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Experimentelle Untersuchung von Versprechern bei Zwangspatienten ...

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<strong>Experimentelle</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> <strong>Versprechern</strong> <strong>bei</strong> <strong>Zwangspatienten</strong><br />

Motley (1980) gelang es, mittels der SLIP-Technik, zusätzlich zu einem phonologischen<br />

Priming, Gedanken semantisch und situativ anzuregen, die sich im SLIP-Experiment als<br />

Sprechfehler durchsetzen (siehe 2.5.2) In seiner <strong>Untersuchung</strong> verwendete Motley zwei<br />

Listen <strong>von</strong> Items. In der einen Liste ergaben sich <strong>bei</strong> Lautvertauschungsfehlern Phrasen mit<br />

sexueller Bedeutung (z.B. „nice legs“ statt „lice negs“), in einer zweiten Liste ergaben sich<br />

<strong>bei</strong> Lautvertauschungsfehlern Phrasen mit bedrohlichem Inhalt (z.B. „bad shock“ statt „shad<br />

bock“). Auch dieser Befund zeigt, dass Aufmerksamkeitsprozesse daran beteiligt sind, welche<br />

Art <strong>von</strong> Sprechfehlern auftreten.<br />

Motleys <strong>Untersuchung</strong>en können darüber hinaus als ein wichtiger Schritt in der Entwicklung<br />

empirischer Tests Freudscher Hypothesen mit sprachpsychologischen Methoden angesehen<br />

werden. Grünbaum (1988) lobte diese Experimente als phantasievoll und raffiniert, kritisierte<br />

aber, dass sie die Hauptthese Freuds, verdrängtes Material verursache Fehlleistungen,<br />

entgegen Motleys Meinung nicht stützten (siehe 2.5.3). Schüttauf, Bredenkamp und Specht<br />

(1997) knüpften deshalb statt an einen bewussten Konflikt (z.B. Sexualängstlichkeit) an den<br />

unbewussten Konflikt an, den die Psychoanalyse zur Erklärung der neurotischen<br />

Erkrankungen postuliert. Auch sollte der Kompromisscharakter <strong>von</strong> Freud berücksichtigt<br />

werden, indem nicht nur, wie in den Experimenten <strong>von</strong> Motley, ausschließlich auf<br />

Spoonerismen geachtet wird, sondern in erster Linie auf die unspezifischen Versprecher<br />

(Kompromissfehler).<br />

Bezüglich der Selbstüberwachung <strong>von</strong> Sprechern unterstützen die Ergebnisse der<br />

vorliegenden <strong>Untersuchung</strong> Levelts perceptual loop-Theorie (Levelt, 1989; Roelofs & Meyer,<br />

1999; siehe 2.2.1) und nicht konkurrierende Aktivationsausbreitungstheorien in Netzwerken.<br />

Die perceptual loop-Theorie postuliert im Unterschied zu den anderen theoretischen Ansätzen<br />

einen zentralen Monitor innerhalb des Konzeptualisiers; daher ist die perceptual loop-Theorie<br />

die einzige Konzeption, die mit der Zentralen Exekutive in Verbindung gebracht werden<br />

kann, da die interne Fehlerkorrektur die Bewusstheit eines Fehlers voraussetzt und <strong>von</strong> der<br />

Aufmerksamkeitsressource abhängig ist. Die Zentrale Exekutive ist das wichtigste, allerdings<br />

bisher vergleichsweise wenig erforschte, Teilsystem des Ar<strong>bei</strong>tsgedächtnismodells <strong>von</strong><br />

Baddeley (1996, 2000). Ihr wird eine wichtige Rolle für die Bewältigung <strong>von</strong> Aufgaben, die<br />

die Kapazität der modalitätsspezifischen Subsysteme des Ar<strong>bei</strong>tsgedächtnisses übersteigen,<br />

sowie für die Koordination <strong>von</strong> kognitiven Prozessen <strong>bei</strong>gemessen. Des Weiteren stellt die<br />

Zentrale Exekutive den Kontakt zum Langzeitgedächtnis her und ist mit der Kontrolle nicht<br />

routinierter Tätigkeiten befasst.<br />

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