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Experimentelle Untersuchung von Versprechern bei Zwangspatienten ...

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<strong>Experimentelle</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> <strong>Versprechern</strong> <strong>bei</strong> <strong>Zwangspatienten</strong><br />

Die Theorie der Zentralen Exekutive bezieht sich vorrangig auf die Verar<strong>bei</strong>tung bewusst<br />

wahrgenommener Informationen. Dass Informationen auch nicht bewusst aufgenommen und<br />

verar<strong>bei</strong>tet werden können, wird sehr eindrucksvoll an Menschen mit einer Durchtrennung<br />

der Verbindung zwischen linker und rechter Gehirnhälfte (Split-Brain) belegt (Pinel, 1997, S.<br />

433ff). Split-Brain-Patienten können Gegenstände, die sie mit dem rechten Auge sehen,<br />

bewusst wahrnehmen und sprachlich korrekt bezeichnen. Dagegen können sie Gegenstände,<br />

die ihnen nur im linken Gesichtsfeld dargeboten werden, anscheinend nicht erkennen und<br />

zudem auch nicht begrifflich benennen. Die Annahme, dass es automatische<br />

Aufmerksamkeitsreaktionen gibt, die nicht an eine bewusste Wahrnehmung und Verar<strong>bei</strong>tung<br />

<strong>von</strong> Informationen gekoppelt sind, wird dadurch untermauert, dass die Split-Brain-Patienten<br />

durchaus sinnvoll auf diese Objekte reagieren (zu ihrer eigenen Überraschung), so als würden<br />

sie sie sehen.<br />

Baddeley (1990, S.128) vermutet, dass Ausfälle <strong>bei</strong> der aufmerksamkeitskonsumierenden<br />

Handlungsüberwachung mit Schädigungen des Stirnhirns zusammenhängen (vgl. auch<br />

Goldman-Rakic, 1992; Mulder, 1986). Frontalhirngeschädigte Patienten, die eine Regel<br />

gelernt haben, zum Beispiel <strong>bei</strong> einer Kartensortieraufgabe, neigen zur Beibehaltung der alten<br />

Regel und machen damit einen Perseverationsfehler, wenn ein Wechsel zu einer neuen Regel<br />

erfolgt. Gemäß dem SAS-Modell <strong>von</strong> Norman und Shallice (1986) fehlt diesen Patienten die<br />

Fähigkeit eines intakten Kontrollsystems, das den einmal begonnen Ablauf unterbrechen und<br />

somit die Annahme einer neuen Strategie ermöglichen könnte.<br />

Aufgrund der Annahmen über die Zusammenhänge der Zentralen Exekutive mit Funktionen<br />

des Frontalhirns und des Balkens sowie mit traditionellen Konzepten der Intelligenz, ist die<br />

Zentrale Exekutive sowohl mit neuropsychologischen als auch mit psychomotorischen<br />

Methoden (<strong>bei</strong> denen die Resultate auch <strong>von</strong> eingesetzten Tests und Stichproben abhängen)<br />

untersucht worden (z.B. Baddeley, 1986, 1996; Shallice, 1988, 1994).<br />

Die Funktionen der Zentralen Exekutive und die Metaphern zu ihrer Beschreibung legen die<br />

Vorstellung eines Homunkulus nahe, die Baddeley (1996) als vorläufige Zusammenfassung<br />

der angenommenen Kontrollprozesse akzeptiert. Hiermit verbindet Baddeley allerdings das<br />

Ziel, die Prozesse der Zentralen Exekutive in Zukunft auszudifferenzieren und damit die<br />

Analogie zu einem Homunkulus zu überwinden.<br />

Inwieweit die Zentrale Exekutive auch für eine (nach psychoanalytischer Auffassung)<br />

unbewusste Kontrolle <strong>bei</strong> störungsspezifischem Wortmaterial zuständig ist, wurde in der<br />

vorliegenden Ar<strong>bei</strong>t untersucht.

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