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Experimentelle Untersuchung von Versprechern bei Zwangspatienten ...

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<strong>Experimentelle</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> <strong>Versprechern</strong> <strong>bei</strong> <strong>Zwangspatienten</strong><br />

Motleys (1980) Versuche geben Hinweise darauf, dass nicht nur durch die Induktoren,<br />

sondern auch durch die Situation Gedanken angeregt werden, die zu Sprechfehlern führen.<br />

Insofern weisen diese Versuche eine Nähe zu Freud auf, der Sprechfehler als das Resultat<br />

eines Konflikts zwischen verschiedenen Intentionen ansieht. Besonders das dritte Experiment,<br />

das sich auf die persönlichen Aspekte der Probanden bezieht, sieht Motley als unmittelbare<br />

Bestätigung der Freudschen Fehlleistungstheorie. Auf die Frage, inwieweit sich die<br />

Fehlleistungen als Kompromiss darstellen, geht Motley nicht ein. Es erfolgt lediglich die<br />

Auswertung der Spoonerismen (störende Tendenz setzt sich durch; zumindest <strong>bei</strong> vollen<br />

Sponnerismen).<br />

2.5.3 Kritik <strong>von</strong> Grünbaum<br />

Adolf Grünbaum (1988) lobte in seinem Buch 'Die Grundlagen der Psychoanalyse: Eine<br />

philosophische Kritik' die <strong>Untersuchung</strong>en <strong>von</strong> Motley (1980) als raffiniert und phantasievoll,<br />

allerdings mit dem Einwand, dass keines der drei Experimente auch nur die Schwelle<br />

erreiche, wo man <strong>von</strong> einer Überprüfung der psychoanalytischen Theorie sprechen könne.<br />

Motleys erstes Experiment machte deutlich, dass ein durch die Interferenzwörter angeregter<br />

interferierender Gedanke kausalen Einfluss auf die Versprecherhäufigkeit ausübt. Neben der<br />

phonetisch bestimmten Tendenz zum Spoonerismus wurde auch eine semantisch bestimmte<br />

Tendenz im Sprecher erzeugt. Nach Grünbaum (1988, S. 332) stützt dieses Experiment<br />

lediglich die Freudsche These, dass Fehlleistungen sinnvoll seien und sie auf einer<br />

nachvollziehbaren Tendenz des Fehlleistenden beruhen. Die Einflüsse in diesem Experiment<br />

seien vorbewusst, „wenn nicht im Kern völlig bewusst“.<br />

Das zweite Experiment war so angelegt, dass die störenden Gedanken als 'zurückgedrängt'<br />

verstanden werden könnten. Für den „Elektroschock-Gedanken“ galt dies wegen der<br />

offenbaren Angstbesetzung. Auch die erotischen Gedanken waren für einen Teil der<br />

Versuchspersonen angstbesetzt. Dennoch können diese Bedingungen nicht zur Überprüfung<br />

der dritten These (das Unbewusste) herangeholt werden, da keine experimentelle Variation<br />

bzgl. der 'Zurückdrängung' vorgenommen wurde. Wie im ersten Experiment könne man, laut<br />

Grünbaum, nicht behaupten, dass das kognitiv-affektive Situationsfeld, das Motley in seinen<br />

Bedingungen erzeugte, <strong>von</strong> den Versuchspersonen verdrängt worden war. Die Probanden in<br />

der ‘Electricity-Set’-Bedingung erwarteten ganz bewusst den (angeblichen) Elektroschock

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