25.09.2013 Aufrufe

Experimentelle Untersuchung von Versprechern bei Zwangspatienten ...

Experimentelle Untersuchung von Versprechern bei Zwangspatienten ...

Experimentelle Untersuchung von Versprechern bei Zwangspatienten ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Experimentelle</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> <strong>Versprechern</strong> <strong>bei</strong> <strong>Zwangspatienten</strong><br />

Äußerungen. Sprechfehler sind bis heute eine überaus wichtige Quelle für Modelle der<br />

Sprachproduktion. So fruchtbar auch die Auseinandersetzung mit natürlichen <strong>Versprechern</strong><br />

für ein theoretisches Sprachproduktionsmodell war, konnte jedoch ein entscheidendes Defizit<br />

nicht übersehen werden, nämlich dass Sprechfehler relativ selten und zufällig auftreten, und<br />

zudem stellt sich die Frage, inwieweit die Ergebnisse der Versprechersammlung vom Hörer<br />

beeinflusst werden (Cutler, 1982).<br />

Eine Möglichkeit, diese Probleme zu entschärfen, besteht darin, Sprechfehler experimentell<br />

zu induzieren. So ist zum Beispiel die grammatikalische Umstrukturierungsaufgabe, die<br />

verschiedene Techniken <strong>bei</strong>nhaltet, in einer ganzen Reihe <strong>von</strong> Experimenten zur Erzeugung<br />

<strong>von</strong> <strong>Versprechern</strong> genutzt worden (Stemberger, 1992). Eine <strong>Untersuchung</strong>smethode bestand<br />

darin, den Versuchspersonen ein Verb in der Form „was ...ing“ darzubieten, mit der<br />

dazugehörigen Aufgabe, das dargebotene Verb (z.B. „was printing“) möglichst schnell in die<br />

Grundform der Vergangenheit zu transformieren (z.B. „printed“) (Stemberger & MacWhinny,<br />

1986). Einen Hinweis dafür, dass es mit einer gewissen Schwierigkeit verbunden ist, ähnlich<br />

klingende Phoneme kurzfristig hintereinander zu artikulieren, lieferte das<br />

<strong>Untersuchung</strong>sergebnis: Mehr Fehler treten auf, wenn die Grundform auf /t/ oder /d/, z.B.<br />

„lift“ oder „hold“ endet, als wenn dies nicht der Fall ist (z.B. grab, bake), und zwar fehlt in<br />

ersteren Fällen die Partizipendung /ed/ (vgl. auch Junglas, 2002).<br />

Baars (1980) stellte zur experimentellen Provokation <strong>von</strong> <strong>Versprechern</strong> die Technik der<br />

Reihenfolgevertauschungsaufgaben vor, eine der SLIP-Technik (siehe 2.3.1) ähnliche<br />

Methode. Die Versuchsperson wird aufgefordert, sich die leise zu lesenden Wortpaare zu<br />

merken und <strong>bei</strong> entsprechendem Zeichen (Summton oder Aufforderung) das zuvor<br />

dargebotene Wortpaar in umgekehrter Reihenfolge auszusprechen (Word-Order-<br />

Competition). Bei diesem Vorgehen werden sehr oft Spoonerismen (halbe und ganze<br />

Spoonerismen, siehe 5.1.5) produziert. Um Wortvertauschungen zu induzieren, kann diese<br />

Vorgehensweise auch für ganze Sätze angewandt werden (Phrase-Order-Conflict). Hier<strong>bei</strong><br />

wird der Proband durch ein entsprechendes Zeichen aufgefordert, den dargebotenen Satz mit<br />

zwei Konstituenten und dem gleichen Subjekt, die durch ein „und“ verbunden sind, <strong>bei</strong> der<br />

Artikulation in ihrer Reihenfolge zu vertauschen (Beispiel: „She cut a flower and touched her<br />

nose“ wird in etwa 20 % aller Fälle zu „She touched her flower and cut her nose“).<br />

Die bekannteste Methode, Versprecher zu erzeugen, sind wohl die sogenannten<br />

Zungenbrecher, die man sich auch unter Laborbedingungen zunutze gemacht hat (vgl. Kupin,<br />

1982; Shattuck-Hufnagel, 1992; Mowrey & MacKay, 1990). Zum Beispiel ließen Dell und<br />

Repka (1992) Versuchspersonen Zungenbrecher lernen, die sie neben dem Artikulieren auch<br />

31

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!