Experimentelle Untersuchung von Versprechern bei Zwangspatienten ...

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44 Experimentelle Untersuchung von Versprechern bei Zwangspatienten Lemmaebene Aktivierung und senden Aktivierung zurück an alle mit ihnen phonologisch verbundenen Lemmas, wie z.B. „Laus“. Das dem Zielwort phonologisch unähnliche Lemma „Schaf“ erhält keine zusätzliche Aktivierung. Demnach ist das Aktivierungsniveau bei einem semantisch und phonologisch ähnlichem Konkurrenzwort („Laus“) höher, als bei einem nur semantischen Konkurrenten („Schaf“) (vgl. auch Junglas, 2002). Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass in einem interaktiven Modell das Auftreten von lexikalischem Bias-Effekt und gemischten Fehlern durch die postulierte Aktivationsausbreitung und Bidirektionalität erklärt wird. 2.4.3 Rahmenmodell von Levelt Das von Levelt (1989) vorgestellte Rahmenmodell (vgl. auch Bock & Levelt, 1994) ist eine Weiterentwicklung der Stufenmodelle (seriellen Modelle). Levelt hat die bisher einzige umfassende Monographie zur Sprachproduktion publiziert, mit dem erstmaligen Versuch, den Sprachproduktionsprozess von der Konzeptualisierung bis zur Artikulation darzustellen (vgl. auch Pechmann, 1994). Das Modell steht in Einklang mit den meisten Versprecherdaten, die nahe legen, dass die an der Sprachproduktion beteiligten Komponenten eher seriell als interaktiv arbeiten. Levelt postuliert eine Unabhängigkeit der einzelnen Komponenten, welche eine Interferenz oder ein direktes Feedback zwischen ihnen ausschließen. Dies lässt darauf schließen, dass dieses Modell den Stufenmodellen zuzuordnen ist. Die Annahme der seriellen Arbeitsweise von Konzeptualisierung, Formulierung und Artikulation von Sprache wird durch die Annahme paralleler bzw. inkrementeller Verarbeitung nicht aufgehoben, sondern modifiziert (Kempen & Hoenkamp, 1987). Ein modulares (serielles) Modell schließt demnach nicht aus, dass verschiedene Teile einer Äußerung auf verschiedenen Stufen gleichzeitig verarbeitet werden. Hinweise, die für eine inkrementelle Produktion sprechen, beziehen sich z.B. auf längere Äußerungen, die nicht im Ganzen erst konzeptuell geplant, dann grammatisch enkodiert und im nächsten Schritt erst phonologisch enkodiert und dann schließlich artikuliert werden können, weil solch ein Vorgehen gegen die Geschwindigkeit und Flüssigkeit gesprochener Sprache sprechen würde. Das Sprachproduktionsmodell von Levelt (siehe Abb.7) setzt unter anderem am Modell von Garrett (siehe 2.4.1.1) an und erweitert dieses zu einem umfassenden Modell der Sprachproduktion, indem es explizit beschreibt, was in den einzelnen Verarbeitungsbereichen (Konzeptualisierer, Formulator, Artikulator) geschieht. Prozesse der Konzeptualisierung als Voraussetzung aller nachfolgenden sprachspezifischen Verarbeitungsschritte werden von
Experimentelle Untersuchung von Versprechern bei Zwangspatienten anderen Modellen der Sprachproduktion kaum beachtet. Überlegungen zu den konzeptuellen Prozessen eines Sprechers müssen sich mit der Frage auseinandersetzen, wie Wissen mental repräsentiert ist. Nach Levelt existieren verschiedene sinnesspezifische Repräsentationssysteme, deren Repräsentationen jedoch letztlich bei der Sprachproduktion in ein propositionales Format transformiert werden müssen. Schließlich werden die aus der konzeptuellen Struktur selegierten Informationen bei der Transformation in eine sprachliche Äußerung linearisiert. Levelt unterscheidet hier zwischen den prozess- und inhaltsbezogenen Determinanten der Linearisierung. Zu den prozessbezogenen Determinanten hat Levelt (1983) am Beispiel der Beschreibung einfacher Netzwerke eigene Untersuchungen durchgeführt, die zu der Formulierung von drei Prinzipien der Linearisierung geführt haben und im wesentlichen auf einen ökonomischen Gebrauch des Arbeitsgedächtnisses nach Baddeley (1986, 1997, 2000, vgl. 3.1) zurückführen. Levelt geht davon aus, dass es sich bei den Aktivitäten des Konzeptualisierers um kontrollierte Prozesse handelt, die mit Aufmerksamkeit verbunden sind, während der weitere Bearbeitungsprozess durch den Formulator und Artikulator automatisch und nicht-intentional abläuft. KONZEPTUALISIERER Generieren der Botschaft Überwachen präverbale Botschaft FORMULATOR grammatisches Enkodieren Oberflächenstruktur Phonologisches Enkodieren phoenetischer Plan (inneres Sprechen) LEXIKON LEMMAS LEXEME Diskursmodel, . Situationswissen Weltwissen, etc. Postverbale Botschaft SPRACH- VERSTEHENS- SYSTEM phonetischer Strang ARTIKULATOR AKUSTISCHE INFORMATION äußeres Sprechen Abbildung 7: Sprachproduktionsmodell nach Levelt (1989, Übersetzung vgl. Dilger 2000) 45
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