25.09.2013 Aufrufe

Experimentelle Untersuchung von Versprechern bei Zwangspatienten ...

Experimentelle Untersuchung von Versprechern bei Zwangspatienten ...

Experimentelle Untersuchung von Versprechern bei Zwangspatienten ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Experimentelle</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> <strong>Versprechern</strong> <strong>bei</strong> <strong>Zwangspatienten</strong><br />

konfliktbezogen ist. Die zwangsneurotischen Patienten begehen mehr Fehler dieser Art und<br />

benötigen auch mehr Zeit für das richtige Sprechen. Diese Unterschiede zeigen sich nicht <strong>bei</strong><br />

dem neutralen Sprechmaterial (vgl. 2.5.4.2).<br />

Ufer (2001) und Ufer, Bredenkamp und Jacoby (2000) konnten diese Ergebnisse mit<br />

essgestörten Patienten, die an Bulimie, Adipositas oder Anorexia nervosa erkrankt waren,<br />

replizieren. Der Vergleich <strong>von</strong> Bulimiepatienten mit gesunden Probanden führte mit einer<br />

Ausnahme zu der gleichen Ergebnisstruktur. Die Ausnahme bezieht sich darauf, dass <strong>bei</strong> dem<br />

kritischen Wortmaterial die bulimischen Patienten mehr Spoonerismen als gesunde Probanden<br />

aufweisen. Dieses Ergebnis entspricht zunächst nur zum Teil den aus psychoanalytischen<br />

Überlegungen entwickelten Hypothesen. Dies könnte auf einen mindestens für einige<br />

Wortpaare bewussten Prozess zurückzuführen sein und zudem könnte es sich um ein<br />

bulimiespezifisches Phänomen handeln (ausführlichere Beschreibung 2.5.4.3; vgl. auch<br />

Junglas, 2002)<br />

Die Anorexiepatienten verfügen im Gegensatz zu den Bulimieerkrankten - aus<br />

psychoanalytischer Sicht - über eine ausgeprägte Triebkontrolle (vgl. z.B. Thomä, 1961;<br />

Freud, A., 1959; Boothe, 1991). Diese Kontrolle führte dann auch zu den erwarteten<br />

kontrollierten <strong>Versprechern</strong> <strong>bei</strong> kritischem Wortmaterial, also zu häufigeren<br />

Kompromissbildungen zwischen Trieb und Abwehr und weniger häufig zur Überlegenheit<br />

des Triebes, was sich in vermehrtem Auftreten <strong>von</strong> Spoonerismen zeigen würde.<br />

Nach Freuds (1916) psychoanalytischer Annahme entstehen Kompromissbildungen<br />

(kontrollierte Versprecher) durch einen unbewussten Kontrollprozess, der die Artikulation<br />

<strong>von</strong> konflikthaftem Wortmaterial zu verhindern sucht (vgl. 2.5.1). Die Kontrolle erfolgt durch<br />

einen Kompromiss zwischen der Absicht, richtig zu sprechen und einem<br />

krankheitsbezogenem Gedanken, der in den o.g. genannten <strong>Untersuchung</strong>en phonologisch<br />

geprimt wurde.<br />

Geht man da<strong>von</strong> aus, dass die Zentrale Exekutive aus Baddeleys (2000)<br />

Ar<strong>bei</strong>tsgedächtnismodell solch ein Kontrollmechanismus für unbewusste Inhalte ist, so wie<br />

Bredenkamp und Dilger (2003, vgl. 2.1.3) in ihrem Rahmenmodell vermuten, sollte die<br />

Belastung der Zentralen Exekutive durch die Zusatzaufgabe (RIR) nach Vandierendonck et al.<br />

(1998a) der relative Anteil der unkontrollierten Versprecher (Sponnerismenanzahl im<br />

Verhältnis zu den Gesamtfehlern) <strong>bei</strong> kritischen Zielwörtern höher sein, als der relative Anteil<br />

der Spoonerismen, wenn die Zentrale Exekutive durch die Zusatzaufgabe nicht belastet wird.<br />

Eine <strong>Untersuchung</strong> mit Anorexiepatienten bestätigte die Vermutung einer unbewussten<br />

störungsbezogenen Fehlerkontrolle durch die Zentrale Exekutive, mit dem Einwand, dass für<br />

95

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!