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George Orwell - 1984.pdf

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ließ wieder nach. Er öffnete die Augen. O’Brien hatte die<br />

Hebel zurückgedreht.<br />

»Wie viele Finger, Winston?«<br />

»Vier. Ich glaube, es sind vier. Ich würde fünf sehen,<br />

wenn ich könnte. Ich versuche, fünf zu sehen.«<br />

»Was wollen Sie: mir einreden, Sie sähen fünf, oder sie<br />

wirklich sehen.«<br />

»Sie wirklich sehen.«<br />

»Noch einmal«, sagte O’Brien.<br />

Der Zeiger war vielleicht bei achtzig, neunzig. Winston<br />

konnte sich nur in Abständen entsinnen, warum der<br />

Schmerz da war. Hinter seinen verdrehten Augenlidern<br />

schien ein Wald von Fingern sich in einer Art Tanz zu<br />

bewegen, sich zu verflechten und wieder aufzulösen,<br />

einer hinter dem anderen zu verschwinden und wieder<br />

zu erscheinen. Er versuchte, sie zu zählen, ohne sich<br />

erinnern zu können, warum er das tat. Er wußte, daß es<br />

unmöglich war, sie zu zählen, und daß das irgendwie mit<br />

der geheimnisvollen Gleichheit zwischen fünf und vier<br />

zusammenhing. Der Schmerz ließ wieder nach. Als er die<br />

Augen öffnete, sah er noch immer das gleiche: zahllose<br />

Finger glitten immer noch wie sich bewegende Bäume<br />

wechselweise nach beiden Seiten vorüber. Er schloß wieder<br />

die Augen.<br />

»Wie viele Finger halte ich hoch, Winston?«<br />

»Ich weiß nicht, weiß es nicht. Sie töten mich, wenn Sie<br />

noch einmal einschalten. Vier, fünf, sechs – ganz ehrlich<br />

gesagt, ich weiß es nicht.«<br />

»Schon besser«, sagte O’Brien.<br />

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