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Experimentelle Untersuchung von Versprechern bei Zwangspatienten ...

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<strong>Experimentelle</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> <strong>Versprechern</strong> <strong>bei</strong> <strong>Zwangspatienten</strong><br />

2 VERSPRECHER<br />

Einen Einblick in die verborgenen Vorgänge der Sprachproduktion können Ereignisse liefern,<br />

in denen die ihr zugrundeliegenden Prozesse gleichsam „aus dem Tritt geraten“; solche<br />

Ereignisse sind Versprecher. Da <strong>bei</strong> der Sprachproduktion ein hohes Maß an Regularität in<br />

ihren Erscheinungsformen zu beobachten ist, kann da<strong>von</strong> ausgegangen werden, dass<br />

Versprecher das Ergebnis derselben Prozesse sind, die auch der versprecherfreien<br />

Sprachproduktion zugrunde liegen.<br />

„Es ist ein alter methodologischer Grundsatz, dass wir Aufschluss über die funktionelle Struktur<br />

mentaler Prozesse, die uns ansonsten unzugänglich sind, aus ihren Störungen gewinnen können“<br />

(Dittmann, 1988, S. 40).<br />

Versprecher sorgen nicht nur manchmal für Erheiterung auf Seiten der Hörer und<br />

Verlegenheit auf Seiten des Sprechers, sondern bilden auch eine wichtige Datenbasis <strong>bei</strong> der<br />

psycholinguistischen 3 Modellbildung. Obwohl Versprecher <strong>bei</strong> jeglicher Art der<br />

Sprachverwendung vorkommen, im Erst- und Zweitspracherwerb ebenso wie <strong>bei</strong><br />

pathologischem Sprachverlust, wird die Analyse in der Regel auf das Verhalten kompetenter,<br />

erwachsener, muttersprachlicher Sprecher beschränkt. Nur <strong>bei</strong> dieser Versprechergruppe<br />

lassen sich Sprechfehler <strong>von</strong> sogenannten Kompetenzfehlern klar unterscheiden.<br />

Als Ursprung der Versprecherforschung gelten die Ar<strong>bei</strong>ten <strong>von</strong> Meringer und Mayer (1895)<br />

und Meringer (1908). Leuninger (1993) sieht in ihnen Mitbegründer der kognitiven<br />

Linguistik, weil sie den Zusammenhang zwischen Sprachstruktur und den psychologischen<br />

Mechanismen gesehen haben, aufgrund derer die Planung <strong>von</strong> Äußerungen erst möglich ist.<br />

Ein Versuch, Versprecher auch als Beleg für mögliche Organisationsformen mentaler<br />

Prozesse zu verstehen, findet sich <strong>bei</strong> Lashley (1951). Zur gleichen Zeit erscheint eine<br />

Publikation <strong>von</strong> Wells (1951) über die Auffassungen <strong>von</strong> Meringer und Mayer sowie Freud<br />

<strong>von</strong> <strong>Versprechern</strong>. Freud (1901, 1916) benennt zusätzlich zu Meringers linguistischen<br />

Erklärungen non-linguistische Faktoren, die zu <strong>Versprechern</strong> führen können, nämlich<br />

bewusste, vorbewusste und unbewusste Gedanken. Nach Freud beruhen Versprecher auf<br />

einem Kompromiss zwischen einer zurückgedrängten Intention und einer bewussten Absicht<br />

(siehe Kap. 2.5.1).<br />

Fromkins (1973) Monographie 'Speech errors as linguistic evidence' markiert einen neuen<br />

Aufschwung in der Versprecherforschung. Ihr Beitrag basiert auf dem Nachweis, die<br />

Einheiten, die in <strong>Versprechern</strong> interagieren, mit linguistischen Beschreibungen <strong>von</strong> formalen<br />

Grammatiken zu identifizieren. Darüber hinaus entwickelte sie aus den ihr vorliegenden<br />

3<br />

Die Psycholinguistik untersucht die Prozesse, die kognitive Zustände und Sprachsysteme miteinander in<br />

Beziehung setzen<br />

11

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