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Experimentelle Untersuchung von Versprechern bei Zwangspatienten ...

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<strong>Experimentelle</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> <strong>Versprechern</strong> <strong>bei</strong> <strong>Zwangspatienten</strong><br />

angemessen. Hamm und Bredenkamp (2004) berichten <strong>von</strong> <strong>Untersuchung</strong>en, die gezeigt<br />

haben, dass auch die Einhaltung eines konstanten Rhythmus kapazitätsbelastend ist und somit<br />

als Kontrollbedingung ausscheidet. Außerdem konnten sie belegen, dass nicht jede<br />

Zusatzaufgabe zu mehr Sprechfehlern führt.<br />

Betrachtet man den Befund der vorliegenden <strong>Untersuchung</strong> aus der Perspektive der<br />

postulierten notwendigen Bedingungen für Versprecher (Kap. 2.1.3), so kann man da<strong>von</strong><br />

ausgehen, dass Freuds (1901) Annahme bezüglich des Kompromisscharakters <strong>von</strong><br />

<strong>Versprechern</strong> darauf beruht, dass er eine vollständige Abwesenheit <strong>von</strong> Kontrollmechanismen<br />

für unwahrscheinlich hält, d.h. zum einen besteht für die Äußerung des ursprünglich<br />

Intendierten nicht genügend Kontrolle und zum anderen verhindert ein noch vorhandener<br />

kontrollierender Prozess das vollständige Durchsetzen der störenden Intention. Demnach<br />

könnten neben den verschiedenen Möglichkeiten zur Entstehung <strong>von</strong> <strong>Versprechern</strong> auch<br />

unterschiedliche Kontrollprozesse unterschieden werden, und zwar ein ‚bewusster’<br />

Kontrollprozess, der dafür verantwortlich ist, dass sich das ursprünglich Intendierte <strong>bei</strong> der<br />

Artikulation durchsetzt, sowie ein ‚unbewusster’ Kontrollprozess, der die Artikulation <strong>von</strong><br />

konflikthaftem Wortmaterial verhindert (vgl. Dilger & Bredenkamp, 2003).<br />

Die Konzeption eines aufmerksamkeitsgesteuerten präartikulatorischen Kontrollsystems fand<br />

sich bereits <strong>bei</strong> Meringer und Meyer (1895):<br />

„Man muss sich hüten, den Sprechfehler als etwas Pathologisches aufzufassen. Beim Sprechfehler<br />

versagt nur die Aufmerksamkeit, die Maschine läuft ohne Wächter, sich selbst überlassen.“<br />

Entsprechende Evidenz für einen solchen präartikulatorischen Kontrollprozess lieferten vor<br />

allem die Ar<strong>bei</strong>ten <strong>von</strong> Baars und Kollegen (für einen Überblick vgl. Baars, 1980; siehe auch<br />

Dilger und Bredenkamp, 1998). Diese Autoren haben die sogenannte SLIP-Technik<br />

entwickelt, die es erlaubt, phonologische Fehler im Labor zuverlässig zu induzieren (siehe<br />

2.3.1). Mit dieser Technik konnten sie einen lexikalen Bias-Effekt beobachten: Wenn durch<br />

die Lautvertauschung reale Wörter resultieren, finden sich in ca. 30% der Durchgänge<br />

entsprechende Fehler (Maul-Held). Im Gegensatz dazu finden sich nur 10%<br />

Vertauschungsfehler, wenn sich durch die Vertauschung Pseudowörter (Mauk-Hels) ergeben.<br />

Dieses Muster liefert Hinweise darauf, dass die Probanden ihre Äußerungen bezüglich<br />

lexikaler Korrektheit vor der Artikulation überprüfen, sofern die Aufgabe lexikales Material<br />

enthält. Fehler, <strong>bei</strong> denen Pseudowörter entstehen, werden anscheinend gut präartikulatorisch<br />

herausgefiltert.

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