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Ich übernehme jetzt ganz kühn das Öffnen einer Schampanskoe-Flasche, schließlich habe ich<br />

das schon Hunderte Male gemacht. Danach trägt Klaus Völker, der E-Mix quer über seine<br />

hellbraune Affenhaut-Lederjacke aus Gibraltar eine dunkel gesprayte Schärpe, als frisch<br />

gekürter Mister Odessa, oder so. Klaus Görs, der II. Ing. ist auch nicht ganz trocken geblieben.<br />

Der Sprudel kommt mit solch einem Affenzahn aus der Flasche, daß zum profigerechtem<br />

Servieren die Benutzung der Übergardine anscheinend doch zwingend notwendig ist.<br />

Ich haue dem Ober anerkennend auf die Schulter, da er immer dreiviertelvolle Flaschen hinbekommt,<br />

meine ist nur noch halbvoll.<br />

Mittlerweile sind wir uns alle schon viel näher gekommen. Der Ober heißt Affanassi. Wir<br />

dürfen Nastji sagen und wir drei heißen auch irgendwie. Nastji hätte einen Wunsch, wenn wir<br />

wieder nach Odessa kommen. Wegen auftretender Mißverständnisse malt er den Wunsch<br />

auf eine Serviette. „Ah“, sage ich, „du willst einen Kaktus!“ Aber mit dem Tip liege ich nun<br />

total daneben, obwohl das Gemälde auf der Serviette das durchaus vermuten läßt.<br />

Kurzum, Nastjenki wäre ganz erpicht auf Kondome. Aber solche mit Gnubbeln, die ich erkennungsdienstlich<br />

als Kaktusstacheln auf dem Serviettengemälde mißdeutet habe. Bei<br />

„H. Kästners diskretem Versand“ sind die aber DDR-mäßig nicht im Angebot und Beate Uhse<br />

hat <strong>bei</strong> ihrem Siegeszug in die DDR diese segensreichen Kulturgüter erst zwanzig Jahre<br />

später in ihrem BUKO (Beischlaf-Utensilien-Koffer).<br />

Wir fahren leicht beschwipst mit einer Wolga-Taxe zum Hafen. Taxen sind hier zu haben,<br />

seltsamerweise alle mit männlichem Fahrer und weiblichem Beifahrer. Nur die Rückbank steht<br />

drei Fahrgästen zur Verfügung. Das Mädchen schlägt ein, zwei Mann von uns einen<br />

Abstecher <strong>bei</strong> ihr zu Hause vor. Ich frage scherzhaft, wie’s denn mit uns dreien wäre. „Tolko<br />

dwe moschno, tri net, cerze rabotajet....”<br />

Zwei steckt sie also locker weg, aber in einem Ritt die Betreuung von drei Mann schlägt ihr<br />

doch zu heftig auf’s Herz. Ich will sie noch fragen, ob sie etwa einen Bypaß hat, aber ich weiß<br />

nicht, was Bypaß auf russisch heißt.<br />

Ich komme jetzt des öfteren in einen der schwarzmeerigen Tankerhäfen. Irgendeine Schmunzeleinlage<br />

bieten die Heinzis immer.<br />

______________<br />

Im Hafen rührt sich nicht viel. Das Ballastwasser wird gemächlich aus dem Schiff gepumpt,<br />

hier holt sich niemand in übertriebener jüdischer Hast ein Magenleiden.<br />

Es ist der 23. Februar. Die Sowjetbürger begehen den Tag der Roten Armee.<br />

Eigentlich aber nur der männliche Teil der Einwohnerschaft.<br />

Das schmälert an diesem Ehrentag landesweit etwas das Brutto-Sozialprodukt.<br />

Es bedarf keiner sonderlichen Erklärung, daß jeder männliche Sowjetbürger, der in diesem<br />

Land im zivilen Sektor auch nur andeutungsweise etwas zu sagen hat, vorher ehrenvoll die<br />

Rote Armee verlassen hat. Ein halber Schuhkarton voller Orden, Abzeichen und Auszeichnungen<br />

beweist das! Somit ist im Sowjetland der „Tag der Roten Armee“ so eine Art Herrentag,<br />

um das einigermaßen treffend zu beschreiben.<br />

Das Sagen haben im großen Sowjetland meist die Männer. „Er“ ist Spezialist, „Sie“ ist Hilfskraft.<br />

„Er“ sitzt unten an der Bedienung der Hebebühne und zieht abwechseln an der Papirossi-<br />

Zigarette „Tschaika“ und ab und zu auch einmal an den Hebeln seiner Hebebühne, damit<br />

„Sie“ oben mit einer fünf Meter langen Stange mit Farbrolle die Fassade vom Kulturhaus neu<br />

himmelblau anpinseln kann. Ich bewundere ständig die Power und das Zupacken der drallen<br />

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