28.10.2013 Aufrufe

Download - bei Funker Felix

Download - bei Funker Felix

Download - bei Funker Felix

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

scher Schrift an dem Platz an der Loire, wo auf allen übrigen Karten der Welt NANTES steht.<br />

Kapitän Düerkop findet sich Dank der russischen Seekarte bis zur Lotsenstation in der Loire-<br />

Mündung. An einem Tag sind die paarhundert Tonnen Bananen mit Elevatoren gelöscht.<br />

Wir machen uns auf die Socken nach Rostock. Die Biscaya ist an diesem Herbsttag<br />

unerwartet ruhig. Das trifft uns nicht unvorbereitet. Schließlich lege ich vor dem Auslaufen<br />

den Wetterbericht auf den Kartentisch.<br />

Nahezu bleierne See empfängt uns nach dem Verlassen der Loire. Nur die Sicht ist <strong>bei</strong> dieser<br />

herbstlichen Hochdruckwetterlage miserabel. Das Schiff passiert Ushant und fährt auf dem<br />

nördlichen Kollisionsschutzweg durch den englischen Kanal.<br />

Frühmorgens, kurz vor dem allgemeinen Wecken fliege ich im hohen Bogen aus der Koje.<br />

Bei der bleiernen See hatte ich das Kojenbrett weggelassen. Ich rolle bis zur gegenüberliegenden<br />

Seite meiner Kammer und prelle mir die Rippen an der Stütze des Tisches.<br />

Es bedarf keiner näheren Erklärung, nur eine Kollision konnte dem Schiff die jähe Backbord-<br />

Krängung <strong>bei</strong>bringen. Auf 36° steht der Zeigerausschlag des Krängungsmessers auf der<br />

Brücke.<br />

Ich rapple mich unter dem Tisch hervor und ziehe hastigst die Uniform über den Schlafanzug.<br />

Der Funkraum grenzt gleich an meine Kammer. Hier klappe ich die Verschlußklappe des<br />

Notzeichengebers hoch und schalte den Mittelwellensender ein. Dann fliege ich in den<br />

angrenzenden Kartenraum, um mir die Position zu besorgen. Gleichzeitig mit mir stürzt der<br />

Kapitän herein. Er ist unwahrscheinlich schnell auf der Brücke. Ein Blick aus den großen<br />

Brückenfenstern zeigt uns eine fehlende Sicht und ein fehlendes Vorschiff. Das Schiff, das<br />

uns so übel zugerichtet hat, ist nicht zu sehen.<br />

Kapitän Düerkop leitet die entsprechenden Maßnahmen ein. Er hat die Situation im Griff.<br />

Bootsalarm wurde bereits ausgelöst. Chiefmate, <strong>bei</strong>de Boote ausschwingen lassen, der Second<br />

und der Wachsmatrose zum Vorschiff. Kontrolle des Kollisionsschotts auf Wassereinbruch.<br />

Der I.Ing im Maschinenraum erhält seine Anweisungen vom Chief, der ist nun auch<br />

auf die Brücke gekommen. Auf UKW meldet sich unser Kollisionsgegner, der in dem<br />

unsichtigen Nebel immer noch nicht zu sehen ist. „<strong>Felix</strong>, mach mal“, sagt mein Kapitän. Es<br />

meldet sich der Kapitän des MS V.S. TUBMAN, Heimathafen Monrovia. „Jaahn Brinckmään“,<br />

may I help you?“ Ich bitte ihn, stand by zu bleiben, bis der Kapitän sich einen Überblick<br />

verschafft hat. Der Erhalt unserer Schwimmfähigkeit muß noch ermittelt werden. Ich tausche<br />

mit V.S. TUBMAN unsere taktisch, technischen Daten aus, genau wie nach einem Autocrash<br />

die Beteiligten das auch machen sollten, nur haben die <strong>bei</strong> aller Aufregung wenigstens die<br />

absolute Gewißheit, daß die Straße unter ihnen nicht noch plötzlich absäuft und sie schwimmen<br />

müssen.<br />

„Keule“ Bürgin, II.Offizier kehrt von der Inspektion des Vorschiffes zurück: „Das durchgehende<br />

Kollisionsschott ist nicht beschädigt, das Schiff macht kein Wasser“.<br />

Auch die Maschine meldet eine trockene Bilge.<br />

Allerdings fehlt dem Schiff vorn ein Stück an seiner Länge. Auch das Ankerspill ist verschrottet.<br />

Aus dem zusammengeknitterten Blechhaufen ragt aber die Ankerkette ins Wasser.<br />

Das Schiff liegt nun hier auf dem Kollisionsschutzweg auf 40 Meter Wassertiefe manövrierunfähig<br />

vor Anker. Die gesamte Kettenlänge des Steuerbord-Ankers ist aus dem Kettenkasten<br />

gerissen und liegt nun am Meeresgrund und hält das Schiff auf Position. Nur mit<br />

ihrem Gewicht, ohne Anker!<br />

„Ihr Anker hängt <strong>bei</strong> mir mit einer Fluke im Laderaum“, informiert uns der Kapitän vom V.S.<br />

TUBMAN. Das Schiff hat <strong>bei</strong>m Touchieren unseres Vorschiffes sich unseren Anker in seine<br />

Außenhaut gedrückt und die gesamte Kette aus dem Kettenkasten gerissen. Dann brach der<br />

127

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!