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Das schieben die Albaner den Italienern in die Schuhe, die für ihren Koggenbau vor geraumer<br />
Zeit dort alles Holz weggehackt hätten.<br />
Wir überholen auf der geschotterten Straße erst eine Frau, gebeugt unter einem riesigen<br />
Holzbündel, 20 Meter vor ihr reitet der Gemahl, ganz aufrecht und fröhlich auf einem Esel. Der<br />
Mann trägt gar nichts, der Esel nur den Mann. Von da an war ich ganz erpicht darauf, eine<br />
muselmanische Frau zu ehelichen, oder noch besser, mehrere Muselfrauen.<br />
Außer einer zerfallenen Burg der Adlersöhne, wie sich die albanische Elite bezeichnet, beeindrucken<br />
uns die gesicherten Gehöfte der Bergbauern. Ein jedes ist eine steinerne uneinnehmbare<br />
Festung. Nur so wehrhaft gesichert war ein Überleben zur Zeit der Blutrache in<br />
diesen Gegenden überhaupt möglich. Im Laufe der Generationen häuften sich die Sträußchen,<br />
die jede Sippe mit der benachbarten auszufechten hatte und kein einziges Sträußchen<br />
ließen die Ältesten verwelken. Eine Frage der Ehre.<br />
Wir befahren eine hoch in die Felsen gehauene Straße, gerade so breit wie unser Ello. Der<br />
Fahrer hält an. Er steigt aus, wir auch. Vor uns steht einer. Die Fahrer handeln die Vorfahrt aus.<br />
Wir haben sie nicht. Unser Fahrer stößt zurück bis zu der nächsten in den Fels gehauenen<br />
Einbuchtung und die ist weit.<br />
Dieses Erlebnis muß sich der arme Kerl allein gönnen.<br />
Wir pressen uns mit den Rücken an die Felswand, damit uns der Entgegenkommer passieren<br />
kann und vertreiben uns die Zeit, bis unser Transporter wieder zurückkommt, in dem wir uns<br />
ganz ängstlich vorbeugend von dem unendlich tiefen Abgrund überzeugen, der ohne Geländer<br />
oder gar Leitplanken unsere Straße begrenzt. Wir werfen Felsbrocken hinab und stoppen<br />
die Zeit bis zur akustischen Trefferanzeige, sind dann aber als angehende Ingenieure allesamt<br />
zu dumm, aus der Fallzeit der Steine die Tiefe des Abgrundes zu errechnen. Man kann<br />
ja nicht alles können.<br />
Alpenträume<br />
Am nächsten Tag habe ich auf dem Dampfer Lukenwache. Wir laden in einem Laderaum<br />
Chromerz, das mit dem Greifer geschüttet wird und in zwei Luken Bitumenfässer. Ein 200-<br />
Liter-Rollreifenfaß mit dem Zeug wiegt sechs Zentner. Die Fässer hängen zu sechst an umschlungenen<br />
Stropps an unserem Ladegeschirr. Zum Glück tragen wir in der Luke einen<br />
Helm.<br />
Am nächsten Tag laufen wir aus. Kapitän Just malt den Kurs von Durres nach Beirut in die<br />
Seekarten. Die Brise, die mich drei Tage lang vor Durres so heftig seekränkeln ließ, ist abgeflaut.<br />
Mit zunehmenden Subtropen können wir mehr und mehr auch unsere Aktivitäten an<br />
Oberdeck verlegen, das Bulleye öffnen und das schwere Eisenschott vom Judentempel auf<br />
den Haken hängen, Frühlingsluft in den herb männlich muffelnden Decksaufbau lassen.<br />
In der Doppelstock-Koje schlafe ich unten, Jochen über mir. Ich schlafe fest und träume, bis<br />
Jochen über mir ganz infernalisch brüllt.<br />
Ich träume von Durres und liege in Rückenlage in der Ladeluke. Über mir schweben sechs<br />
von diesen sechs Zentner schweren Bitumenfässern, die gerade da<strong>bei</strong> sind, sich auf mich<br />
herabzulassen. Dagegen stemme ich mich mit den Füßen und beachtlichem Erfolg, aber nicht<br />
gegen sechs mal sechs Zentner Bitumen, sondern gegen Jochens 90 Kilo, die ich damit über<br />
mir aus dem Schlaf reiße. Der eiert, durch meine Füße ausgehebelt, über mir auf seiner<br />
Matratze und hat Mühe, schlaftrunken nicht aus dieser Höhe herabzufallen.<br />
Sein infernalisches Gebrülle beendet jäh mein geträumtes Erfolgserlebnis.<br />
In Beirut wehen die arabischen Düfte der großen weiten Welt, diese beeindrucken in zweierlei<br />
Hinsicht. Man sieht die herrlichen Trauben dieser Welt, aber auch die Höhe, in der sie<br />
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