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Experimentelle Untersuchung von Versprechern bei Zwangspatienten ...

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<strong>Experimentelle</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> <strong>Versprechern</strong> <strong>bei</strong> <strong>Zwangspatienten</strong><br />

Im nächsten Abschnitt wird auf die Bedeutung <strong>von</strong> kontrollierten Fehlern (unspezifischen<br />

Fehlern) und unkontrollierten Fehlern (Spoonerismen) eingegangen.<br />

4.4 Die Bedeutung <strong>von</strong> kontrollierten und unkontrollierten <strong>Versprechern</strong><br />

Motley (1980) hat in seinen <strong>Untersuchung</strong>en (vgl. 2.5.2) ausschließlich unkontrollierte<br />

Versprecher ausgewertet; das sind Spoonerismen, die zu sinnvollen Wörtern führen. Hier setzt<br />

sich die im Experiment erzeugte Tendenz klar gegen die Tendenz, richtig sprechen zu wollen,<br />

durch. Die kontrollierten Fehler (unspezifische Fehler), die jedoch am ehesten im Sinne der<br />

Psychoanalyse als Kompromissfehler aufgefasst werden können, wurden in der vorliegenden<br />

Ar<strong>bei</strong>t, nebst den Spoonerismen, berücksichtigt und sollen hier im Zusammenhang mit der<br />

SLIP-Technik erläutert werden.<br />

Der SLIP-Versuch erzeugt Bedingungen in Form eines Konflikts zweier Sprechtendenzen:<br />

Auf der einen Seite hat der Sprecher die Intention, korrekt zu sprechen und auf der anderen<br />

Seite wird durch die erzeugte „Trägheit“ der Interferenzwörter der Sprecher veranlasst, ein<br />

bestimmtes Anfangsphonemmuster <strong>bei</strong>zubehalten. Die korrekte Artikulation gelingt, falls<br />

diese „Trägheitstendenz“ unterdrückt werden kann; ein Spoonerismus (unkontrollierter<br />

Versprecher) entsteht, falls sie sich durchsetzt. Außerdem kann der Fall eintreten, dass sich<br />

vielfach keine dieser Tendenzen ganz durchsetzt, dass also die „phonetische Trägheit“ auf das<br />

richtige Sprechen einen störenden Einfluss hat; es entsteht aber nicht ein Spoonerismus,<br />

sondern ein Kompromissfehler. Aus psychoanalytischer Sicht sind diese Kompromissfehler<br />

(kontrollierte Fehler) besonders interessant. Bezogen auf die hier zu untersuchenden<br />

<strong>Zwangspatienten</strong> hieße dies, dass durch die kritischen Zielwörter im SLIP-Test der Trieb-<br />

Abwehr-Konflikt aktiviert wird. Die Triebseite sollte dann die „phonetische<br />

Trägheitstendenz“ verstärken, was zu einem Anstieg <strong>von</strong> zwangsthematischen <strong>Versprechern</strong><br />

führen könnte. Die Abwehrseite jedoch unterstützt die Tendenz zur korrekten Artikulation<br />

(vgl. auch Junglas, 2002). Diese <strong>bei</strong>derseitige Verschärfung des SLIP-Konflikts lässt nun<br />

erwarten, dass die Anzahl der kontrollierten Versprecher zunimmt, wie Wortauslasser oder<br />

Wortentstellungen als Kompromissbildungen.<br />

Die <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> Schüttauf et al. (1997) mit zwangsneurotischen Patienten bestätigt<br />

diese Erwartung. Zwangsneurotische Patienten weisen weder <strong>bei</strong> neutralem noch <strong>bei</strong><br />

konfliktbezogenem Sprechmaterial mehr Spoonerismen auf als gesunde Probanden. Deutliche<br />

Unterschiede zeigen sich aber <strong>bei</strong> den kontrollierten Fehlern, sofern das Wortmaterial

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