Nackenhaare sträubten.<br />

Die Haß-Sendung hatte begonnen.<br />

Wie gewöhnlich war das Gesicht Immanuel Goldsteins,<br />

des Volksfeinds, auf dem Sehschirm erschienen. Da und<br />

dort im Zuschauerraum wurde gezischt. Die kleine aschblonde<br />

Frau stieß ein aus Furcht und Abscheu gemischtes<br />

Quieken hervor. Goldstein war der Renegat, der große<br />

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