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Unseren 100 Mann starken Wanderverein führt stets der Zug der Nautiker 1. Studienjahr an.<br />
Die Kameraden haben an der Wustrower Seefahrtschule noch 4 Semester bis zum Kapitän<br />
auf großer Fahrt vor sich und reagieren auf die Drohungen, militärischerseits ihr Studium<br />
negativ zu beeinflussen ziemlich „algerisch“. Wir übrigen Mitmarschierer haben dafür Verständnis.<br />
Wir <strong>bei</strong>den <strong>Funker</strong>züge, F1A und F1B haben glücklicherweise unseren Fachschulabschluß<br />
von Wustrow schon in der Tasche, aber kein Patent.<br />
Erst Armee, dann Funkzeugnis, dann anmustern!<br />
Pädagogisch unwahrscheinlich ausgebufft läßt Oberleutnant Häher aus dieser Tatsache<br />
heraus, die <strong>bei</strong>den <strong>Funker</strong>züge in ihrer ständigen „LMA“-Stimmung immer ganz achtern<br />
marschieren, dort hinten können sie am wenigsten Mist bauen. In dieser Standardformation<br />
ist unser „winning team“ nun auch angetreten und hat sich gegenseitig den Dreck in die<br />
Ranzen gehauen.<br />
Vorgesehen ist danach „Rechts um“ und die führenden Nautiker hätten mit uns im Schlepp<br />
schon bald die Straße von Prora nach Stralsund erreicht und auf dieser wacker fürbas marschierend,<br />
mit einem Lied auf den Lippen und stolz geschwellter Brust, wegen der hervorragenden<br />
Schießergebnisse, auch bald „die Objekt“.<br />
Wegen „Na gut“ kommt „Links um“ der erste <strong>Funker</strong>zug leistet somit die Führungsar<strong>bei</strong>t und<br />
rechter Flügelmann ist „Kohli“, der mit dem langen Karabiner im Drahtverhau der Sturmbahn.<br />
„Kohli“ schleppt stoisch seinen verdreckten Rucksack. Aber das hätten die Offiziellen sich<br />
wesentlich und hartnäckig im schnelleren Tritt gewünscht.<br />
„Kohli“ jedoch ist nicht kommunikativ. Er hat abgeschaltet und hört, sieht und spricht nichts<br />
mehr.<br />
Das Gelände ist unwegsam, wir müssen hintereinander wandern. “Kohli „ hat seinen Feldspaten<br />
am Koppel rein zufällig so drapiert, daß <strong>bei</strong> jedem Schritt sein Kochgeschirr mit einem<br />
lauten Gong dagegen ballert. Das ergibt den Marschtakt für die gesamte Truppe. Den gemütlichen<br />
Wanderschlag finden alle recht angenehm, bis auf die Obersten. Der Oberleutnant<br />
tänzelt aufgeregt, nur mit seinem Pistolentäschchen belastet, an der weit auseinander<br />
gezogenen Truppe auf und ab und muß da<strong>bei</strong> oft über Stock und Stein hüpfen, weil den<br />
schmalen Weg ja die schwer schleppende Kolonne belegt.<br />
„Schließen sie auf, gehen sie schneller, machen sie den Stahlhelmriemen zu, krempeln sie die<br />
Ärmel runter,“ heißen die aufmunternden Kommandos.<br />
Es ist warmer August.<br />
Nebst dem Dreck in den Rucksäcken tragen wir kratziges blaues Kieler Knabenzeug und<br />
geölte Stahlhelme.<br />
Aber wir haben eine herrliche Erfrischung vor Augen.<br />
Die ausgesuchte Wanderroute führt auf Umwegen wieder direkt zu dem uns vom Hinmarsch<br />
schon bekannten Badeparadies.<br />
Die <strong>bei</strong>den „Öberschten“ bilden wieder die Begrenzungspfähle. Niemand muß eingewiesen<br />
werden, es bedarf keinerlei Erklärungen. „Kohli“ rückt dem Kommandeur so dicht auf den<br />
Leib, wie er es in seinem verkeimten Zustand nicht einmal <strong>bei</strong> seiner Braut täte. Zwischen die<br />
<strong>bei</strong>den paßt nur noch „Kohlis“ Zeigefinger. Mit diesem tippt er dem Oberleutnant auf einen<br />
goldenen Knopf seiner gepflegten Uniform: „Solche Leute wie sie, krepieren im nächsten<br />
Krieg zu aller erst.“<br />
Wir wenige Mithörende der ersten Reihen erbleichen.<br />
„Das kann sein, durch!“ ist die uns verblüffende Reaktion und da<strong>bei</strong> bleibt es sogar.<br />
Auf der Straße meint Werner Müller, der in der Wehrmacht die letzten Kriegstage als<br />
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