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Experimentelle Untersuchung von Versprechern bei Zwangspatienten ...

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<strong>Experimentelle</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> <strong>Versprechern</strong> <strong>bei</strong> <strong>Zwangspatienten</strong><br />

zusammen. Es ist die Zeit der Trotzphase, in der sich das eigene Wollen im Widersetzen, im<br />

Neinsagen, im Dagegensein erfahren will.<br />

Bei der Sauberkeitserziehung prallen die Interessen <strong>von</strong> Erzieher und Kind in besonderer<br />

Weise aufeinander. Zwangsneurotiker sind gezwungen worden, sich zu fügen. Da<strong>bei</strong> konnte<br />

aber nicht verhindert werden, dass die Patienten neben der Gefügigkeitseinstellung Haltungen<br />

<strong>von</strong> heimlichem Widerstand und Protest, <strong>von</strong> Eigensinn und Trotz aufbauten. Diese<br />

Gegentendenzen wurden in ihrer Wirksamkeit durch die Neigung zu motorisch-aggressiven<br />

Impulsdurchbrüchen noch verstärkt (Quint, 1988).<br />

Eine weitere Gruppe <strong>von</strong> Charaktereigenarten wurde <strong>von</strong> Freud (1905) unter dem Begriff<br />

'überordentlich' zusammengefasst. Häufig findet man <strong>bei</strong> Zwangsneurotikern Eigenschaften<br />

wie Überordentlichkeit, Pedanterie und Übersauberkeit.<br />

Bei dem übermäßigen Sauberkeitsanspruch und der pedantischen Ordnungseinstellung wird<br />

deutlich, dass die Patienten unter der Herrschaft eines grausamen Überichs stehen. Ordnung<br />

und Sauberkeit müssen hergestellt werden, unabhängig da<strong>von</strong>, ob es die augenblickliche<br />

Situation sinnvoll erscheinen lässt oder nicht (Quint, 1971).<br />

Der Zwangsneurotiker hat sich mit den Ordnungsprinzipien nicht zu identifizieren vermocht,<br />

sondern sich ihnen unterwerfen müssen. In der Erfüllung der Ordnungs- und<br />

Sauberkeitsanforderung bleibt der Patient nie frei <strong>von</strong> dem Gefühl, unterworfen und<br />

gedemütigt zu sein, was zu ständigen Mobilisierungen <strong>von</strong> Gegenimpulsen führt.<br />

In enger Verbindung mit den o.g. Charakterzügen beschrieb Freud (1908) auch eine retentive<br />

Haltung, die er <strong>bei</strong> seinen Patienten mit einer Zwangsneurose beobachten konnte, wie z.B. der<br />

Geiz. Das 'Zurückhalten' und 'Festhalten' ist oft bis zum Exzess gesteigert. Freud (1908)<br />

äußerte daher, dass die Organisation der Triebe <strong>bei</strong>m Zwangsneurotiker einem Kind auf der<br />

anal-sadistischen Entwicklungsstufe gleiche.<br />

Kennzeichnend für die Zwangsneurose - aus Sicht der Triebtheorie - ist das mächtige und<br />

besonders rigide Abwehrsystem, dass sich dem starken anal-sadistischen Triebregungen<br />

entgegenstemmt. So entsteht ein Bild des Gegeneinander gleich starker Kräfte, die den<br />

Zwangsneurotiker in ständiger Spannung halten und ihn so an eigener produktiver Entfaltung<br />

hindern. Der Zwangsneurotiker ist hauptsächlich mit seiner anal-sadistischen Ambivalenz<br />

beschäftigt, die in Konflikten zum Ausdruck kommen, wie z.B. zwischen Schmutz und<br />

Sauberkeit, Unordnung und Ordnung (Pedanterie) und zu, für ihn typischen, Handlungs- und<br />

Entscheidungsunfähigkeit.<br />

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