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Bei der Armee, Genossen, ist die Anrede: “Genosse....Dienstgrad „ erfahren wir von besagtem<br />
Spieß im PAZ (Politisches Aufklärungs-Zimmer) zum erstmaligen Laufenlernen in Kieler<br />
Knabenuniform. Sofort nach dieser ersten Unterweisung, haut Kohli den Spieß an: „Gestatten<br />
sie Genosse Dienstgrad austreten zu dürfen!“ “Solche Blöden wie ihr, sind mir in meiner<br />
langjährigen Laufbahn <strong>bei</strong> der NVA noch nie untergekommen.“ beteuerte der Spieß täglich<br />
dreimal, während er sich förmlich das Futter aus dem Kulani reißt, um aus uns wenigstens<br />
annähernd solche Koniferen zu formen, wie er eine ist.<br />
Ich möchte hier die NVA nicht lächerlich machen oder schlechter als sie war. Ein großes Glück<br />
für Deutschland, daß die kämpfende Truppe nie eine ernsthafte Kostprobe ihres Könnens<br />
abgeben mußte. Nur in diesem speziellen Fall, der Einberufung von 100 Gleichgesinnten, die<br />
sich alle mit Vornamen kennen und eisern zusammenhalten gegen die ungeliebte Befehlsgewalt,<br />
überfordert das Latein der Armee-Pädagogen.<br />
Ihre bisher immer greifenden Mechanismen funktionieren nun unverständlicherweise nicht<br />
mehr. Das gespannte Verhältnis zwischen der christlichen Seefahrt und der Kriegsmarine<br />
verstärkt auch noch die Disharmonie.<br />
Unsere Ausbilder prägte der Umgang mit den ihnen unterstellten Offiziersschülern der Seestreitkräfte,<br />
die während ihrer vierjährigen Ausbildung an der Schwedenschanze zum Leutnant<br />
zur See, entweder die Möglichkeit haben, blind zu gehorchen oder sich zu erschießen!<br />
Wir nutzen unsere außergewöhnlichen Möglichkeiten, erzeugen damit einen Druck, der natürlich<br />
erheblichen Gegendruck provoziert. Daher haben Durchschnitts-Wehrpflichtige in<br />
der NVA positivere Erfahrungen gesammelt, als sie meine Schilderungen jetzt wiedergeben:<br />
______________<br />
Oberleutnant Häher ist der Oberkommandierende unseres Reservistenhaufens und wieder<br />
einmal ungehalten, das drückt sich darin aus, daß er uns schon vor dem zehnstündigen<br />
Unterricht statt um 06.00 Uhr um 04.30 Uhr per Alarm aus den Feldbetten scheucht und<br />
vorher vorsorglich zur Desorientierung die Sicherungen für die Beleuchtung herausdreht.<br />
Volle feldmarschmäßige Ausrüstung ist erwünscht und furchtbare Eile geboten, als ob der<br />
Klassenfeind schon vor den Toren Stralsunds stände. Vor dem Tor von „die Objekt“ glotzt<br />
unser Oberbefehlshaber vergrämt auf seine Armbanduhr und meint, nach sieben Minuten<br />
hätte nach Schulstandard auch der phlegmatischste Offiziersschüler bereits nach der ersten<br />
Ausbildungswoche in Reih und Glied und voller Montur gestanden und <strong>bei</strong> ihnen trudelt der<br />
Erste so nach zwölf Minuten ein.<br />
Oberleutnant Häher und sein Politoffizier sind vergnatzt und befehlen jetzt, nachdem sich<br />
der Haufen gesellt hat, einen verschärften Geschwindmarsch.<br />
Ich schleppe neben zwei Decken auf dem Affen, Gasmaske, Zeltbahn, Gamma-Ausrüstung,<br />
Feldspaten, Kochgeschirr und dem halt nötigsten für solch einen Männerulk durch das<br />
Gelände. Dazu eine handliche Kolaschnikov. Viele meiner Leidensgenossen aber Granatwerfer<br />
und MG‘s. Längst ausrangiert, dennoch fünfzigtausendmal geölt und poliert und nur<br />
wegen des üppigen Gewichtes <strong>bei</strong> Übungen noch hochinteressant. Oberleutnant Häher<br />
trägt nur ein leichtes „Makarov“-Pistölchen und ist dementsprechend wesentlich mobiler.<br />
Während eines Kontrollganges entlang der Truppe zuckt er zusammen: „Warum fährt denn<br />
das Schwein nicht gleich mit dem Fahrrad?“ wird ihm hier aus der Masse und dem Morgengrauen<br />
heraus geboten. Die Fronten haben sich schon so verhärtet, weil nur noch gegenseitiges<br />
Maßnehmen unseren Tagesablauf bestimmt. Die standardisierte Frage: „Wer war das?“<br />
hätte sich der Genosse Oberleutnant wirklich kneifen können, aber er stellte sie stereotyp<br />
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