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einsickert. Vom Peildeck werden die tauenden Schneemassen entfernt, das Tropfen ebbt<br />

danach allmählich ab.<br />

Die Heinzis sind auf den DDR-Werften die pinschietrichsten Abnehmer ihrer hier in Auftrag<br />

gegebenen Schiffe. Sie bemängeln ständig die kleinsten Kleinigkeiten, obwohl sie mit den zu<br />

bezahlenden Warenlieferungen regelmäßig in Verzug sind und ihrerseits kaum einen Termin<br />

einhalten.<br />

Von ihren Werften allerdings, werden uns Schiffe angedreht, für die eigentlich nur garantiert<br />

wird, daß sie schwimmen.<br />

186<br />

Eine sehr kurze Reise<br />

Nach der Vertretungsrolle <strong>bei</strong> Steine & Erden folgt nach gewährtem Urlaub eine Einsatzzeit<br />

auf Tanker „HEINERSDORF“ von sieben Monaten. Das ist sehr herb.<br />

Unser Löschhafen ist Göteborg. In einen DDR-Hafen paßt der Tanker nicht hinein.<br />

Wenn nun nach Schweden einfach keine Ablösung geschickt wird, kann unsereiner ganz<br />

einfach nicht absteigen. Also ziehe ich enttäuscht und wütend wieder los und stehe<br />

dennoch <strong>bei</strong>m Kampf um unsere sozialistische Sache in der ersten Reihe, aber das ist Eigenlob<br />

und nicht die Sicht der Politoffiziere. Mir fehlt die Klarheit im Kopf, ich bin nicht Mitglied<br />

der Partei.<br />

Nach dem siebenmonatigen Mammuteinsatz mache ich mir zwei fette Sommermonate. Zu fett,<br />

aus Sicht meiner Frau.<br />

Ihrem tieferen Verhör entziehe ich mich durch Flucht auf See. Meine zurecht enttäuschte<br />

Gemahlin, die weiterhin mit Eifer sucht, was Leiden schafft, macht nun in Rostock einen<br />

derartigen Wirbel, der dem allgegenwärtigen Auge der Staatssicherheit natürlich nicht<br />

verborgen bleibt. Das verschafft mir diesmal eine sehr kurze Reise.<br />

Ich komme nur bis zum Roten Meer.<br />

wegen erkrankung ehefrau ablösung funkoffizier erforderlich<br />

heißt die Stasiversion dieses Telegrammtextes, der mich nach Hause holt, weil ich aus deren<br />

Sicht ein Sicherheitsrisiko geworden bin.<br />

Der Kapitän schaut sich in der Seekarte des Roten Meer nach einem passenden Hafen um,<br />

um meine Ablösung zu realisieren und dort auch die Ankunft eines Ersatzmannes<br />

abzuwarten.<br />

Ich telefoniere nach Hause, wir fahren durch bis Kharg Island. Meine Frau ist nicht krank, sie<br />

ist im Dienst.<br />

Funkoffizier Peters kämpft sich von Rostock den Schat-el-Arab zu uns herab und ich nach<br />

Ablösung durch ihn, in die entgegengesetzte Richtung nach Hause.<br />

Meine Frau hat <strong>bei</strong>m Rechtsanwalt schon alles gerichtet und die Scheidung eingereicht.<br />

„Bringen sie ihre Familienangelegenheiten in Ordnung, dann werden wir weiter sehen“<br />

erklärt mir die Kaderleiterin als Sprachrohr der Stasi.<br />

In der ersten Scheidung des Jahres 1977 bringt das Kreisgericht Rostock meine Familienangelegenheiten<br />

in Ordnung.<br />

Nach drei Monaten ist das Guthaben meiner freien Tage aufgebraucht. Danach schmore ich<br />

lustlos in einem Bürojob als Landei in der Verwaltung.<br />

Meine Berufskollegen auf See aber bekommen keinen Urlaub. Nur wenn einer von ihnen<br />

einen falsch gefärbten Pups läßt, kommt sofort eine Ablösung.

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