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Experimentelle Untersuchung von Versprechern bei Zwangspatienten ...

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<strong>Experimentelle</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> <strong>Versprechern</strong> <strong>bei</strong> <strong>Zwangspatienten</strong><br />

sie da<strong>von</strong> aus, dass man sich nicht planlos verspricht (Meringer & Mayer, 1895, S.9). Sie<br />

entwickelten eine linguistische Versprecherklassifikation, die auf nachweislichen Gesetzen<br />

beruhen soll. Da<strong>bei</strong> wurden folgende sechs Kategorien unterschieden: Vertauschungen<br />

(Umstellungen), Vorklänge (Antizipationen), Nachklänge (Postpositionen), Kontaminationen,<br />

Substitutionen und seltene Erscheinungen. Diese Versprecherklassifikation hat sich bis heute<br />

in etwas abgeänderter Form gehalten. Für jede Kategorie soll zunächst ein Beispiel mit kurzer<br />

Erläuterung genannt werden (vgl. Junglas, 2002).<br />

Vertauschungen (Umstellungen)<br />

Umstellungen oder Vertauschungen liegen dann vor, wenn zwei Elemente ihre Position<br />

vertauschen, wie in dem Beispiel „Er siefzte teuf“ anstatt „Er seufzte tief“ (Meringer, 1908, S.<br />

20).<br />

Vorklänge (Antizipationen)<br />

Bei Antizipationen werden sprachliche Einheiten der Äußerung vorweggenommen d.h. wenn<br />

z.B. ein Phonem eines späteren Wortes fälschlicherweise <strong>bei</strong> einem vorangehenden Wort<br />

verwendet wird: „Ungehallt verhallen“ anstatt „ungehört verhallen“ (Meringer & Mayer,<br />

1895, S. 28).<br />

Nachklänge (Postpositionen)<br />

Bereits geäußerte sprachliche Einheiten sind noch präsent und werden fälschlicherweise noch<br />

einmal in der Äußerung verwendet. Heute spricht man nicht mehr <strong>von</strong> Postpositionen,<br />

sondern <strong>von</strong> einem perseveratorischen Fehler. Ein Beispiel für eine perseveratorische<br />

Ersetzung wäre „Kain und Aibel“ anstatt „Kain und Abel“ (Meringer, 1908, S. 65).<br />

Kontamination<br />

Zwei sprachliche Einheiten, die die Mitteilungsabsicht des Sprechers ausdrücken, werden<br />

miteinander zu einer Einheit verschmolzen. Die Kontamination setzt eine Ähnlichkeit der<br />

Bedeutung oder Form der interferierenden Sätze oder Wörter voraus. Ein Beispiel auf<br />

Satzebene wäre „mir tut alles müd“ aus „mir tut alles weh“ und „ich bin müd“ (Meringer &<br />

Mayer, 1895, S. 74).<br />

Kontaminationen werden in der neueren Linguistik <strong>von</strong> Verschmelzungen unterschieden.<br />

Eine Verschmelzung wäre z.B. „Fachbereich für evangelische Kathologie“ statt „Fachbereich<br />

für evangelische und katholische Theologie“. Bei Kontaminationen werden zwei Wörter oder

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