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George Orwell - 1984.pdf

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geworden, und der Mund hob sich in lebhafterem Rot<br />

als vorher von ihrer Blässe ab. Mit einem flehentlichen<br />

Ausdruck, der mehr nach Angst als nach Schmerz aussah,<br />

blickten ihre Augen in die seinen.<br />

Ein seltsames Gefühl regte sich in Winstons Herzen. Zu<br />

seinen Füßen lag ein Feind, der ihm nach dem Leben trachtete;<br />

zugleich aber auch ein Mensch, der von Schmerzen<br />

gequält wurde und sich vielleicht einen Knochen gebrochen<br />

hatte. Instinktiv war er herbeigeeilt, um ihr zu helfen.<br />

In dem Augenblick, als er sie auf den verbundenen Arm<br />

fallen sah, war ihm gewesen, als fühlte er den Schmerz<br />

am eigenen Leibe.<br />

»Haben Sie sich verletzt?« fragte er.<br />

»Es ist nichts. Nur mein Arm. Es wird gleich wieder<br />

gut sein.«<br />

Sie sprach, als stocke ihr das Herz. Jedenfalls war sie<br />

sehr bleich geworden.<br />

»Sie haben sich hoffentlich nichts gebrochen?«<br />

»Nein, mir fehlt nichts. Es tat einen Augenblick weh,<br />

das ist alles.«<br />

Sie streckte ihm ihre freie Hand entgegen, und er half<br />

ihr auf. Sie hatte wieder etwas Farbe bekommen und schien<br />

sich bedeutend besser zu fühlen.<br />

»Es ist nichts«, wiederholte sie kurz. »Ich verspürte nur<br />

einen Stich im Handgelenk. Danke, Genosse!«<br />

Und damit ging sie so unbeschwert in der gleichen<br />

Richtung weiter, als sei tatsächlich nichts geschehen. Der<br />

ganze Zwischenfall konnte keine halbe Minute gedauert<br />

haben. Seine Gefühle durch nichts zu verraten, war für<br />

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